Nachhaltigkeit | Normen | Projekte | Baustoffe | Digitalisierung : Wie bauen wir 2040?
Inhalt
- Green Deal, KI und Arbeitskräfte derzeit bestimmend
- Mehr Infrastruktur, aber andere Baumaterialien
- Technologien, Sanierung & Co.: neue Geschwindigkeit und große Themen für die Branche
- Digitalisierung "wahnsinnig langsam"
- Leistbarkeit und Kosten: "Mittelstand wird weiter schrumpfen"
- "16 Jahre bis 2040 sind ein Wimpernschlag"
- Transportwege werden zeigen, wie ernst es mit der Nachhaltigkeit ist
- Weniger Normen nötig, dafür längere Förderungsfristen
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Green Deal, KI und Arbeitskräfte derzeit bestimmend
Wie, was und womit und vor allem: unter welchen Rahmenbedingungen werden wir im Jahr 2040 bauen? Über all diese Punkte diskutierten (in alphabetischer Reihenfolge) Judith Engel (Vorstandsvorsitzende ÖBB Infra), Peter Krammer (CEO Swietelsky, Präsident des Verbands der Bauindustrie), Wolfgang Litzlbauer (CEO Umdasch Group), Josef Pein (zum Zeitpunkt der Diskussion noch COO Porr AG), Anton Rieder (GF Riederbau, Stv. Bundesinnungsmeister Bau) und Michael Wardian (CEO Kirchdorfer Gruppe). Von Seiten unseres Partners Horvath Unternehmensberatung waren Geschäftsführer Stefan Bergsmann und Bauexperte und Prokurist Christoph Weber dabei, moderiert wurde das Gespräch von Solid-Chefredakteur Thomas Pöll.
Eröffnet wurde die hochinteressante Diskussion von einem Impulsreferat von Christoph Weber zunächst zur aktuellen Lage der Baubranche und den kurz- bis mittelfristigen Aussichten. Thema waren hier bereits die anstehenden Investitionen in der Infrastruktur und die ersten echten Auswirkungen des Green Deals der Europäischen Union mit den Themen Taxonomie, Energiewende etc. Horvath hat aber auch auf Vorstandsebene die Zeitdimension verlängert und gefragt, welche Auswirkungen das alles bis 2040 haben könnte.
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„Das alles bestimmende Thema in der Wirtschaft ist der Arbeitskräftemangel, der sich von den Fachkräften nun auf sämtliche Arbeiten ausgedehnt hat“, sagte Weber. Weitere Themen im Aufstieg sind Nachhaltigkeit vor allem mit Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Produkten und Baumaterialien, Cybersecurity (am Bau etwa die Sicherheit von Großbaustellen), Versuche mit Künstlicher Intelligenz und vor allem Kosten. „Die digitale Transformation hat in der Bedeutung etwas abgenommen, aber dahinter vermuten wir, dass das Thema von der Vorstandsebene mittlerweile auf die operative Ebene gewandert ist.“
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Mehr Infrastruktur, aber andere Baumaterialien
Die folgende Diskussion wurde von ÖBB-Infra-Vorständin Judith Engel eröffnet, die zunächst meinte, dass die ÖBB „2040 selbstverständlich immer noch bauen“ würden und wzar in etwa im selben Ausmaß wie jetzt. Allerdings sei 2040 gerade für die ÖBB ein besonders markanter Zeitpunkt, denn „2040 soll der Verkehrssektor ja CO2-frei stattfinden, aber gerade deshalb müssen wir weiter bauen.“
„Für 2040 bin ich überzeugt, dass wir nur den Bruchteil der notwendigen Infrastrukturbauten durchgeführt haben werden, die wir brauchen, damit der Verkehr klimaneutral ist“, meldete sich Swietelsky-CEO Peter Krammer direkt zu Wort. Man werde aber bis dahin viele Baumaterialien verwenden, die sehr stark CO2-reduziert sein werden.
„Das wird vor allem sehr nachhaltiger Beton sein, aber auch dann schon stark CO2-reduziert hergestellter Stahl.“
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„Wir werden bis dahin viele adaptierte Baumaterialien verwenden. Das wird vor allem sehr nachhaltiger Beton sein, aber auch dann schon stark CO2-reduziert hergestellter Stahl.“
Peter Krammer, CEO Swietelsky AG
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Technologien, Sanierung & Co.: neue Geschwindigkeit und große Themen für die Branche
In die gleiche Kerbe schlug auch Wolfgang Litzlbauer, der CEO der im Baubereich vor allem durch die Tochter Doka bekannten Umdasch Group. Auch er zeigte sich davon überzeugt, dass nach wie vor Beton, nur eben in nachhaltigerer Form, verwendet werden würde, „dass es aber auch Komplementärtechnologien geben wird. Viel wird in Automatisierung und Modularisierung gehen.“ Umdasch selber sieht er dabei auf den Gebiet der mobilen Fertigteilherstellung („Neulandt“) und beim „echten“ Betondruck (im Gegensatz zum derzeit noch weitgehend verwendeten Mörtel) gut aufgestellt. „Wir glauben nicht, dass man Zement ersetzen kann, aber man kann ihn reduzieren.“
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Generell denkt Litzlbauer, dass in den dem westlichen Kulturkreis zugehörigen Regionen das Thema Renovierung und Sanierung sehr stark in den Vordergrund treten und damit der Neubau relativ abnehmen werde. „Viel Neubau wird es allerdings in Asien und Afrika geben und da wird das Kernthema, sehr kostengünstig zu sein.“
„Wir blicken auf jeden Fall sehr spannenden Zeiten in der Bauwirtschaft entgegen“, nahm Porr-COO Josef Pein den Ball auf. Einerseits müsse die Bauwirtschaft eine neue Geschwindigkeit lernen, andererseits habe man große Themen zu bewältigen wie den Green Deal mit den riesigen geplanten Investitionen in der Infrastruktur. „Ich sehe aber noch immer sehr viel Nachholbedarf bei der digitalen Transformation.“ Sie sei zwar in den Firmen angekommen, aber bei der Umsetzung der digitalen Prozesse auf der Baustelle wäre noch viel zu tun. „Aber das Superthema ist sicher die Nachhaltigkeit mit allen neuen Materialien und Technologien.“
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„Viel wird in Automatisierung und Modularisierung gehen. Neubau wird es vor allem in Asien und Afrika geben und da wird das Kernthema, sehr kostengünstig zu sein.“
Wolfgang Litzlbauer, CEO Umdasch Group
Digitalisierung "wahnsinnig langsam"
„Ich bin mir sicher“, sagte darauf Kirchdorfer Group-CEO Michael Wardian, „dass das Thema CO2-Neutralität dann ganz anders betrachtet werden wird als jetzt.“ Heutzutage täten ja sehr viele so, als gäbe es fast nichts mehr nicht CO2-Neutrales auf der Welt, versetzte Wardian vor allem der Werbewirtschaft einen Seitenhieb.
Vor allem in der Digitalisierung aber sei man „nicht langsam, sondern wahnsinnig langsam“, wozu er auf seine frühere Berufserfahrung in der Telekommunikation und im Verlagswesen verwies und konstatierte: „Bei T-Mobile waren wir vor 25 Jahren schon weiter, als wir in der Baubranche glauben, dass wir jetzt sind.“
Man habe etwa leider das Technikwissen der jetzt in der Bauwirtschaft in Pension Gehenden nicht so in der IT untergebracht, um ohne diese nahtlos weitermachen und auf deren Wissen aufbauen zu können.
„Und ich bin mir ganz sicher, dass wir den gesamten mit dem Green Deal verbundenen Wandel noch nicht eingepreist haben – schon allein, weil so viele Vorschriften gleichzeitig entstehen, dass wir überhaupt noch nicht wissen, wo wir hinmüssen“, schloss Wardian sein Eingangsstatement, nicht ohne nachzuschieben: „Aber wenn wir in den Städten weiter so wachsen, werden wir auch weiter bauen müssen.“
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„Ich bin sicher, dass wir den gesamten mit dem Green Deal verbundenen Wandel noch nicht eingepreist haben – schon allein, weil so viele Vorschriften gleichzeitig entstehen, dass wir überhaupt noch nicht wissen, wo wir hinmüssen.“
Michael Wardian, CEO Kirchdorfer Gruppe
Leistbarkeit und Kosten: "Mittelstand wird weiter schrumpfen"
Als Vertreter der KMU nahm der Tiroler Landesinnungsmeister und in seiner Riederbau-Gruppe äußerst aktive Betreiber der Digitalisierung Anton Rieder an der Diskussion teil. „Ich hoffe, dass wir 2040 vor allem endlich zuerst planen und dann erst bauen“, sagte er. Man werde übergreifende Prozesse haben und wesentlich mehr vorfertigen als heute. „Der Mittelstand wird erstens weiter geschrumpft sein und sich zweitens vermutlich zweigeteilt haben in einen kleineren Teil, der mit all den technologischen Neuerungen mitkann, und einen größeren, der in Nischen und als Subunternehmer agieren wird.“
Das Thema ESG werde man 2040 pragmatisch betrachten („nicht so aufgeschreckt wie jetzt“). Das Thema Leistbarkeit vs. Kosten müsse in ein Gleichgewicht kommen „und dann werden wir auch weiter bauen.“
Vor dem Hintergrund des Gegensatzes vom Zwang zum Wachsen und dem mit vielem an den EU-Plänen verbundenen Zwang zum Einsparen und damit Kleinerwerden stellt sich immer mehr die Frage: wie groß wird die Baubranche 2040 denn sein?
„Zur Beantwortung dieser Frage“, sagte Peter Krammer, „müssen wir den Infrastrukturbau ganz dramatisch vom Einfamilienhausbau trennen.“ Der Infrastrukturbau werde weiter wachsen und dazu werde man auch Beton brauchen. „Wir werden durch verschiedene Modelle Material einsparen können, ohne dass an der Leistung der Bauwerke etwas abgehen wird. Dazu gibt es unzählige Forschungsprojekte, die auch schon sehr weit gediehen sind.“ Im Wohnungsbau sei ebenfalls Einsparung möglich, aber es stelle sich die Frage, ob man nicht Ansätze wie den des Unternehmens Gropyus zum Vorbild nehmen müsse. „Der Ansatz ist: die Hülle interessiert nicht, sondern die Ausstattung – wie bei Tesla, wo man das Auto um die Software herum baut. So einen rund um die Haustechnik und Energie optimierenden Ansatz halte ich für die Baubranche nicht für ausgeschlossen.“
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„Ich hoffe, dass wir 2040 vor allem endlich zuerst planen und dann erst bauen. Und wir brauchen einen Rechtsrahmen, um bei gewissen Dingen außerhalb der Norm bauen zu können. Dann glaube ich an die Kreativität unserer Unternehmen.“
Anton Rieder, Riederbau und Landesinnungsmeister Tirol
"16 Jahre bis 2040 sind ein Wimpernschlag"
„2040 ist auch deshalb ein interessanter Zeitpunkt“, nahm Judith Engel (ÖBB) den Ball bei der Infrastruktur auf, „weil es für 2040 die Erwartung gibt, dass wir das System Bahn mindestens doppelt so leistungsfähig haben wie heute.“ Das heißt: doppelte Zugkilometer, doppelte Bruttotonnenkilometer, doppelte Kapazität in jeder Hinsicht. Das bedeute nicht nur, aber auch eine ganze Menge an Baumaßnahmen.
„Das heißt für uns aber auch noch etwas anderes“, setzte Engel fort. „Denn die 16 Jahre bis 2040 sind in Infrastrukturprojekten nahezu ein Wimpernschlag. Wir müssen unsere Bauwerke auf jeden Fall stärker und länger nutzen und das ist auch ein großer Hebel in Sachen Nachhaltigkeit. Hundert Jahre Nutzungsdauer sind da mit Sicherheit die Untergrenze“ Man werde bei all dem auch von Beton und Stahl nicht wegkommen.
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„Wir sehen mittlerweile zumindest im Infrastrukturbereich bei manchen Dingen einen Gegentrend zu Smart. Einfachere Dinge, zwei Hände, Manpower, einfach, dafür rasch. Wir streben nach längerer Nutzungsdauer und einfacherer Reparierbarkeit.“
Judith Engel, Vorständin ÖBB Infra
Transportwege werden zeigen, wie ernst es mit der Nachhaltigkeit ist
Diese „Steilvorgabe“ stehe im wesentlichen auf drei Säulen. Eine Säule ist „Schaffe Schienen“ – also Bauen, eine ist „größere, längere und schnellere Züge“ und die dritte ist die Betriebsführung in all ihren Dimensionen Fahrplan etc. Schienen schaffen heißt, so Judith Engel, in erster Linie mehr Gleise und Überholmöglichkeiten vor allem auf den Hauptstrecken, aber auch neue Verbindungsstrecken und Abstellmöglichkeiten. Auch neue bzw. vergrößerte, vor allem verlängerte Bahnhöfe sind ein Thema.
„Was doppelte Kapazität bedeutet, muss man sich wirklich einmal vorstellen“, sagte Kirchdorfer Gruppe-Vorstand Michael Wardian. Aus Sicht der Produkte seines Unternehmens bedeute das vor allem auch viel belastbarere Gleise. „Die Dinge müssen leistungsfähiger werden, man muss massiv forschen, da muss in der Hochtechnologie viel passieren etwa bei der Besohlung von Schienenschwellen etc.“
Das Thema Nachhaltigkeit habe die europäische Bahn ja aus seiner Sicht geradezu am falschen Fuß erwischt, habe doch die Deutsche Bahn etwa in den 1990er Jahren die Netzlänge von ca. 41.000 auf 34.000 km zurückgefahren. „Und auch in Österreich sind etliche Bahntrassen zurückgebaut und vielfach durch Radwege ersetzt worden.“ Worauf man da genau setzen werde, würde noch spannend, aber „auf jeden Fall wird jedes große Werk einen Bahnanschluss brauchen.“ Vor hundert Jahren wäre das noch Stand der Technik gewesen, vor 40 Jahren hätte man komplett davon Abstand genommen und praktisch nur mehr auf LKW gesetzt.
Judith Engel pflichtete bei: „Bei den Transportwegen wird sich beweisen, wie ernst uns das alles ist, denn da kommen mehrere Zielkonflikte zusammen. Und vor dem Kapazitätsproblem stehen wir eigentlich schon heute und die großen Baustellen in Deutschland werden in ihren Auswirkungen interessant zu beobachten sein.“ Ohne „Gummiradverkehr“ wäre das alles auf jeden Fall nicht zu bewältigen, ergänzte Peter Krammer. „Und auch dort haben wir jetzt schon zu viel“, sagte ein nachdenklicher Michael Wardian.
Weniger Normen nötig, dafür längere Förderungsfristen
In der Folge lenkte Christoph Weber (Horvath) die Aufmerksamkeit wieder auf das große Bild und auf den immer massiver im Raum stehenden Zug zur Sanierung. Peter Krammer griff den Ball auf und meinte, die Sanierung des Gebäudebestandes sei mit Sicherheit bei all den großen Zielen eine Dimension, in der man relativ schnell am meisten bewirken könne. „Da haben wir in Österreich einen Schwachpunkt. Wir sind bei einer Sanierungsquote von nur einem Prozent pro Jahr.“ Zum Vergleich schaffe es Italien durch diverse Maßnahmen mit Zuschüssen und steuerlicher Begünstigung auf eine Quote von drei Prozent pro Jahr. „Dort müssen wir hin – und das ist die Steilvorlage für das Gewerbe.“
Solcherart direkt angesprochen, nahm KMU-Vertreter Anton Rieder den Ball auf. „Zwei Drittel der Einfamilienhäuser sind in einem sehr schlechten Zustand, im Gegensatz zum gemeinnützigen Wohnbau, wo das besser aussieht.“ Die technischen Möglichkeiten, Sanierungen niederschwelliger und auch günstiger anbieten zu können, wären in Entwicklung und würden kommen, sagte er, aber „das nützt uns nur dann etwas, wenn wir auch den Rechtsrahmen anpassen. Wir haben daher in der Innung im Dezember beschlossen, ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel „Bauen außerhalb der Norm“ anzugehen.“ Vorbild dafür sei die Schweiz, wo es die Möglichkeit gebe, in einer eigenen Nutzervereinbarung festzuhalten, wo man sich im Einvernehmen von überkommenen und überzogenen Normen entferne. Auch in Deutschland sei diesbezüglich einiges auf dem Weg mit einer Erklärung von lediglich zehn Prozent der Normen als verbindlich. Für das Gewerbe bleibe da – selbst wenn auch immer mehr industrielle Sanierungstechnologien in Entwicklung seien – mit Sicherheit einiges zu tun. „Ich glaube nicht, dass die Politik irgend etwas zurück nehmen wird – aber wenn dieser Rechtsrahmen gelingt, glaube ich an die Kreativität unserer Unternehmen. Und wir müssen uns auch vom absoluten Individualbau weg zu einer systematisierten Bauweise entwickeln.“
Bei der Sanierung und deren Unterstützung dürfe man, so Rieder weiter, nicht zu punktuell agieren. Eine Befristung auf drei Jahre hätte etwa vor einigen Jahren in Tirol zu Engpässen und Verteuerung bei Material und Arbeit geführt, die die Förderung aufgefressen hätte. „Das nützt uns auch nichts. Das muss schon auf zwanzig Jahre angelegt sein.“
Im Endeffekt, meinte Peter Krammer, müsse man mit Systematisierung, Vorfertigung und Vereinfachung in jeder Richtung vorgehen, weil sonst das Ziel leistbaren Wohnraums und nachhaltigen Bauens „einfach nicht zu erreichen“ sei. Dazu gehöre, so Josef Pein (Porr) auch modellbasiertes Bauen mit KI und weniger Architektenleistung. „Wir brauchen Gebäude, in denen sich die Menschen wohlfühlen und die trotzdem Qualität haben – und das ist kein Widerspruch,“ schloss Peter Krammer.
Am Ende überraschte noch ÖBB-Infra-Vorständin Judith Engel mit einer Beobachtung, die so gar nicht zu üblichen futuristischen Gedanken passt: „Wir sehen mittlerweile zumindest im Infrastrukturbereich bei manchen Dingen einen Gegentrend zu Smart. Einfachere Dinge, zwei Hände, Manpower, einfach, dafür rasch. Wir streben nach längerer Nutzungsdauer und einfacherer Reparierbarkeit – ein gutes Beispiel dafür sind Weichen. Und das heißt automatisch: weniger digitales Zeug und weniger Kabel.“ Wie das mit der angestrebten Frequenzsteigerung vereinbar sei, fragte Josef Pein? Das sei eben genau der Punkt, entgegnete Engel. „Gerade wenn wir die Frequenz so steigern wollen, müssen die Dinge weniger störanfällig und im Störfall schneller reparierbar sein. – Wenn Digitalisierung, dann in Richtung vorausschauender Wartung – also Sensorik, die uns sagt, bevor etwas kaputt wird. Ansonsten aber gilt: weniger Komponenten und das heißt automatisch weniger Störung.“
Infrastruktursanierung werde aber, so waren sich alle einig, eines der großen mitteleuropäischen Thema der kommenden Jahrzehnte werden und man müsse vor allem mit Spannung und auch etwas Bangen auf Deutschland blicken, wie dort die prekäre Situation mit bereits mangelnden Kapazitäten und gleichzeitig viel durch vernachlässigte Investitionen kaputt gewordener Verkehrsinfrastruktur rein logistisch zu bewältigen sei.