Nachhaltigkeit | Beton | Zement : Neuer CO2-reduzierter Beton verspricht Einsparungen bis zu 80 Prozent

In Sommer- und Winterversuchen wurde klimafreundlicher RCC2-Beton untersucht.

Forschungsmittelpunkt der aktuellen Studie ist ein von Doka entwickelter, funktionaler Prototyp einer intelligent beheizbaren Schalung. Damit soll die verzögerte Festigkeitsentwicklung von RCC-Betonen bei niedrigen Umgebungstemperaturen ausgeglichen werden.

- © Doka

Gewessler: Bauwirtschaft ist wichtiger Partner

"Wir werden uns mit Beton beschäftigen MÜSSEN, weil wir nicht nicht bauen können," sagte Klimaministerin Leonore Gewessler bei der Präsentation der RCC2 (RCC = Reduced Carbon Concrete)-Forschungsergebnisse im Rahmen einer sehr gut und hochkarätig besuchten Fachveranstaltung in Wien, und: "Für die Lösungen unseres Klimaproblems sind ALLE gefragt. Die Bauwirtschaft ist da ein wichtiger Partner."

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Nachteil: längere Aushärtezeiten vor allem bei niedrigen Temperaturen

Eins breit aufgestellte Konsortium präsentierte Möglichkeiten, wie es gelingen kann, CO2-reduzierten bis hin zu bilanziell klimaneutralem Beton als neuen Stand der Technik zu etablieren.

Im Vergleich zu Standardbeton haben die sogenannten RCC-Betone einen stark reduzierteren CO2-Fußabdruck, aber einen Nachteil: Sie brauchen länger zum Aushärten, besonders bei niedrigen Außentemperaturen. Dies führt in der Praxis zu einer Verlängerung der Bauzeit und zu höheren Kosten, da sich z. B. das Ausschalen verzögern kann und das Schalungsmaterial länger auf der Baustelle im Einsatz ist.

Am Podium präsentierten v.l.n.r. Konsortiumssprecher Thomas Romm, BM Leonore Gewessler, Erwin Gröss (Strabag Real Estate) und Robert Hauser (Doka). Ganz links: Strabag-CEO Klemens Haselsteiner

Das RCC2-Konsortium

Im Forschungsprojekt RCC2 arbeitete ein branchenübergreifendes Konsortium, bestehend aus Strabag Real Estate, Doka, Romm ZT, Mischek ZT, bauXund, CarStorCon Technologies, MPA Hartl sowie den Betonherstellern Asamer, Holcim und Wopfinger.

Gemeinsames Ziel war es, die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Hürden für die Etablierung von CO2-reduziertem Hochleistungsbeton zu überwinden und den Weg für einen „klimafreundlichen“ Baustoff auf Österreichs Baustellen zu ebnen.

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Bereits im Vorgängerprojekt RCC (Reduced Carbon Concrete) untersuchte das Konsortium den praktischen Baustelleneinsatz von klinkerreduzierten Betonrezepturen.

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Dreh- und Angelpunkt beheizbare Schalung

Forschungsmittelpunkt der aktuellen Studie ist ein von Doka entwickelter, funktionaler Prototyp einer intelligent beheizbaren Schalung. Damit soll die verzögerte Festigkeitsentwicklung von RCC-Betonen bei niedrigen Umgebungstemperaturen ausgeglichen werden. Auch eine strombetriebene Beheizung der Schalung verbraucht Energie, deren Erzeugung wiederrum CO2 emittiert – dies ist den Projektbeteiligten bewusst.

Durch den Einsatz von Strom aus erneuerbarer Energie und dem smarten
Einsatz der Beheizung des Bauteils, kann dieser scheinbare „Widerspruch" entkräftet werden. Die Ökobilanzierung von beheizbaren Schalungen für klinkerreduzierten Beton ist daher ein wichtiger Schlüssel zur Bewertung der Nachhaltigkeit und der sinnvollen Verwendung innovativer RCC-Rezepturen.

Im Kooperationsprojekt wurde zudem daran geforscht, wie diese innovativen Betonrezepturen noch klimafreundlicher weiterentwickelt werden können, indem technischer Kohlenstoff auf Pflanzenkohlebasis hinzugefügt wird.

Thomas Romm, Geschäftsführer forschen planen bauen: „Beim Nachweis der gleichwertigen Leistungsfähigkeit von CO2-reduziertem Beton geht um nichts weniger als die Dekarbonisierung des Bauens mit Beton. Eine heizbare Schalung zur Unterstützung der Frühfestigkeit macht CO2-reduzierten Beton praxistauglich und bringt einen deutlichen Umweltvorteil.“
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Pilotprojekt mit RCC-Beton im Wohnbau

In der Leystraße in Wien-Brigittenau wird die Strabag Real Estate ab Frühjahr 2024 mit dem Projekt "Soley" ein Energie- und Klima-Vorzeigeprojekt errichten. Dabei findet dieser CO2-reduzierter Performance-Beton erstmals Anwendung im modernen Wohnbau. Zusätzlich wird das Haus über eine Photovoltaikanlage inklusive Batteriespeicher mit Strom versorgt und ist dank Grundwasserwärmepumpe auch in puncto Heizung von fossilen Brennstoffen unabhängig.

Das Projekt "Soley" im Rendering