Wienerberger I CEO-Scheuch: "Wohnbaupaket greift nicht!" : Stabiler Umsatz, aber kaum Gewinn

Heimo Scheuch

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Wienerberger weiterhin mit einem EBITDA zwischen 860 und 890 Mio. Euro, im ersten Halbjahr soll das Ergebnis bei etwa 400 Mio. Euro liegen. Die bisherige Performance aus den Monaten April und Mai sei im Einklang mit der Prognose für das Gesamtjahr, erklärte Vorstandschef Heimo Scheuch.

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Maßnahmen zur Kosteneffizienz

Gewachsen ist man bei den Mitarbeitenden: von weltweit 19.195 auf 20.485.
Der Gewinn (EBITDA) sank vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 448,2 auf 340,5 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging im Jahresabstand von 307,4 auf 121,5 Mio. Euro zurück.

Das Eigenkapital wurde mit 2,8 Mrd. Euro angegeben, die Nettoverschuldung mit knapp 2,1 Mrd. Euro. Der Verschuldungsgrad hat sich laut Eigenangaben von 45,7 auf 72,5 Prozent verschlechtert.

Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet das Unternehmen dennoch mit einer soliden Performance und geht in seiner Guidance von einem operativen EBITDA zwischen 800 und 820 Millionen Euro aus. Über das Jahr 2024 - dem Jahr der Talsohle - hinaus wird für das kommende Jahr mit einer generellen Markterholung gerechnet, sobald die staatlichen Konjunkturprogramme ihre Wirkung entfalten und das Zinsniveau voraussichtlich weiter sinken wird. Für wienerberger werden die im ersten Halbjahr 2024 gesetzten Maßnahmen zur Kosteneffizienz auch 2025 einen positiven Ergebnisbeitrag liefern, sobald die Erholung der Märkte wie erwartet einsetzt. Für 2026 wird mit einer Normalisierung des Marktniveaus gerechnet.

Bauwirtschaft in Österreich geht es nicht gut

Die ursprünglichen Marktannahmen für 2024 basierten auf der Erwartung, dass sich die Wohnungsmärkte insgesamt schneller erholen würden. Diese Erwartung hat sich jedoch nicht vollständig erfüllt.
Dies liegt zum Teil daran, dass die Zinsen langsamer sinken als erwartet, was zu einer gedämpften Kreditnachfrage führt. Insbesondere die Nachfrage nach Einfamilienhäusern blieb hinter den Erwartungen zurück.
Von staatlicher Seite wurden in mehreren Endmärkten der wienerberger öffentliche Förderprogramme für die jeweiligen Bausektoren gestartet bzw. angekündigt, deren Wirkung sich aber in den meisten Fällen erst im nächsten Jahr zeigen wird. Negativ wirkt sich nach wie vor die politische Unsicherheit in einigen wichtigen Ländern aus, die zumindest bis nach den Präsidentschaftswahlen in den USA anhalten wird.

Zu den Gewinneinbrüchen von über 220 Millionen Euro sprach Wienerberger-CEO Heimo Scheuch auch im Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch: "Der Bauwirtschaft in Österreich geht es nicht gut und wir sprechen hier vor allem für den Hochbau, also Wohnungsneubau", sagte Wienerberger-Chef Heimo Scheuch am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal". Kreditvergabe und Finanzierbarkeit seien ein Aspekt. Aber auch von der Politik "wurde und wird hier zu wenig getan". Das Baupaket der Regierung bringe noch keine Impulse. "Bis sie ankommen irgendwo, dauert es sehr lange und ich sehe im heurigen Jahr noch keine positiven Impulse aus diesem Paket", hielt Scheuch fest.

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Vergleich mit 2023 nur bedingt sinnvoll

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent auf 115 Mio. Euro, unter dem Strich stand ein Verlust von 36,6 Mio. Euro. Der Umsatz ging um 9 Prozent auf 953 Mio. Euro zurück. Im Gesamtjahr 2024 soll das EBITDA zwischen 860 und 890 Mio. Euro liegen, teilte der weltgrößte Ziegelhersteller mit.

Im Vergleichsquartal des Vorjahres stand noch ein Gewinn von 101 Mio. Euro zu Buche. Das Marktumfeld habe sich heuer im ersten Quartal gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2023 zwar leicht verbessert, liege aber immer noch deutlich unterhalb des ersten Quartals 2023, erklärte Finanzvorstand Gerhard Hanke in einem Conference Call am Donnerstag. Das Ergebnis im ersten Quartal 2023 sei "außergewöhnlich hoch" gewesen. Das deutlich schlechtere Ergebnis zum heurigen Jahresstart sei demnach "keine Überraschung" gewesen.

Schlechtes Marktumfeld der Grund

Die schlechteren Marktbedingungen hätten sich im ersten Quartal mit einem Minus von 40 Mio. Euro auf das EBITDA ausgewirkt. Weiters ausschlaggebend war eine umfangreiche Werksstilllegung, die mit minus 50 Mio. auf das Ergebnis gewirkt habe: "Wir haben uns entschieden, Lagerbestände abzubauen", sagte Hanke. Betroffen waren Werke in Kontinentaleuropa. Weitere 20 Mio. Euro entfielen auf aus dem Vorjahr nachgezogene Einmaleffekte bei der Bewertung von Lagerbeständen. "All das sind keine Überraschungen, wir wussten das bereits und haben kommuniziert, dass das erste Quartal deutlich unter dem ersten Quartal 2023 liegen wird", so der Finanzvorstand.

Den Rückgang beim Umsatz führt Wienerberger vor allem auf das schlechtere Marktumfeld zurück. Die operative EBITDA-Spanne lag im ersten Quartal bei 12,1 Prozent, in der Vorjahresperiode lag der Wert bei 19,8 Prozent. Das seit Jahren laufende Programm "Self Help" zur Ertragssteigerung und Effizienzverbesserung habe 9 Mio. Euro zum Ergebnis beigetragen, Kostenmanagement habe weitere 17 Mio. Euro eingespart. Der frisch übernommene französische Dachanbieter Terreal habe im ersten Quartal 6 Mio. Euro eingebracht, die Übernahme sei Ende Februar abgeschlossen worden.

Langfristig "bessere Geschäfte"

Wienerberger sieht eine Stabilisierung im Neubau in der Region Westeuropa und erste Anzeichen einer Erholung in Osteuropa. Das Geschäft in Großbritannien entwickle sich besser als erwartet. Auch im Bereich Renovierung rechnet Wienerberger mit besseren Geschäften, der Bereich Infrastruktur bewege sich auf einem soliden Niveau, die Nachfrage habe sich stabilisiert. Die Region Nordamerika entwickle sich ebenfalls stabil, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Wienerberger weiterhin mit einem EBITDA zwischen 860 und 890 Mio. Euro, im ersten Halbjahr soll das Ergebnis bei etwa 400 Mio. Euro liegen. Die bisherige Performance aus den Monaten April und Mai sei im Einklang mit der Prognose für das Gesamtjahr, erklärte Vorstandschef Heimo Scheuch.

Längerfristig rechnet Scheuch mit besseren Geschäften, bis 2026 soll sich der Markt demnach weiter erholen und das Wienerberger-EBITDA 1,2 Mrd. Euro erreichen. "Ich sehe das Potenzial, vor allem Europa, aber auch Großbritannien und die USA, brauchen Investitionen in neuen Wohnraum", so der Vorstandschef, der Wienerberger für die Zukunft gut aufgestellt sieht.