Neubau | Sanierung : Bauwirtschaft verliert Anteile an Wirtschaftsleistung

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Die Bauinvestitionen in Österreich haben sich seit den 1990er Jahren vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt, besagt eine Studie der UniCredit Bank Austria.

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Bauwirtschaft verliert aus verschiedenen Gründen an Boden

Preisbereinigt sind die Bauinvestitionen in den letzten 30 Jahren um 14 Prozent gestiegen, die Wirtschaftsleistung gleichzeitig um 67 Prozent, zeigt eine Studie der Bank Austria.

Es ist davon auszugehen, dass die Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weiter an Bedeutung verlieren wird.

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Zum einen dämpft der hohe Bestand an Gebäuden mit sehr guter Substanz die (Neu-)Baunachfrage. Zum anderen kann die Branche vor allem in den arbeitsintensiven Segmenten trotz zunehmender Automatisierung und des Einsatzes von Fertigteilen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft nur geringe Produktivitätsfortschritte erzielen.

In den nächsten zwei Jahren muss mit einem Rückgang der Bauinvestitionen gerechnet werden. Erst ab 2025 sollte die Baunachfrage wieder langsam zulegen, angetrieben von der stärkeren Erholung des Wirtschaftswachstums und Nachholeffekten im Wohnbau und im Wirtschaftsbau, wobei jedoch Zuwächse über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum immer seltener werden
UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf

Gemischtes Bild, auch wegen großer Tunnelprojekte

Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und die notwendigen Investitionen in die Anpassung des Gebäudebestandes, der Verkehrsinfrastruktur und der Energieversorgung an die klimapolitischen Ziele sichern der Bauwirtschaft mittel- und langfristig zwar Aufträge, heißt es in der Studie.

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Dagegen bleibt die Nachfrage vor allem nach neuen Einzelhandels- und Bürogebäuden verhalten, da in diesen Segmenten die Nutzungskonzepte der Gebäude durch Online-Plattformen und eine neue Arbeitsorganisation zunehmend in Frage gestellt werden.

Auch im öffentlichen Hochbau, der rund 20 Prozent zur Hochbauproduktion beiträgt, lassen die Investitionspläne der Bundesimmobiliengesellschaft nach 2023 nur im Schul- und Hochschulbau leichte Zuwächse erwarten. Auch bei den öffentlichen Auftraggebern steht die Gebäudesanierung im Vordergrund.

Auch im hochrangigen Straßenbau sind keine größeren Neubauprojekte in Sicht und bei den ÖBB ist mit einem Rückgang der Infrastrukturinvestitionen zu rechnen.

Laut Budgetbericht 2023 werden die Ausgaben von 3,2 Mrd. Euro bis 2028 auf 3,1 Mrd. Euro sinken, vor allem weil bei den großen Tunnelprojekten die Hauptbauphase bereits überschritten ist.

Wohnbautätigkeit wird zurückgehen

Die überdurchschnittliche Wohnbautätigkeit der letzten Jahre, die 2021 zu einem Fertigstellungsrekord von knapp 75.000 Wohnungen führt, habe jedenfalls dazu geführt, dass die stark gestiegene Wohnungsnachfrage gedeckt ist.

In den Jahren 2023 und 2024 wird sich die Wohnbauleistung in Österreich deutlich abschwächen. Die unsichere Entwicklung der Immobilienpreise, die hohen Baukosten und die steigenden Zinsen bremsen die Entwicklung.

Euroconstruct prognostiziert einen Rückgang der Wohnungsfertigstellungen in Österreich auf rund 50.000 Einheiten bis zum Jahr 2025.

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Positive und negative Auswirkungen von Klimaschutz auf die Bauwirtschaft

Die Herstellung von Baustoffen, die Errichtung und der Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur sind für rund ein Viertel der österreichischen Treibhausgasemissionen verantwortlich (2021 rund 19 von 78 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten ohne Treibstoffverbrauch). Davon entfallen knapp zwei Drittel auf den Betrieb und die Beheizung, Kühlung und Warmwasserbereitung von Gebäuden, der Rest auf die Herstellung von Baumaterialien.

Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudesektor zielen im Wesentlichen auf die thermische Sanierung des Gebäudebestandes ab. Die Sanierungsrate von Wohngebäuden soll von derzeit 0,7 Prozent bis 2030 auf 2 Prozent pro Jahr und laut Regierungsprogramm bis 2040 auf 3 Prozent gesteigert werden, um eine Dekarbonisierung des Gebäudebestands zu erreichen.

Eine deutliche Steigerung der Sanierungsleistung wird kurzfristig durch den hohen Fachkräftemangel und die hohen Baukosten verhindert. Die Auftragsstornierungen in der Gebäudesanierung sind von durchschnittlich 1 Prozent des Auftragsvolumens bis 2022 im Vorjahr auf 5 Prozent und bis April 2023 auf 14 Prozent gestiegen. Eine schnelle Lösung des Fachkräftemangels ist nicht in Sicht.

Der Anstieg der Baukosten hat sich zwar verlangsamt, energieintensive Baustoffe werden aber teuer bleiben (Mitte 2023 liegen die Materialkosten im Wohnungsbau immer noch 30 Prozent über dem Niveau von 2019).

Die Klimaschutzmaßnahmen werden durch anhaltend hohe Energiepreise und steigende CO2-Zertifikatspreise belastet. Um die langfristigen Sanierungsziele zu erreichen, ist jedenfalls eine Aufstockung der Fördermittel notwendig (gemessen an den Ausgaben für Wohnhaussanierung 2019 von rund 500 Mio. Euro auf mindestens 1,5 Mrd. Euro pro Jahr bis 2030, zu Preisen von 2019).

Der Bausektor zählt auch zu den größten Ressourcenverbrauchern und verursacht fast zwei Drittel des Abfallaufkommens in Österreich.

Ökonom Günter Wolf: „Ein wesentlicher Beitrag zur Ressourcenschonung im Bausektor und zur Reduktion der Flächenversiegelung wird die Verlängerung der Lebensdauer und die Umnutzung bestehender Gebäude sein. Ein weiterer Aspekt, der voraussichtlich zu einer Reduktion des Neubauvolumens im Hoch- und Tiefbau führen wird“.