Fertigteile : Baubranche trotz Wohnbau-Krise vorsichtig optimistisch

Keine Alarmstimmung trotz schwierigen Umfelds

Die österreichische Betonfertigteilindustrie sieht sich heuer nach vollen Auftragsbüchern für die Jahre 2021 und 2022 mit einer eingetrübten Konjunktursituation konfrontiert. Das ist das Ergebnis des regelmäßig halbjährlich vom Wiener Marktforschungsinstitut TQS Research & Consulting im Auftrag des Verbandes Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) erhobenen Konjunkturbarometers.

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Vor allem im Wohnbau - mehr als 50 Prozent der Unternehmen klagen hier über sinkende Umsätze - macht sich die schwächere Konjunktur bemerkbar. Dennoch erwarten fast 60 Prozent der Befragten ein „eher“ oder sogar „sehr“ zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2023. Acht von zehn Unternehmen rechnen mit gleichbleibenden oder sogar sinkenden Umsätzen.

Neben dem schwächelnden Wohnungsbau wirken sich vor allem die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, die veränderte Kreditvergabe und die damit verbundenen höheren Zinsen auf die wirtschaftliche Lage der Branche aus.

„Trotz einer Konjunkturverlangsamung herrscht in unserer Branche keine Alarmstimmung. Die andauernde Inflationsspirale wird aber zu einem wachsenden Problem für unsere Betriebe“, warnt Franz Josef Eder, VÖB Präsident.

Auch Bürobau schwierig, Industriebau eher unbeeindruckt

Der österreichischen Betonfertigteilbranche ist es trotz schwieriger konjunktureller Lage gelungen, das Vorjahr stabil abzuschließen. 84 Prozent der befragten Unternehmen meldeten gleichbleibende oder steigende Umsätze. Die Umsatzsteigerungen sind bei einem Drittel der Befragten auf Preiserhöhungen aufgrund gestiegener Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen.

Den stärksten konjunkturellen Einbruch sehen die VÖB-Mitglieder in der Sparte Wohnungsbau - in diesem Bereich klagen 58 Prozent der Unternehmen über einen Rückgang der Umsätze. Eine stagnierende Konjunktur macht sich auch im Bürobau bemerkbar, bedingt durch die im Vergleich zur Vor-Corona-Periode nach wie vor geringere Auslastung der Büroflächen.

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Relativ stabil ist dagegen die konjunkturelle Lage im gewerblichen Hochbau, wo 67 Prozent der Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze melden. Ähnlich sieht es mit 46 Prozent im Tiefbau aus.

84 Prozent der befragten Unternehmen meldeten gleichbleibende oder steigende Umsätze.

Anton Glasmaier lenkt, vom Fertigteilwerk Mischek kommend, seit dem Vorjahr die geschäftlichen Geschicke beim VÖB.

- © Stefan Seelig

2023: vorsichtiger Optimismus

Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2023 zeigen sich die Unternehmen der heimischen Betonfertigteilbranche vorsichtig optimistisch. So erwartet mehr als die Hälfte (58 Prozent) ein „eher“ oder „sehr“ zufriedenstellendes erstes Halbjahr 2023, rund 55 Prozent rechnen mit steigenden oder gleichbleibenden Umsätzen. Ein Drittel (33 Prozent) geht von sinkenden Umsätzen aus. „Diese positiven Umsatzerwartungen sind vor allem auf neue Aufträge, aber auch auf die hohe Inflation zurückzuführen“, erklärt Anton Glasmaier, Geschäftsführer des VÖB.

Fast drei Viertel (71 Prozent) der VÖB-Unternehmen planen außerdem, den derzeitigen Personalstand zu halten oder sogar zu erhöhen. Gleichzeitig leidet die Branche nach wie vor unter Fachkräftemangel: 50 Prozent der Unternehmen klagen über zu wenige Bewerber und zu viele offene Stellen. „Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen investiert deshalb inzwischen in konkrete Maßnahmen im Bereich Employer Branding. Seien es flexible Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsangebote oder diverse Benefits - unsere Branche bleibt ein attraktiver Arbeitgeber mit einer Vielzahl an interessanten Jobs“, ist Glasmaier überzeugt.

Satte 60 Prozent der Befragten sehen trotz aller Widrigkeiten optimistisch in die Zukunft.