Baufirmen | Bauzulieferer | Baugewerbe : Signa: Verkauf für Lamarr-Rohbau startet
Inhalt
- Pfandrecht von 390 Millionen Euro auf Lamarr-Liegenschaft
- Gläubiger wollen ca. 6,3 Mrd. Euro von Prime, bisher 2,6 anerkannt
- WAS BISHER GESCHAH - 13.2.2024: erste Großimmobilien aus der Signa Prime Selection werden zum Verkauf angeboten
- Was bisher geschah - 2.2.2024: Lamarr-Gesellschaft weiteres Opfer des Signa-Dramas
- ARE übernimmt von Signa alle Anteile am Bauprojekt Vienna Twentytwo
- Signa Development erhält 25 Mio. Euro Massekredit von Haselsteiner
- Signa Holding wechselt zu Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
- Bauprojekt Vienna Twentytwo in Wien läuft weiter
- Haselsteiner will bei Development bis zu 25 Mio. zuschießen
- Hoffnung auf thailändischen Signa-Partner
- Derzet nur Aufräum- und Absicherungsarbeiten bei Lamarr, erste Gläubigerversammlung
- Auf der Jagd nach Informationen
- Holding, Development, Prime – was trifft den Bau?
- Reaktionen von Strabag, Porr, Habau & Co.
- Folgeinsolvenzen eher bei Zulieferern und Gewerbe?
- Nachwehen an Orten, wo es niemand erwartet hat
- Update ARE 7. 12.: "Es wird nach Plan gebaut"
Pfandrecht von 390 Millionen Euro auf Lamarr-Liegenschaft
Der zuständige Insolvenzverwalter Clemens Richter teilte am 6. März den Verkaufsstart mit. Die Baustelle des Multifunktionsgebäudes steht - wie auch andere im Bau befindliche Signa-Projekte - seit mehreren Wochen still. Über den Zeitplan, bis wann die mit einem Pfandrecht in Höhe von 390 Millionen Euro belastete Liegenschaft und Baustelle frei werden soll, wurde Stillschweigen vereinbart.
Auf dem Lamarr-Grundstück der Signa Retail Selection - auf dem Areal des ehemaligen Leiner-Flagshipstores an einer der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens - sollten nach den Plänen der Signa ein neues Hotel und ein hochwertiges Kaufhaus samt öffentlichem Park auf der Dachterrasse entstehen.
Doch seit Wochen steht das Lamarr-Projekt wegen der Schieflage der Benko-Gruppe, deren wichtigste Gesellschaften sich in milliardenschweren Insolvenzverfahren befinden, still. "Der Rohbau ist fertiggestellt, die Vormontage der Haus- und Fördertechnik ist erfolgt", hieß es in der Mitteilung des Insolvenzverwalters.
Als Käuferin des eigenständigen Projekts käme die thailändische Projektpartnerin Central Group in Frage. Dies war zumindest von Beobachtern vor dem nun eingeleiteten Verkaufsprozess für möglich gehalten worden. Bereits im Februar war bekannt geworden, dass wichtige Immobilien der Signa Prime verkauft werden sollen - etwa das Park Hyatt, das Goldene Quartier und das Gebäude des Verfassungsgerichtshofs in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck.
Im Grundbuch sind Pfandrechte in Höhe von insgesamt 390 Mio. Euro eingetragen. Diese liegen bei der Bank Austria (295 Millionen Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (95 Millionen Euro). "Wenn die Liegenschaft, auf der das Kaufhaus Lamarr errichtet werden soll, pfandrechtlich belastet ist, bedeutet das für einen Käufer natürlich, dass er sich mit dem Pfandrecht auseinandersetzen muss - denn ein Kaufpreis dient zunächst zur Abdeckung der grundbücherlich sichergestellten Verbindlichkeiten", hatte AKV-Expertin Cornelia Wesenauer kürzlich erklärt. Ein Käufer muss bestehende Schulden tilgen.
Gläubiger wollen ca. 6,3 Mrd. Euro von Prime, bisher 2,6 anerkannt
Von den Gläubigern der Signa Prime wurden Forderungen in Höhe von rund 6,3 Milliarden Euro angemeldet. Anerkannt wurden bisher nur rund 2,6 Milliarden Euro der insgesamt 219 Forderungsanmeldungen. Noch nicht angemeldete Intercompany-Forderungen der Signa Prime-Gruppe sollen die Passivseite "substanziell erhöhen", geplante Immobilienverkäufe die Passivseite "weiter deutlich reduzieren".
Somit sind mehr als die Hälfte der Forderungen - rund 3,7 Milliarden Euro - derzeit strittig und werden weiter geprüft.
Darüber hinaus würden weitere Forderungsanmeldungen aus Deutschland erwartet. Dabei handle es sich um so genannte Intercompany-Forderungen. "Bei diesen Forderungen handelt es sich um Ansprüche innerhalb der Signa-Gruppe, die unter anderem Bürgschaften und Haftungsübernahmen umfassen und nun von diversen Tochtergesellschaften der Schuldnerin geltend gemacht werden", teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europa) mit.
Erfolglos geblieben ist offenbar auch die Suche nach Investorengeldern für die angeschlagene Signa-Gruppe. Die bisherigen Investoren hätten sich nicht bereit erklärt, die notwendige Finanzierung zu leisten. Es werde aber weiterhin versucht, eine Massefinanzierung in Höhe von rund 150 Millionen Euro für die Signa-Projektgesellschaften und für die deutschen Signa-Gesellschaften, die sich in der Insolvenz befinden, auf die Beine zu stellen.
WAS BISHER GESCHAH - 13.2.2024: erste Großimmobilien aus der Signa Prime Selection werden zum Verkauf angeboten
Die insolvente Signa Prime Selection, die zur angeschlagenen Signa-Gruppe von Rene Benko gehört, beginnt mit der Versilberung von Luxusimmobilien in Wien und Innsbruck.
Im Rahmen des Sanierungsverfahrens werde nun die Beteiligung an der Signa Prime Assets GmbH verkauft, teilte Insolvenzverwalter Norbert Abel am Dienstagabend mit. Die Beteiligung umfasst in Wien die Gebäude Park Hyatt, Goldenes Quartier und Verfassungsgerichtshof sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol.
"Der strukturierte Verkauf der Signa Prime Assets GmbH startet heute und ist ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzeptes der Signa Prime Selection", so Abel in einer Aussendung. "Durch den Verkauf soll ein Teil der finanziellen Mittel realisiert werden, die zur Erfüllung des angestrebten Sanierungsplans im Interesse der Gläubiger erforderlich sind", so der Sanierungsverwalter.
Was bisher geschah - 2.2.2024: Lamarr-Gesellschaft weiteres Opfer des Signa-Dramas
Wie es mit dem derzeit wohl prominentesten Rohbau Wiens weitergeht, ist seit heute noch ungewisser. Die Projektgesellschaft des geplanten Kaufhauses Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße hat am Freitag beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Konkursverfahrens beantragt, teilten die Gläubigerschützer AKV, Creditreform und KSV1870 mit.
Durch die Insolvenz des Signa-Flaggschiffs Signa Prime Selection sei die Finanzierung der Baufertigstellung nicht mehr gesichert.
Die insolvente "Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH" steht laut Firmenbuch ("WirtschaftsCompass") zu je 50 Prozent im Eigentum der Signa Prime Capital Invest GmbH und der Skyred Holding 9 mit Sitz in Luxemburg. Die Signa Prime Capital Invest ist eine Tochtergesellschaft der insolventen Signa Prime Selection AG und die Skyred Holding 9 eine mittelbare Tochtergesellschaft der thailändischen Central Group.
Als Betreiber des Lamarr wäre die KaDeWe Gruppe vorgesehen gewesen, die ebenfalls zu Signa und Central Group gehört. Das KaDeWe wollte sich auf APA-Anfrage vorerst nicht zu den Kaufhausplänen in Wien äußern.
ARE übernimmt von Signa alle Anteile am Bauprojekt Vienna Twentytwo
Die zur staatlichen Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehörende ARE Austrian Real Estate Development GmbH wird von der insolventen Signa Development deren Anteile am gemeinsamen Großprojekt Vienna Twentytwo übernehmen. Die Gremien von ARE und Signa hätten bereits zugestimmt, der Vertrag soll diese Woche unterzeichnet werden, teilte die BIG letzten Freitagnachmittag (26.01.) mit. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
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Der Bau sei zu 80 Prozent abgeschlossen, grundsätzlich ausfinanziert und nicht von der Signa-Insolvenz betroffen, hieß es vor kurzem seitens der BIG. Das Vienna Twentytwo ist ein Ensemble aus insgesamt sechs Bauteilen, vier davon sind bereits fertiggestellt und übergeben. Die komplette Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.
Das 15.000 Quadratmeter große Projektgelände liegt am Dr.-Adolf-Schärf-Platz, direkt gegenüber dem Donauzentrum. Das Projekt umfasst Miet- und Eigentumswohnungen, Büros, ein Hotel, Gastronomie und Geschäfte.
Signa Development erhält 25 Mio. Euro Massekredit von Haselsteiner
Der insolvente Immobilien-Projektentwickler Signa Development erhält von einer Tochtergesellschaft der Haselsteiner Familien-Privatstiftung einen Massekredit in Höhe von 25 Mio. Euro. Ein Massedarlehen ist vorrangig gegenüber den Forderungen, die vor Insolvenzeröffnung aufgenommen wurden. Der Massekredit sei heute vom Aufsichtsrat der Signa Development Selection AG genehmigt worden, teilte Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer am Freitag (26.01.) in einer Aussendung mit.
Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung hält laut Firmenbuch ("WirtschaftsCompass") 9,2 Prozent an der Immobiliengesellschaft. Das Massedarlehen wurde vom Gläubigerausschuss, vertreten durch die Gläubigerschutzverbände AKV, KSV und ÖVC sowie der Finanzprokuratur, positiv bewertet. Signa-Development-Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner hatte bereits am Mittwoch in der "ZIB2" des ORF erklärt, der Projektentwickler-Gesellschaft bis zu 25 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Signa-Gründer Benko und andere Signa-Development-Gesellschafter stellten bisher kein frisches Kapital zur Verfügung.
"Der Massekredit in Höhe von 25 Millionen Euro war ein wichtiger Schritt zur weiteren Stabilisierung der Projektgesellschaften, um Notverkäufe mit erheblichem Wertverlust zu vermeiden", so die Signa-Development-Insolvenzverwalterin. Damit könne man "auf Ebene der Projektgesellschaften die offenen Zahlungen leisten und den Fortbetrieb sicherstellen".
Die Familienstiftung von Strabag-Gründer Haselsteiner ist neben der Signa Development auch mit 15 Prozent an der insolventen Signa Holding beteiligt. "Ich sehe mich in der Verantwortung als wesentlicher Aktionär, den Schaden für das Unternehmen und die Gläubiger zu minimieren", sagte Haselsteiner laut Aussendung im Hinblick auf die Signa Development. "Der Massekredit soll eine geordnete Restrukturierung durch die Sanierungsverwalterin und das Management ermöglichen, um mehr Zeit für bessere Verkaufsabschlüsse und somit für eine höhere Rückzahlungsquote der Gläubiger zu gewinnen."
Für Aufsehen hat am Donnerstag ein Bericht der "Financial Times/FT" gesorgt, wonach die Signa Development im vergangenen Jahr mehr als 300 Mio. Euro an zwei Unternehmen im Nahebereich des Signa-Gründers Rene Benko überwiesen hat. Demnach lieh die Signa Development 125 Mio. Euro an die Laura Finance Holding GmbH sowie weitere 190 Mio. Euro an die Laura Holding GmbH, schreibt die "FT". Ende 2023 beantragte die Signa Development ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Wann genau die Gelder geflossen sind, steht nicht im Bericht der "FT".
Die Signa-Development-Sanierungsverwalterin äußerte sich nun erstmals zu dem "FT"-Bericht. "Der Vorwurf, es seien unmittelbar vor Insolvenzeröffnung Zahlungen von der Signa Development Selection AG an Rene Benko bzw ihm zuzurechnende Rechtsträger erfolgt, ist unrichtig", so Fruhstorfer. Zutreffend sei, dass es Forderungen gegen nahestehende Gesellschaften der Signa-Gruppe gebe. "Nach aktuellem Erhebungstand sind die kolportierten 300 Mio. Euro für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden. Die Forderungen werden durch die Sanierungsverwalterin selbstverständlich geprüft und betrieben." Eine detaillierte Darstellung der Verrechnungsbeziehungen erfolge im Rahmen der Berichterstattung an das Insolvenzgericht und an den Gläubigerausschuss.
Die heimischen Kreditschützer interessieren sich für die Transaktionen. "Rechtsgeschäfte, die kurz vor der Insolvenz stattgefunden haben und die die Insolvenzmaße geschmälert haben, können rückabgewickelt werden", sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem "Kurier" (Freitagausgabe). "Im Regelfall kann eine solche Transaktion rückwirkend bis zu einem Jahr angefochten werden." Man werde sich diese Zahlungen sehr genau ansehen, sagte Weinhofer den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Freitag).
Anfang November 2023 stufte die Ratingagentur Fitch Signa Development auf "hochriskant" zurück. Fitch wies auf das "Risiko" hin, dass Signa Development eigene Finanzmittel an andere Teile der Signa-Gruppe weitergeleitet hat. Zu erkennen sei dies durch die Erhöhung der "sonstigen Finanzforderungen", die im ersten Halbjahr 2023 um 215 Mio. Euro gestiegen seien. Diese seien im Halbjahresbericht als verzinsliche "Darlehen an indirekte Aktionäre" bezeichnet.
Signa Holding wechselt zu Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
Im Insolvenzverfahren der Signa Holding gibt es eine wesentliche Änderung: Hatte die Signa Holding am 29. November 2023 noch ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt, so beantragte das Unternehmen nun den Wechsel in ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, geht aus einer Aussendung des Sanierungsverwalters Christof Stapf (vom 25.1.) hervor. Ob es dadurch auch zu Änderungen bei der Gläubigerquote kommt, ist noch offen.
"Auf die weitere Entwicklung im Insolvenzverfahren hat der Entzug der Eigenverwaltung faktisch keine wesentlichen Auswirkungen, da bereits seit Eröffnung des Sanierungsverfahrens sämtliche Handlungen der Schuldnerin in engster Abstimmung mit dem Sanierungsverwalter erfolgten", sagte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband 1870 laut einer Aussendung. "Auch hat der Entzug der Eigenverwaltung keine Auswirkungen auf bisher vom Sanierungsverwalter eingeleiteten Restrukturierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen", so Götze.
Kommt es tatsächlich zu dieser Änderung, könnten jedoch die Gläubiger die Leidtragenden sein. Bei einem Verfahren mit Eigenverwaltung muss ihnen eine Quote von mindestens 30 Prozent angeboten werden, bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung sind es nur mindestens 20 Prozent der Forderungen, die im Rahmen des Verfahrens bedient werden müssen. Bisher wurde jedoch keine Herabsetzung der Quote beantragt.
Laut Insolvenzantrag belaufen sich die Passiva der Holding auf 5,26 Mrd. Euro, wovon allerdings nur rund 252 Mio. Euro besichert sind. Die Quote für die Gläubiger hängt laut Sanierungsverwalter letztlich von den Verhandlungen über den Sanierungsplan ab. Der derzeit angebotene Plan mit einer Quote von 30 Prozent sei nicht zurückgezogen worden, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) in einer Aussendung mit.
Begründet wird der Verfahrenswechsel mit den Sanierungsverfahren über die Signa Prime Selection und die Signa Development Selection, an denen die Signa Holding maßgeblich beteiligt ist. Die Sanierungsplantagsatzungen sind für den 18. März angesetzt - für einen Sanierungsplan der Signa Holding zu spät. Durch den Verfahrenswechsel entfällt der Zeitdruck. Der bisherige Sanierungsverwalter Stapf übernimmt daher als Insolvenzverwalter die Geschäftsführung der Holding. Die bisherigen Geschäftsführer Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber bleiben an Bord.
Die Sanierungsplantagsitzung der Signa Holding ist für Ende April geplant. Das Unternehmen wird bis dahin deutlich verschlankt, alles nicht Betriebsnotwendige veräußert sowie die Beteiligungsstruktur der Holding stabilisiert, geht aus der Mitteilung weiters hervor.
Bauprojekt Vienna Twentytwo in Wien läuft weiter
Beim Großprojekt Vienna Twentytwo der Signa Development AG und ARE in Wien wird weiter gebaut. Die Bauarbeiten seien bereits zu 80 Prozent abgeschlossen und würden fortgesetzt, teilte die staatliche Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) (am 24.01.) der APA mit. Sie setzt das Projekt über ihre Tochter ARE Austrian Real Estate Development gemeinsam mit der zur Signa gehörenden Forum Donaustadt Holding um. Der Bau sei grundsätzlich ausfinanziert und nicht von der Development-Insolvenz betroffen.
Bei Vienna Twentytwo handelt es sich um ein teilweise bereits errichtetes Quartier in der Wiener Donaustadt. Zwei der sechs Bauabschnitte sind derzeit noch in Bau. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant. "Die Bauarbeiten laufen wie geplant", so die BIG.
Gefragt, ob die ARE Interesse an einer Übernahme der Twentytwo-Anteile der Signa Development haben könnte, hieß es seitens der BIG: "Wir prüfen verschiedene Szenarien und sind mit Vertretern der Signa und der Sanierungsverwalterin der Signa Development Selection AG in Gesprächen."
Haselsteiner will bei Development bis zu 25 Mio. zuschießen
In der "ZiB 2" von Mittwochabend (24.1.) gab Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner zudem zu bedenken, er selbst und die anderen Aktionäre seien die größten Verlierer der Signa-Pleite. "Eine breite Schädigung von Gläubigern findet nicht statt", sagte der Unternehmer. Die Pleite sei für ihn "eine bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht", so Haselsteiner. "Wie konnte mir das passieren?" Er sei bereit, bei der Signa Development bis zu 25 Mio. Euro einzuschießen.
Haselsteiner ist an der Signa Holding mit 15 Prozent beteiligt, an der Immobilienentwicklungsfirma Signa Development hält er 9 Prozent. Die Ursachen für die Pleite sieht er vor allem in externen Faktoren - wie vor allem Zinsen und Krieg.
Hoffnung auf thailändischen Signa-Partner
Die Stadt Wien hofft auf den thailändischen Signa-Partner Central Group für das von der angeschlagenen Signa-Gruppe geplante Kaufhaus Lamarr auf der Mariahilfer Straße. Diese ist erst zur Hälfte fertiggestellt. "Aufgrund des weit fortgeschrittenen Bauzustandes kann - rein aus wirtschaftlichen Interessen des thailändischen Partners bzw. eines Rechtsnachfolgers - von einer hohen Wahrscheinlichkeit der Fertigstellung ausgegangen werden", zitiert die "Kronen Zeitung" (14.1.) Angaben der Stadt Wien.
Der Bezirk Neubau, in dem die Mariahilfer Straße liegt, und auch der Bezirk Döbling, wo in der Muthgasse ebenfalls ein unfertiges Signa-Projekt steht, wollen dem Zeitungsbericht zufolge aber Wirtschaftskammer-Standortanwalt Alexander Biach einschalten. Demnach geht es darum, selbst jemanden zu finden, der sich der Projekte annimmt.
Derzet nur Aufräum- und Absicherungsarbeiten bei Lamarr, erste Gläubigerversammlung
Der Fortgang der Signa-Großbaustelle Lamarr auf dem ehemaligen Leiner-Areal in der Mariahilfer Straße ist nicht geklärt. Signa betonte immer wieder, dass die Bauarbeiten weitergehen, während bei Prestigeprojekten in Deutschland die Arbeiten eingestellt wurden.
In der ORF-Sendung "Wien heute" wurde ein Lokalaugenschein in der "MaHü" gezeigt, der verdeutlichte, dass beim Projekt Lamarr lediglich Aufräum- und Sicherungsarbeiten, aber keine Bauarbeiten im Gange waren.
Eigentlich, so hieß es, sollte derzeit die Fassade errichtet werden. "Wir verfolgen, was sich hier tut oder nicht tut, in der ersten Reihe fußfrei. Seit einiger Zeit tut sich hier nichts mehr", sagt ein Nachbar. "Da wird nur Werkzeug weggeräumt", sagte ein anderer Anwohner, "unfertig, leer, kalt, einsam, hässlich." Ein anderer sprach von "Sicherungsarbeiten", die im Gegensatz zu Bauarbeiten zu beobachten seien.
Lamarr soll nach ursprünglichen Planungen 2025 eröffnet werden. Bislang steht nur das Stahlbetongerippe. Ein weiterer Anrainer, der auch Architekt ist und vom ORF interviewt wurde, schloss aus, dass dieser Zeitplan auch bei voller Auslastung noch zu halten sei. Das sei "utopisch".
Signa-Partner bei dem Projekt ist die thailändische Central Group. In der Schweiz soll dieser Partner die Signa-Anteile an der dortigen Warenhauskette Globus übernehmen. Ob es in Österreich beim Kaufhaus Lamarr zu einem ähnlichen Schritt kommt, ist offen.
Rund drei Wochen nach der Eröffnung des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung der Signa Holding findet am 19.12. am Handelsgericht in Wien die erste Gläubigerversammlung statt. Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Sanierungsquote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren an - das wären rund 1,5 Mrd. Euro der insgesamt 5 Mrd. Euro, die die Signa Holding an Passiva aufweist. Ob sich die Gläubiger mit dieser Quote zufrieden geben, ist laut Kreditschützern unklar.
Auf der Jagd nach Informationen
Wenn der Vizegouverneur der Österreichischen Nationalbank Gottfried Haber darauf hinweisen muss, dass er nach der Insolvenz der Signa Holding „keine wesentliche Gefährdung der Finanzmarktstabilität insgesamt“ erwartet, ist nicht ausgeschlossen, dass etwas im Busch ist. Zumindest aber weiß man, dass das Thema groß und im wesentlichen noch unberechenbar ist, da sich vieles noch im Bereich der Unabsehbarkeit befindet.
Ganz aus dem Schneider sind die Banken mit ihren Krediten und damit im schlimmsten Fall auch die Allgemeinheit noch nicht – doch dieses Thema ist wie die persönlichen Netzwerke und Vermögensverhältnisse des René Benko eher die Angelegenheit der General Interest-Medien und da gibt es jeden Tag ohnedies unzählige Wasserstandsmeldungen, ohne dass man weiß, was da noch nachkommt.
„Das ist ein bisschen das Problem, dass man wenig sagen kann“, sagt Karl-Heinz Götze, als KSV1870 Insolvenzleiter quasi der Obervertreter der Gläubiger in diesem Land, im SOLID-Gespräch. „Deswegen schreien wir ja, dass wir mehr Informationen brauchen. Es ist ja nicht nur, dass der Insolvenzverwalter (Christof Stapf, Anm.) sich ein Bild machen muss, sondern auch wir als Gläubigervertreter müssen uns ja unser Bild machen, damit wir den Gläubigern dann in ca. zweieinhalb Monaten (da endet die gesetzliche Frist für Insolvenzfälle mit Eigenverwaltung, Anm.) sagen können: dem könnten sie zustimmen oder nicht zustimmen.“
Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wurde für 19. Dezember 2023 angesetzt, die Prüfungstagsatzung für den 29. Jänner 2024 und die Sanierungsplantagsatzung ist für den 12. Februar 2024 anberaumt.
Holding, Development, Prime – was trifft den Bau?
Bis dato ist zwar „nur“ die Signa Holding in Insolvenz, allerdings ist alles andere als ausgeschlossen, dass die für die Baubranche relevanten Konzernteile Signa Development und Signa Prime ebenfalls in Insolvenz gehen oder zumindest davon betroffen sind – die Prime eher als Cash-Cow für Verkäufe (zu weit niedrigeren als den in Bilanzen stehenden Preisen), die Development über geplante oder im Bau befindliche Projekte – und damit die Baufirmen und das Gewerbe.
Hier bekommt man zwar theoretisch am ehesten Informationen, da man zumindest weiß, wen man fragen kann, aber deren Knappheit und Dürftigkeit spricht für sich.
Reaktionen von Strabag, Porr, Habau & Co.
Am meisten sagt noch Karl-Heinz Strauss, dessen Porr Group ja vom Baustopp an der Alten Akademie in München betroffen ist. Signa hatte über das Projekt schon vor der Insolvenz einen Baustopp verhängt. „Hier werden nur mehr Sicherungsarbeiten durchgeführt“, heißt es von der Porr und: „Die Porr ist nicht bzw. nicht mehr an weiteren Baustellen der Signa tätig, da alle Arbeiten schon seit längerem abgeschlossen wurden.“ Und Porr-Chef Strauss persönlich in einem Interview mit der TTZ (zwei Tage nach der Holding-Insolvenz): „Für uns war das in Ordnung, weil bis dahin alles bezahlt worden ist. Wir sind auch mit Garantien abgedeckt. Entweder wird die Signa das weiterbauen, wenn es eine vernünftige Lösung gibt. Oder es wird einen neuen Investor geben, der wohl auch nicht mittendrin die Pferde wechseln wird.“
Dann wird es nur noch dürr.
Die Habau (ausführende Firma beim Signa-Prestige-Projekt Lamarr, dem ehemaligen Leiner-Flagship auf der Wiener Mariahilfer Straße) beantwortete unsere Anfrage mit: „Seitens Habau Group sind die Bauarbeiten zu 99 Prozent abgeschlossen. Weitere Schritte werden aktuell evaluiert.“
Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern.VÖPE (Vereinigung Österreichischer Projektentwickler)
Österreichs größter Baukonzern Strabag wird zwar über ihren Gründer und Kernaktionär Hans-Peter Haselsteiner mit der Signa in Verbindung gebracht, ist aber „lediglich bei einigen wenigen Bauprojekten in Form eines Auftragnehmers mit Signa verbunden.“ Haselsteiner, dessen Sohn und aktueller Strabag-CEO Klemens bei der Vorstellung des RCC2-Betons am 14.11. auf eine Frage zu Signa mit „kein Kommentar“ antwortete, ist bekanntermaßen mit 15 Prozent bei der Signa investiert und hat vor wenigen Tagen seinen Westbahn-Partner und Freund Erhard Grossnigg in die Sanierung der Signa involviert.
Von der ARE (Signa-Partner beim Projekt Vienna 22) war bislang keine Stellungnahme zu erhalten (UPDATE siehe ganz unten im Artikel), und die Vereinigung der Österreichischen Projektentwickler bittet „um Verständnis, dass sich die VÖPE zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu nicht äußert.“
Folgeinsolvenzen eher bei Zulieferern und Gewerbe?
„Die können auch wahrscheinlich noch nicht viel sagen“, erklärt Karl-Heinz Götze dazu, sieht die Signa-Troubles aber als weiteren Puzzlestein bei den allgemeinen Problemen der Immobilien- und Baubranche. „Die Baubranche ist ja im Moment schwer unter Druck. Wir haben die Entwickler, die damit kämpfen müssen, die zu teuer eingekauft haben, wo jetzt die Errichtungskosten viel höher sind als geplant, die Finanzierung wird teurer und die Nachfrage hat abgenommen oder ist zum Teil zum Erliegen gekommen. Wir haben bei den Baubewilligungen gerade ungefähr die Hälfte von 2019. Je nachdem, wie sich die finanzierenden Institute verhalten, wird es, glaube ich, schon Folgeinsolvenzen geben in der Branche. Dabei wird es wohl eher um die Zulieferer und die handwerklichen Betriebe gehen.“ Dort ergäbe sich dann noch die zusätzliche Problematik, wie man die Arbeitskräfte halten werde können.
Nachwehen an Orten, wo es niemand erwartet hat
In eine ähnliche Kerbe schlägt im Gespräch mit uns auch Wolfgang Amann, Leiter und Inhaber des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen. „Der Imageverlust ist natürlich für die ganze Branche sehr schädlich – und der geht es durch die Zinsentwicklung und die KIM-Verordnung ohnedies nicht gut. Und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass es noch ein oder zwei andere Immobilienentwickler erwischt.“
Er mache sich große Sorgen, sagt Amann, dass dann der Stacheldraht um die Geldbörsen noch enger gezogen wird, und ergänzt: „In Situationen wie jetzt können Dinge an Orten aufpoppen, wo es niemand erwartet hat.“
Update ARE 7. 12.: "Es wird nach Plan gebaut"
Die ARE hat mittlerweile auf unsere Anfrage wie folgt geantwortet:
"Das Insolvenzverfahren der Signa Holding hat aktuell keine Auswirkungen auf das Bauprojekt Vienna Twentytwo, das nach wie vor auf Schiene ist und plangemäß läuft. Es wird nach Plan gebaut. Wir sind gerade im 19. von insgesamt 45 Obergeschoßen", hieß es von Seiten der ARE-Kommunikationsabteilung