Ex-Leiner in Wien : Signa-Projekt Lamarr: wie es dort weitergeht

Leinergebäude Wien Signa Lamarr

Bleibt im Eigentum der Signa: Der ehemalige Leiner-Standort in der Mariahilfer Straße. Hier entsteht das Kaufhaus Lamarr samt Hotel. Der Rohbau ist fast fertig, Bezug soll in zwei Jahren sein.

- © Stefan Seelig

Kaum ist die Baustelle in der Wiener Innenstadt betreten, stellt Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa Holding, klar: „Dieses Haus ist nicht vom Verkauf betroffen und es gibt auch keine Diskussion darüber.“ Weitere Fragen zum Abschluss möchte er nicht beantworten, sondern sich auf die wichtigste Baustelle für Signa konzentrieren. Dies auch deshalb, da in Europa laut ihm keine Kaufhäuser gebaut würden.

Dort, wo einst in der Mariahilfer Straße 10-18 das Flaggschiff von Leiner stand, soll Ende August der Rohbau von der Habau fertiggestellt sein. Bauherren sind Signa und Central Group.
Danach folgen die Fassade, die insgesamt aus 40 verschiedenen Fassadenelementen unter anderem aus Glas und Metall besteht, der Einbau der Technikanlagen und der Innenausbau. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2025 geplant, vermietet wird der achtstöckige Luxury Department Store Lamarr an die KaDeWe Group, die ebenfalls zum Signa-Konzern gehört, und das dahinterliegende Hotel an die Hyatt-Gruppe. Auf 20.000 m2 Verkaufsfläche werden lokale und internationale Marken ihr Sortiment anbieten. Ganz oben ist die Gastronomie angesiedelt, sie solle laut Stadlhuber auch die Kauflust der Besucher wecken.

  • ABD0074_20230601 - WIEN - ?STERREICH: Der CEO der Signa Holding Christoph Stadlhuber im Rahmen einer Besichtigung der Baustelle "Lamarr/Mariahilfer Stra?e" am Donnerstag, 1. Juni 2023, in Wien. Das Immobilien-"Filetst?ck" von Kika/Leiner in der Wiener Mariahilfer Stra?e kaufte Signa bereits Ende 2017 um 60 Mio. Euro und errichtet dort derzeit das Luxus-Kaufhaus "Lamarr". - FOTO: APA/ROBERT JAEGER
    ""Es gibt keine Diskussion darüber, dass dieses Haus verkauft wird."

    Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer Signa Holding (c) APA/Robert Jäger

Green-Buidling-Zertifikat für Nachhaltigkeit

Hoch oben über dem Hotel der Lifestyle-Marke "Hyatt Thompson" mit 148 Zimmern, wird ein 1.000 m2 großer Park am Dach eingerichtet. Dieser ist öffentlich zugänglich – auch außerhalb der Öffnungszeiten – und ohne Konsumationszwang. Weitere begrünte Flächen im Ausmaß von 2.000 m2 sollen die innerstädtische Hitze ebenfalls minimieren helfen.

Nachhaltigkeit wird bei dem Projekt groß geschrieben – PV-Anlage, Fernwärme und Fernkälte, Wärmerückgewinnung, Minimierung des Wasserverbrauchs oder der Einfall des natürlichen Lichts dank der Fassade sind hier zu nennen. Angestrebt sind der Erhalt eines Green-Building-Zertifikats nach LEED-Gold und eine Zertifizierung nach Greenpass-Gold-Standard.

Signa Lamarr oben
Grünflächen und öffentlicher Park in luftiger Höhe beim Signa-Projekt in Wien. - © K18 SIGNA

250 Facharbeiter auf der Baustelle

Die Gewerke werden auf der Baustelle von Signa einzeln vergeben und so kommt es, dass Habau in wenigen Wochen alles abbauen wird. Mit bis zu 250 Mitarbeitern zu Spitzenzeiten ließen sie den Rohbau in den Wiener Himmel wachsen – drei Kräne, 26.000 m3 Beton, 3.750 Tonnen Bewehrungsstahl und 120.000 m2 Schalung waren dafür notwendig.

Auch tief unter die Erde ging es, vier Geschosse mit Technikräumen und Tiefgarage. 40 Millionen Euro sind alleine die Rohbaukosten. „Die Zusammenarbeit mit Signa funktionierte klaglos, alle Zahlungen erfolgten rechtzeitig“, gibt Habau-Prokurist Klaus Enser Einblick.

Befragt auf die angestiegenen Baukosten meint Signa-Holding-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber: „Wir haben alle Aufträge vor Anstieg der Baukosten vergeben.“ Somit wären die Preissteigerungen komplett von den ausführenden Firmen zu tragen, allerdings: „Man sieht sich im Leben immer zweimal. Es gilt, die Kostenfrage so zu lösen, dass die Baustelle nicht stillsteht. Denn das würde alle nachfolgenden Gewerke verzögern.“

Baustelle in der Innenstadt fordert Baustellenlogistik

Die beengten Platzverhältnisse bei der Zufahrt und auch auf der Baustelle selbst, fordern die Logistik. Platz ist auf dem 7.500 m² großen Grundstück Mangelware. Jeder Zentimeter wird genutzt. Die Errichtung erfolgt auf drei Baufeldern in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Auch die Anlieferung des Materials und der Abtransport des Abfalls, von dem 75 % recycelt werden, sind streng geregelt. Aufgrund fehlender Möglichkeiten vor Ort wird nur das Nötigste gelagert. Fast alle Fahrten erfolgen gemäß Abstimmung mit der Stadt Wien über die enge Karl-Schweighofer-Gasse.
"Innerstädtisch zu bauen, ist immer eine Herausforderung. So müssen Materialien, wie hier die Bewehrung am Dach bzw. im obersten Geschoss gelagert werden. Die Anlieferungen und damit jeder Termin bedürfen ausnahmslos einer Reservierung über das elektronische Buchungssystem. Die penible Einhaltung ist obligatorisch", gibt Stadlhuber Einblick in den Ablauf auf der Wiener Großbaustelle. Das Material wird exakt in jener Menge produziert und angeliefert, wie es zur sofortigen Verarbeitung auf der Baustelle erforderlich ist.

Dachfläche Signa Ausblick Wien
Auf der Signa-Baustelle mangelt es auch an Lagerkapazitäten. Aus diesem Grund wird die Bewehrung hoch oben - © Philipp Derganz
© K18 SIGNA
© SIGNA K18