Bausymposium 2023 : Neue Wege und Denkweisen in der Bauwirtschaft
Lange Liste an Bau-Themen
Nachhaltiges Bauen, massive Einbrüche im Wohnbau, hohe Baupreise, schlechte Wirtschaftslage, Herausforderungen zur Einführung technologischer Innovationen, strenge Auflagen und Bürokratie, Fach- und Führungskräftemangel, Hemmnisse zur Produktivitätssteigerung am Bau – die Liste an Themen, die derzeit die Bauwirtschaft beschäftigt, ist lang.
Deshalb wurde wieder zum in der Baubranche bereits etablierten Bausymposium 2023 in die BAUAkademie BWZ OÖ nach Steyregg geladen. Gemeinsam mit der ZAB Zukunftsagentur BAU sowie der Landesinnung BAU OÖ wurden unter dem Titel „Herausforderungen am Bau stemmen“ spannende Impulse gegeben.
Probleme als Chance auf Veränderung
Geschäftsführer der BAUAkademie BWZ OÖ sowie der ZAB, Harald Kopececk begrüßte die über 100 Teilnehmer aus der Branche und gab dabei einen Einblick in die Themen, die die Baubranche derzeit beschäftigt: „Herausforderungen am Bau stemmen soll positiv klingen, denn jede Problemstellung birgt auch die Chance auf Veränderungen. Die Bauwirtschaft ist derzeit stark gefordert, von Personalkosten über Fachkräftemangel bis hin zum Klimawandel. Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: Was können wir verändern? Die Bauwirtschaft hat sich bereits in den letzten Jahren stark gewandelt und ist praxis- und lösungsorientiert.“
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Und dabei unterstützt die BAUAkademie mit ihrem Aus- und Weiterbildungsprogramm sowie die ZAB, die neues Wissen schafft, bündelt und in die Praxis umsetzt.
Über den Tellerrand schauen
Landesinnungsmeister Norbert Hartl sprach die aktuellen Herausforderungen am Bau aus Sicht seines eigenen Unternehmens an, von Klimawandel über Produktivitätsverlust bis hin zu KI und überbordenden Vorschriften und EU-Verordnungen: „Die Baubranche ist Tag für Tag eine sehr herausfordernde Branche, aber wir können vor der Ist-Situation nicht die Augen verschließen und wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen. Wir haben aber derzeit mit einer Regulierungswut zu kämpfen. Es sollte Veränderungen bei den Bauverhandlungen geben und wir brauchen dringend Systeme, um wirtschaftlicher zu werden. Unsere Strategie muss es sein, das Bauen wieder leistbar zu machen und dafür ist es notwendig, über den Tellerrand zu schauen. Wir sind die Branche, die am meisten gesehen wird – und nur mit neuen Wegen und Denkweisen sind wir als Branche in der Lage, all die Herausforderungen zu stemmen.“
Gemeinnütziger Wohnbau und Stabilisierung der Baukonjunktur
Stefan Hutter, Obmann der WSG Gemeinnützige Wohn- & Siedlergem. reg. Genossenschaft nahm die Entwicklung des gemeinnützigen Wohnbaus unter die Lupe und betonte, um Wohnen leistbar zu machen und nachhaltig zu gewährleisten, brauche es eine Erhöhung der Wohnbauförderungsmittel und eine Wiedereinführung der Zweckwidmung.
Wolfgang Amann, FH-Dozent und geschäftsführender Gesellschafter des IIBW, Institut für Immobilien Bauen und Wohnen GmbH präsentierte die Studie „Stabilisierung der Baukonjunktur in Österreich“. Er analysierte die Entwicklung von Baukosten und Baupreisen seit der Corona-Krise und Entwicklungen des Baukostenindex und nannte einige kurzfristig sowie mittelfristig umsetzbare, wohnungspolitische Maßnahmen wie zum Beispiel die Befreiung von der Grunderwerbssteuer, wenn erstmals Eigentum geschaffen werde sowie die Aktivierung der Wohnbauförderung, um dem Bau wieder Schwung zu verleihen.
Auch Maßnahmen zur Preis- und Marktstabilisierung müssten ergriffen werden. Amann legte Zahlen aus der Studie vor, wo heuer 50.000 Baubewilligungen österreichweit erteilt werden, im Jahr 2019 seien es noch 87.000 gewesen. In OÖ sind die Baubewilligungen heuer im Vergleich zum Vorjahr (13.000 Wohneinheiten) auf 8.000 gesunken.
Herausfordernd, aber nicht hoffnungslos
Unter dem Titel „Das Ende der Maurerkelle – Handlungsbedarf im Wohnbau“ konnte Andreas Kreutzer von Andreas Kreutzer Consulting e.U. einen Einblick in die „herausfordernde, aber nicht hoffnungslose Lage“ der Bauwirtschaft geben. Es brauche Stimulierung für die Baukonjunktur. Bauen sei noch nie so teuer gewesen wie heutzutage und es gäbe insbesondere bei den Kosten Optimierungspotenzial.
Auch das Thema Flächeninanspruchnahme sowie Bodenversiegelung wurde in seinem Vortrag erläutert. Wichtig ist Kreutzer, dass es hier eine seriöse Einordnung und Darstellung gibt und man bei all den Diskussionen nicht auf die Bauwirtschaft vergisst – denn alles in allem werde zu wenig gebaut, um den voraussichtlichen Bedarf zu decken.
Vom Häuslbau zum mehrgeschoßigen Wohnbau
Abschließend sprach LH Stv. Manfred Haimbuchner, Wohnbaureferent des Landes OÖ, über den Wohnbau in Oberösterreich. Er plädierte darauf, mehrgeschoßig zu bauen: „Wir können nicht mehr so bauen wie vor einigen Jahrzehnten. Mehrgeschoßiger Wohnbau hat absolute Priorität, denn die Menschen müssen sich weiterhin das Wohnen leisten können. Österreich ist nach wie vor ein Land der Häuslbauer – nur leider ist das für viele derzeit unmöglich.“