Der österreichische Bauinnungsmeister Robert Jägersberger sieht die SItuation ähnlich und rechnet auch mit Konsequenzen für nachgelagerte Betriebe.
„Speziell der private Wohnungs- und Hausbau ist bereits stark eingebrochen: wurden 2019 noch Baugenehmigungen für fast 70.000 Wohneinheiten im Bereich Ein- oder Mehrfamilienhäuser erteilt, so ist diese Zahl im abgelaufenen Jahr 2022 bereits auf knapp 47.000 Einheiten gesunken. Für 2023 und 2024 werden überhaupt nur noch rund 41.000 Genehmigungen erwartet. Aufgrund der schwierigen Umstände ist damit zu rechnen, dass vielleicht nicht einmal die Hälfte der bewilligten Objekte tatsächlich umgesetzt wird. Das wird sich massiv auf die Auftragssituation am Bau und nachgelagerte Branchen im Handwerk und Gewerbe, aber auch auf Zulieferer wie die Ziegel-, Beton- oder Holzindustrie auswirken. Ich gehe von mindestens zwei schwierigen Jahren aus“, so Jägersberger.
Jägersberger fordert ein rasches und wirksames Gegensteuern in folgenden Bereichen:
- Aufwertung der Wohnbauförderung: "Die Wohnbauförderung sollte wieder für die Schaffung oder Sanierung von Wohnraum zweckgewidmet und der Beitrag des Bundes wesentlich erhöht werden. Angesichts der stark gestiegenen Kosten müssen die Baukostenobergrenzen dringend inflationsangepasst werden, damit die Förderung überhaupt in Anspruch genommen werden kann."
- Förderung der Energiewende: "Die Bauwirtschaft unterstützt das Ziel im Regierungsprogramm, die Sanierungsrate in Richtung 3 Prozent zu steigern. Die Sanierung der Gebäudehülle ist der wichtigste Hebel zur Energieeffizienz im Wohnbereich. Mit einem transparenten und einheitlichen Förderregime ließe sich die Energiewende wirtschaftlich sinnvoll vorantreiben – so könnten etwa die Dekarbonisierungs-Instrumente von Bund und EU für die Sanierung als auch den Neubau in einer eigenen Förderschiene gebündelt und unbürokratischer gestaltet werden."
- Erleichterte Finanzierung: "Die Bauwirtschaft fordert die Aufhebung der KIM-Verordnung, die den Banken restriktive Hürden für die Kreditvergabe auferlegt und somit Baufinanzierungen verhindert. Das Instrument war in Zeiten von Nullzinsen von der Finanzmarktaufsicht (FMA) dazu gedacht, eine befürchtete Überhitzung des Immobilienmarktes zu verhindern – davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Damit Wohnraum wieder leistbar und finanzierbar wird, sollte darüber hinaus die Grunderwerbssteuer gesenkt werden. Zudem wäre eine Eigenheim-Investitionsprämie für die erstmalige Wohnsitzgründung genauso denkbar wie eine Reduzierung der Umsatzsteuer bei Wohnraumschaffung und Sanierung."