Politik | Maßnahmenpaket | Baustoffe : Stärkung des Holzbaus: "Tür und Tor für innovative Bauvorhaben"
Inhalt
- 3 Punkte-Plan zur Stärkung des Holzbaus
- Förderung beim Einsatz von Holz im öffentlichen Bau
- Baunormen überdenken - Gespräche liefen bereits
- Holzindustrie: Maßnahmenpaket sei gute wirtschaftspolitische Entscheidung
- Landwirtschaftskammer: "Wer A sagt, muss auch B sagen."
- Österreichischer Baumeisterverband hinterfragt einseitige Bevorzugung des Baustoffs Holz
Zur Förderung und Stärkung des Holzbaus in Österreich wurde gestern (13.12.2023) vom Ministerrat ein 3-Punkte-Plan beschlossen. Ziel des Maßnahmenpaketes sei es, die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile des Holzbaues bestmöglich zu nutzen. Auch möchte die türkis-grüne Regierung damit mehr Klimaschutz erreichen.
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Norbert Totschnig
„Mit Holz bauen wir nicht nur Häuser, sondern auch eine starke und nachhaltige Zukunft. Der Bau und der Betrieb von Gebäuden ist derzeit für 36% der EU-Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um diese Emissionen zu reduzieren, werden wir künftig CO2-intensive Baustoffe verstärkt durch Holz aus Österreich ersetzen. Das schützt das Klima, verkürzt Bauzeiten, unterstützt heimische Bäuerinnen und Bauern und öffnet Tür und Tor für innovative Bauvorhaben. Damit verringern wir nicht nur unseren CO2-Fußabdruck, sondern lassen auch gleichzeitig hochqualitative, langlebige und optisch ansprechende Gebäude entstehen.“
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Leonore Gewessler
„Holz ist ein nachhaltiger und nachwachsender Baustoff, der unser Klima schützt und in den Gebäuden für ein gesundes Raumklima sorgt. Gerade zur gesunden Verdichtung von Wohnraum ist Holz ein ideales Material. Wir fördern daher den Einsatz von Holz als nachhaltigen Rohstoff im großvolumigen Wohnbau sowie in öffentlichen Bauten und in der Infrastruktur. Das ist ausbaufähig. Und ich freue mich, dass wir hier gemeinsam den Holzbauanteil weiter stärken wollen."
3 Punkte-Plan zur Stärkung des Holzbaus
- Öffentliche Bauten aus Holz
- Öffentliche Bauten sollen künftig eine Vorbildfunktion für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen übernehmen. Das gilt auch für Schulen, Kinderbetreuungs- und Gesundheitseinrichtungen.
- Nutzung nachwachsender Rohstoffe: Bei Baumaterialien sollen verstärkt nachwachsende Rohstoffe, insbesondere Holz, in den Fokus gerückt werden. Holz als Baumaterial ist nicht nur nachhaltig und umweltfreundlich, sondern trägt auch zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei, da es Kohlenstoff speichert.
- Thermische Qualität: Öffentliche Gebäude sollen effiziente Isolationsmaßnahmen und moderne Bautechnologien nutzen, um den Energieverbrauch zu minimieren und ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten.
- Art der Heizung: Öffentliche Holzbauten sollen verstärkt umweltfreundliche Heizmethoden verwenden, wie z.B.: den Einsatz von Biomasse. - Forcierung des Holzbaus
- Im Rahmen des Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung soll der Holzbau sowie ökologische Baumaterialien ausgebaut werden.
- Dafür sollen Baunormen und rechtliche Rahmenbedingungen angepasst werden. Konkret sollen mit den Ländern und auf EU-Ebene dahingehend Anpassungen vereinbart werden, um ressourcen- und klimaschonendes Bauen sicherzustellen.
- Darüber hinaus sollen Förderinstrumente den Holzbau forcieren. Der erste Schritt wurde hier bereits gesetzt: Im Rahmen des CO2 Bonus der Holzinitiative wird der Einsatz des nachhaltigen Rohstoffes Holz im großvolumigen Wohnbau sowie in öffentlichen Bauten und der Infrastruktur gefördert. - Holzbau für mehrgeschossigen Wohnbau
- Der Holzbauanteil ist im mehrgeschossigen Wohnbau noch weiter ausbaufähig.
- Einen wirkungsvollen Hebel stellen dabei die Wohnbauförderungen dar.
- Um die Rahmenbedingungen für den Holzbau zu verbessern, soll die Zusammenarbeit auf nationaler und Bundesländerebene gestärkt werden.
Förderung beim Einsatz von Holz im öffentlichen Bau
Konkret erfolge dies über die sogenannte Holzinitiative, die als Teil des Waldfonds mit 110 Mio. Euro finanziert werde. Laut Ministeriumsangaben fließe ein Gutteil dieser Mittel in die direkte Unterstützung von Holzbauprojekten.
In der Vergangenheit seien so bereits 4 Fördercalls mit über 90 Projekten abgeschlossen worden. In den Fokus sollen bei den öffentlichen Bauten den Angaben zufolge auch energiesparende und nachhaltige Heizmethoden rücken. Hinsichtlich des Einsatzes von Holz sieht die Regierung zudem noch Aufholbedarf im Bereich des mehrgeschossigen Wohnbaus.
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Baunormen überdenken - Gespräche liefen bereits
Um den Holzbau auch in der Gesamtwirtschaft stärker zu verankern bzw. zu vereinfachen, sollen den Regierungsplänen folgend auch die Baunormen überdacht werden - unter Berücksichtigung der Bundesländer- und EU-Regelungen. Gegenüber der APA habe es aus dem Ministerium dazu geheißen, Gespräche zur Anpassung und Weiterentwicklung von rechtlichen Rahmenbedingungen liefen bereits.
Auf SOLID-Anfrage, welche "Baunormen" hier konkret und mit wem im Gespräch seien, gab man seitens des Landwirtschaftsministeriums die Auskunft: Welche Normen hier konkret betroffen sein könnten, könne aktuell noch nicht sicher gesagt werden. Entsprechende Gespräche liefen bereits mit dem Koordinierungsbüro für Normungsangelegenheiten der Umweltverbände (KNU).
Holzindustrie: Maßnahmenpaket sei gute wirtschaftspolitische Entscheidung
Begrüßt wird das im Ministerrat beschlossene Maßnahmenpakt vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs.
Uns freut es, dass die Bundesregierung die Bedeutung des Holzbaus und von Holzprodukten zur Erreichung der Klimaziele erneut betont.Herbert Jöbstl,
, erklärt Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbands derHolzindustrie Österreichs und fährt fort:
Besonders die Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Produkten aus Holz wird als ökonomisch sinnvoll angesehen.Herbert Jöbstl
Die Bundesregierung verpflichte sich unter anderem dazu, im öffentlichen Bauwesen, zum Beispiel bei Schulen und Kindergärten, verstärkt auf Holz zu setzen und empfehle den Ländern sowie Kommunen zusätzliche Mittel des Zukunftsfonds für den Holzbau zu nutzen.
Gerade angesichts der schwachen Baukonjunktur ist dieses Maßnahmenpaket auch eine gute wirtschaftspolitische Entscheidung. Eine umfangreichere Verwendung von Holz stärkt regionale Wertschöpfungsketten, Konjunktur, Arbeitsplätze sowie Klimaschutz.Herbert Jöbstl
Landwirtschaftskammer: "Wer A sagt, muss auch B sagen."
Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger betont:
Der diese Woche vom Ministerrat beschlossene 3-Punkte-Plan zur Stärkung des Holzbaus in Österreich ist ein wichtiger Türöffner für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Bauwesen. Daher haben wir uns auch massiv dafür eingesetzt und begrüßen nun diesen zukunftsweisenden Vorstoß der Regierung bzw. von Landwirtschaftsminister Totschnig.Josef Moosbrugger
Der nachwachsende Baustoff Holz helfe uns, energieintensive Materialien zu ersetzen und somit für CO2-Einsparungen zu sorgen, führt Moosbrugger weiter aus und ergänzt, auch müssten unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern ihre Baumbestände durch eine aktive Bewirtschaftung klimafit machen. Dass für das Holz – ihr zentrales Produkt – Absatzwege gestärkt werden sollen, helfe den Betrieben in ihrer wirtschaftlich angespannten Situation bei der Bewältigung dieser wachsenden Mammutaufgabe.
Nur klimafitte, vitale Wälder sind auch fähig, all ihre Aufgaben für die Gesellschaft zu erfüllen, wie etwa die umfangreiche Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre sowie Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen. Der 3-Punkte-Plan ist somit als Win-Win-Situation für Bevölkerung und Wälder zu sehen.Josef Moosbrugger
Den Worten müssten nun aber Taten folgen und es gelte jetzt, diese wertvolle Initiative der Regierung auch mit Leben zu erfüllen, so Moosbrugger weiter.
Vor allem die Gebietskörperschaften sind aufgerufen, dem Auftrag des Ministerrats Folge zu leisten und entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten, etwa bei der Schaffung von Infrastruktur für die Kinderbetreuung oder Gesundheitseinrichtungen.Josef Moosbrugger
Zum "Holzbau-Plan" meint Moosbrugger zudem, umsetzbar sei dieser nur:
, wenn die Rahmenbedingungen für unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern auf europäischer und nationaler Ebene passen. Ich warne daher vor all den ideologisch getriebenen EU-Gesetzesinitiativen, die unsere Wälder zu Kohlenstoffmuseen verkommen lassen wollen, statt ihr nachhaltiges Potenzial zu nützen. Es kann nicht sein, dass wir uns ständig gegen wenig klimafreundliche, widersinnige Auflagen des europäischen Green Deals zur Wehr setzen müssen.Josef Moosbrugger
Wir bräuchten eine zukunftsweisende, wirklich nachhaltige und praktikable Klimapolitik, die mehr auf Holzverwendung setze und nicht auf weniger, kritisiert Moosbrugger diverse Strategien und Gesetze, die eine Verwahrlosung der Wälder und eine vollkommen praxisferne, überbordende Bürokratie vorantreiben würden.
Die EU sollte die Stärke Europas, nämlich die global gesehen einzigartige, multifunktionale Waldbewirtschaftung stärken und die Holzverwendung aktiv fördern.Josef Moosbrugger
In Österreich und Europa wachse deutlich mehr Holz nach, als geerntet werde. Wie eine aktuelle Holzpotenzial-Studie des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) zeige,
[...] könnten wir in Österreich zusätzlich zu den bisherigen 18 Mio. Erntefestmetern Holz jährlich weitere 5,5 Mio. Erntefestmeter einer klimafreundlichen Verwendung zuführen.Josef Moosbrugger
Wir fordern auch unsere Umwelt- und Klimaschutzministerin Gewessler auf, sich auf EU-Ebene für mehr Bioökonomie und für gute Rahmenbedingungen unserer Betriebe einzusetzen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Es ist wichtig, dass diverse Strategien wie Zahnräder ineinandergreifen und uns in Richtung Klimafitness bringen.Josef Moosbrugger
Österreichischer Baumeisterverband hinterfragt einseitige Bevorzugung des Baustoffs Holz
Die Wahl der richtigen Baustoffe spiele bei jedem Bauprojekt eine entscheidende Rolle. Dabei seien sowohl technische als auch ökonomische und ökologische Parameter zu berücksichtigen. Alle relevanten Kriterien müssten für jedes Bauprojekt im Einzelfall gewichtet und bewertet werden, denn eines sei sicher: den „einen“ richtigen Baustoff für alle Bauprojekte gebe es nicht, heißt es seitens des österreichischen Baumeisterverbandes (ÖBV).
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Die Entscheidung wäre immer abhängig von der Art sowie den Funktionsanforderungen des Bauprojekts, welche natürlich auch die ökologischen Rahmenbedingungen unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus miteinschließen müssten. Sohin sei eine einseitige politische Forcierung eines bestimmten Baustoffs im Hinblick auf die notwendige Berücksichtigung aller Kriterien unsinnig und kontraproduktiv, gibt der ÖBV weiter zu bedenken.
Von Seiten des ÖBV sehe man deshalb den von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Klimaministerin Leonore Gewessler angekündigten Plan zur Forcierung des Einsatzes von Holz im großvolumigen Wohnbau sowie in öffentlichen Bauten und in der Infrastruktur kritisch.
ÖBV-Obmann Bmstr. Ing. Robert Jägersberger meint:
Ich appelliere an die politisch Verantwortlichen, Partialinteressen der Forstwirtschaft und ideologische Scheuklappen beiseite zu lassen, sondern bei der Wahl der richtigen Baustoffe eine unvoreingenommene Entscheidung nach sachlichen Kriterien zu ermöglichen.Robert Jägersberger
Wir Baumeister sind aufgrund unserer Ausbildung und Praxiserfahrung befähigt, mit allen Baustoffen zu bauen. Bei der Wahl der Baustoffe halten wir uns ausschließlich an objektive Maßstäbe und plädieren daher für einen baustoffneutralen Zugang.Robert Jägersberger
Aufgrund der von Partialinteressen und ideologischen Motiven geprägten Debatte wird der österreichische Baumeisterverband in Kürze einen Baustoff-Ratgeber veröffentlichen. Darin mögen die wichtigsten Erkenntnisse aus Theorie und Praxis als Entscheidungsgrundlage unter Betrachtung aller technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte zusammengefasst werden.
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Ich hoffe, dass damit ein Beitrag zur Objektivierung der politischen Debatte geleistet wird und wir allen privaten und öffentlichen Bauherrn eine Hilfestellung für eine faktenbasierte Baustoff-Wahl bieten.Robert Jägersberger
, so Jägersberger abschließend.