Auslandsmärkte : Österreichische Baufirmen aktiv im Ausland
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Vieles haben andere Länder und andere Märkte mit Österreich gemeinsam: Der Wohnbau wackelt, Fachkräfte sind oft schwer zu finden, Innovationen sind gefragt und die Infrastruktur ist eines der „Gold Nuggets“.
„Ein wesentlicher Treiber unseres Auftragsbestands“, wie CEO Klemens Haselsteiner betont, "ist und bleibt für die Strabag Deutschland". Und auch für den größten Baukonzern Österreichs sind es Infrastrukturprojekte, aber auch große Industrieprojekten, welche Rückgänge im Wohnbau mehr als ausgleichen. Nach Deutschland und Österreich sind Polen und Tschechien bereits die größten Märkte im Konzern. In diesen Märkten punkte man vor allem mit der jahrzehntelangen Präsenz (Polen seit 1987, Tschechien seit 1991) und dem lokalen Management. Die starke Marktposition werden dort nicht nur mit Großprojekten, sondern viel mehr mit dem „Brot und Butter Geschäft im Verkehrswegebau“ gehalten.
Besonders erfreulich ist für Haselsteiner, dass „auch öffentliche Auftraggeber verstärkt nachhaltige Kriterien in ihre Ausschreibungen einbauen. Bei der A8 konnten wir etwa durch die Wiederverwertung der ausgebauten Rohstoffe Primärrohstoffe einsparen und gleichzeitig Deponieflächen reduzieren.“
Deutschland ist und bleibt für die Strabag ein wesentlicher Treiber unseres Auftragsbestandes."Klemens Haselsteiner, CEO Strabag
Produktionsleistung aus dem Ausland
Bei der Porr, neben Österreich in sechs weiteren Heimmärkten tätig, merkt man auch abseits vom Infrastrukturausbau starke Impulse, wie CEO Karl-Heinz Strauss berichtet: „Vieles kommt aus den Anstrengungen rund um die Energiewende und die grüne Transformation. Diese hängen unter anderem mit den Entwicklungen rund um Urbanisierung, Mobilität und Gesundheit zusammen.“ Im Industriebau ist man etwa mit bedeutenden Projekten in Deutschland vertreten, etwa dem BMW-Werk in München, Siemens HEP in Forchheim und eine Halbleiterfertigung für ams Osram.
Mittlerweile entsteht mehr als die Hälfte der Produktionsleistung (54,9 Prozent) in Deutschland, Schweiz, Rumänien, Polen, Tschechien und der Slowakei, allen voran in Deutschland, gefolgt von Polen. So zum Beispiel errichtet Porr die Stollen und Tunnelsysteme für Pumpspeicherkraftwerke wie des PSKW Forbach in Deutschland und baut die Infrastruktur für Energieprojekte. „Im Rahmen des Projekts ElbX untertunneln wir die Elbe für die Windstromleitung SuedLink, die Strom vom windreichen Norden in den Süden Deutschlands bringen wird“, so Strauss.
In den Märkten in Rumänien und Tschechien wird ebenfalls stark auf Infrastruktur gesetzt. Hier wird derzeit Baulos 4 der Autobahn Sibiu-Pitești in Rumänien errichtet, am Hafen Constanta wird ein neuer Containerterminal für Hafenbetreiber DP World errichtet. In Tschechien sind Brücken ein wichtiges Thema: Revitalisiert werden hier die Vojslavice Brücke bei Hořice and Syrov. Über sie fährt derzeit die wichtigste Autobahn Tschechiens, die D1.
In Polen ist die wachsende Bedeutung von thermischen Anlagen sowie von Datencentern – auch aufgrund der Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz – und auch die rege Bautätigkeit im Gesundheitsbereich bemerkbar.
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Brückenbau und Pipelines
Zurück zu den Brücken, die auch bei der Habau Group für gute Aufträge sorgen: Ein großes Wachstumspotenzial sieht CEO Hubert Wetschnig in Deutschland. Angestrebt wird, die Aktivitäten im Brücken- und Pipelinebau weiter auszubauen. Ein wichtiger Schritt war die Übernahme der deutschen Schick Group 2022, dieser stärkt die Position am dem deutschen Markt. Aktuell ist die Habau Group an 14 Standorten in Deutschland vertreten.
Als Familienunternehmen mit oberösterreichischen Wurzeln hat sich die Habau Group zu einem internationalen Baukonzern mit Aktivitäten in 13 Ländern weiterentwickelt. „Wir haben unser Engagement im Ausland kontinuierlich ausgebaut und erwirtschaften dort aktuell etwa 40 Prozent unseres Umsatzes“, informiert Wetschnig. Die Strategie in den ausländischen Märkten ist dabei klar definiert: „Wir legen großen Wert darauf, einen Mehrwert für den jeweiligen Markt zu bieten und uns durch unsere Fachkompetenz und Flexibilität auszuzeichnen“, so Wetschnig weiter.
Wohnbau mit anderen Bauprojekten ausgleichen
Wohnungsneubau geht nicht nur in Österreich zurück. Das wissen alle Firmen, die im Ausland tätig sind. Klaus Bleckenwegner, COO International Swietelsky AG, dazu: „Wir haben das Glück, von der Flaute im Bereich Wohnbau weitgehend unbeschadet zu bleiben. Aktuell setzen wir zwei Leuchtturmprojekte im Hochbau in Deutschland um: den BMW Talent Campus München und den BioCampus Straubing. Beides sind Holzhybridbau-Projekte.“ Organisatorisch habe man sich mit neuen Standorten in München und Stuttgart wesentlich erweitert: Ab sofort bietet man, neben dem stark verwurzelten Hoch- und Tiefbau-Flächengeschäft sowie dem Bahnbau, auch Ingenieurbauleistungen an. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem verstärkten Auftritt im Spezialtiefbau und dem Ausbau der Aktivitäten im Bereich Kreislaufwirtschaft.
Bei Swietelsky wächst der Anteil der Bauleistung somit auch außerhalb von Österreich: „Trotz aller Effekte vergangener und laufender Krisen auf die europäische Bauwirtschaft sehen wir in unseren Kern- und Projektländern Deutschland, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Rumänien und Polen für uns weiteres Wachstumspotenzial, das wir Schritt für Schritt nutzen wollen“, verrät Bleckenwegner.
Der Fokus der Aktivitäten liegt bei Swietelsky auch international auf Infrastrukturprojekten, mit Schwerpunkt Bahn- und Straßenbau, sowie Sanierung und Netzausbau. Im Bereich Hochbau stehen die Themen nachhaltiges Bauen und Sanierung im Vordergrund. Eine Verantwortung, der auch Swietelsky nachkommt: Bei Investitionen haben Projekte aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft Priorität.
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"Aktuell setzen wir zwei Leuchtturmprojekte im Hochbau in Deutschland um: den BMW Talent Campus München und den BioCampus Straubing. Beides sind Holzhybridbau-Projekte.“
Klaus Bleckenwegner, COO International Swietelsky AG
Ein Blick in die Türkei
Noch weiter weg als die zuvor genannten Länder ist die Türkei. Hier findet sich ein Best Practice Beispiel der türkischen Kirchdorfer Tochter: Betra Prefabrike San.ve Tic.A.S.. Neben Bahntechnik umfasst das Portfolio Lärmschutzwände, Kabelkanäle, Bahnsteigkanten und Pflastersteine, was die breite Expertise des Unternehmens im Verkehrs- und Infrastrukturbau zeigt. Die Produktion von Gleistragplatten seit 2019 mit einer Kapazität von bis zu 15.000 Stück pro Jahr unterstreicht das Engagement für lokale Wertschöpfung und Infrastrukturprojekte in der Türkei. Das Unternehmen verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von etwa 600.000 Stück Streckenschwellen, 200.000 Laufmetern Weichenschwellen und stellt auch Gleistragplatten für die ballastlose Gleisbauweise her.
Der Erfolg bei der Herstellung von Weichenschwellen führte zu Exporten nach Europa und Nordafrika, insbesondere im Rahmen des Jahrhundertprojekts in Ägypten, was das internationale Wachstum des Unternehmens zeigt.
Entscheidend für den Erfolg war jedoch die Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Österreich, wobei österreichische Experten technisches Know-how einbringen und die Produktqualität und Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Wie man sich weltweit gut einrichtet
Nicht nur ein Land, sondern gleich die ganze Welt könnte PlanRadar als Vorzeigeprojekte anführen. Denn das einstige Start-up von 2013 setzt auf starke Expansion, Personalaufbau und die Ausweitung von Forschung und Entwicklung. Weltweit wurden über 150 neue Mitarbeitende eingestellt. “Wir sind fest entschlossen, unsere Verankerung in den Regionen, in die wir expandiert haben, weiter zu vertiefen. In diesen Ländern sehen wir sehr dynamische Wirtschaften, sowohl etablierte als auch aufstrebende. Da das Baugewerbe eine immer wichtigere Rolle für das Wachstum dieser Länder spielt, fokussiert sich PlanRadar darauf, ein stabiler Partner zu sein, der diese Entwicklung vorantreibt. Das Jahr 2024 wird mit der Einführung mehrerer KI-Funktionen ein Jahr voller Fortschritte für die Plattform sein", verspricht Ibrahim Imam, Group Co-CEO.Trotz Berichten über einen zu erwartenden wirtschaftlichen Rückgang in der Bauindustrie verzeichnet das Unternehmen im Hauptmarkt Europa einen Umsatzanstieg von 50 %. Ausschlaggebend für dieses Wachstum sind die anhaltend starken Ergebnisse in den DACH-Märkten, Italien und ein bemerkenswertes Umsatzplus in Großbritannien. Auch Spanien verzeichnete einen Kundenzuwachs von 90 %, eine positive Entwicklung innerhalb der instabilen europäischen Branche.
Diese zunehmende Präsenz sei eine Reaktion auf das enorme weltweite Interesse an der Technologie des Unternehmens und den stetigen Fortschritt in der Transformation einer Branche, die sich in der Vergangenheit nur zögerlich auf die Digitalisierung eingelassen hat.
Als wichtige Wachstumstreiber erweisen sich ebenso die Regionen MENA (Middle East/Northern Africa) und APAC (Asia Pacific) erwiesen sich, wie prognostiziert. Seit 2022 ist man mit Büros in Dubai, Singapur und Sydney vertreten. Die Expansion in Asien führte zu einer Verdoppelung der Kundenzahl von PlanRadar im Jahr 2023, was das Potenzial des Marktes verdeutlicht und die Ambitionen des Unternehmens für das kommende Jahr bestätigt.
Produktion außerhalb Österreichs
Die Länder hinter den Grenzen des Heimatlandes Österreichs werden von den heimischen Firmen neben den Bauprojekten auch mit Produktionen besetzt. Das bereits 13. Werk in Deutschland ist für Baumit das neue Großwerk in Wittenborn, nördlich von Hamburg. In Bezug auf modernste Produktionstechnologie setzt es einerseits neue Maßstäbe und betont andererseits auch die Wichtigkeit von Umweltschutz und Energieeffizienz. Mit einer dreifachen Produktionskapazität im Vergleich zur alten Anlage und innovativen Technologien zur Emissionsreduzierung wird das Engagement für nachhaltige Produktion unterstrichen.
Aktiv ist man nicht nur in Deutschland: In Serbien ist die Erweiterung des Werkes in Aranđelovac in seiner Fertigstellung, um effizienter und ressourcensparender zu produzieren. Der Fokus lag dabei auf der Erhöhung der Produktionskapazität sowie der Modernisierung bestehender Anlagen, um den Marktbedarf optimal abzudecken.
Wachstumspotenzial sieht man seitens Baumit auch in Rumänien. Hier wird der Bau eines neuen vierten Trockenmörtelwerks im Nordosten des Landes geplant. Dieser Schritt soll nicht nur die Marktpräsenz stärken, sondern auch die Transportkosten senken und die Rentabilität steigern.
Darüber hinaus hat Baumit Deutschland die Zustimmung der Kartellbehörden zur Akquisition von Sakret GmbH und Diessner GmbH & Co. KG erhalten. Diese Zusammenarbeit verspricht eine erhöhte Warenverfügbarkeit, kürzere Transportwege und eine Stärkung des Produktangebots, insbesondere im Bereich Betonsanierung, Boden- und Fliesentechnik sowie Farben und pastöse Putze. Die Integration der neuen Unternehmen soll durch spezielle Teams erfolgen, um Synergien zu identifizieren und Prozesse zu optimieren. Trotz der Übernahme bleiben die beiden Marken erhalten.
Im Heimatland der Lehmziegel
Über 200 Produktionsstandorten mit über 20.000 Mitarbeitern in 28 Ländern: Das sind die Eckdaten von Wienerberger. Einer davon befindet sich in Indien, „dem Land der Geburtsstätte der Lehmziegelarchitektur“ wie Wienerberger unterstreicht. Hergestellt werden dort von Wienerberger Hintermauerlösungen.
In Nordamerika hat man in den USA und Kanada insgesamt 28 Produktionsstandorten. Hier wird auf innovative Produkte und Systemlösungen in den Bereichen Vormauerziegel, Beton- und Kalksandsteinprodukte sowie Kunststoffrohre für die Infrastruktur und Gebäudeinstallationen gesetzt.
In Europa bietet man mit einem breiten Sortiment an Hintermauer- und Vormauerziegel, Dachziegel sowie Flächenbefestigungen Systemlösungen für die gesamte Gebäudehülle an. Weiters offerieren wir mit Kunststoffrohren und keramischen Rohren Lösungen für das Wassermanagement, die Energieversorgung sowie Gebäudeinstallationen.
Für Wienerberger sind die Auswirkungen von geopolitischer Instabilität und größeren politischen Veränderungen auf die Endmärkte in Europa und Nordamerika äußerst schwierig einzuschätzen. Die seit Spätherbst 2023 ausbleibenden Zinserhöhungen der Zentralbanken und die deutlich niedrigeren Inflationsraten geben vor allem für die zweite Jahreshälfte von 2024 Anlass für einen gewissen Optimismus der Trendumkehr speziell in unseren europäischen Endmärkten. Erwartet wird, dass sich bis Sommer das niedrige Niveau der Aktivität im Bausektor aus dem vierten Quartal 2023 fortsetzen wird. „Nach wie vor besteht ein hoher Bedarf an Wohnraum in allen Ländern. Dieser bedingt eine Verzögerung bzw. einen Rückstau an Projekten, basierend auf der niedrigen Bauaktivität im Neubau-Bereich. Im zweiten Halbjahr 2024 sollte es zu einer Stabilisierung bzw. einem leichten Aufschwung in den Endmärkten des Wohnungsneubaus kommen“, sagt CEO Heimo Scheuch.