Auftragsplus für Bauwirtschaft in Deutschland : Infrastruktur-Paket sorgt für Bau-Aufschwung

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In Deutschland stieg auch der Wohnungsneubau zuletzt wieder an.

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Im deutschen Bauhauptgewerbe gingen im Januar 5,2 Prozent mehr Aufträge ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Dezember hatte es noch ein Minus von 7,7 Prozent gegeben. 

Im Vergleich zum Jänner 2024 stiegen die Aufträge preisbereinigt sogar um 10,3 Prozent. Besonders stark wuchs im Januar das Neugeschäft im Tiefbau, zu dem auch der staatlich dominierte Straßenbau gehört: Hier gab es ein Plus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Diese Sparte hatte bereits im vergangenen Jahr von Großaufträgen profitiert, vor allem für die Sanierung von Autobahnen, Brücken und Tunneln sowie für den Ausbau des Stromnetzes.

Auch der Hochbau, der vor allem von der privaten Nachfrage abhängt, erhielt zu Jahresbeginn mehr Aufträge. Sie stiegen um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies sei vor allem auf einen deutlichen Anstieg im Wohnungsbau zurückzuführen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller. 

Auch der Umsatz im Bauhauptgewerbe legte zu. Er stieg im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,1 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Preisbereinigt blieb ein reales Plus von 10,8 Prozent. Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen nahm im Januar um 0,8 Prozent zu.

25.2.2025: Staatliche Bauaufträge sorgen für Wachstum

Dank staatlicher Großaufträge konnte die deutsche Bauwirtschaft im Vorjahr ihr Neugeschäft steigern. Im Bauhauptgewerbe stieg der Auftragseingang laut Statistische Bundesamt um 1,1 Prozent auf 103,5 Milliarden Euro.

Das Volumen lag  zum zweiten Mal in Folge im dreistelligen Milliardenbereich. Dies wurde vor allem durch Preiserhöhungen erreicht: Inflationsbereinigt (real) lag der Umsatz um 0,7 Prozent niedriger als 2023.

Das Neugeschäft im Tiefbau, zu dem auch der staatlich dominierte Straßenbau gehört, stieg 2024 auf 56,3 Milliarden Euro. Das waren 5,7 Prozent und real 3,4 Prozent mehr als 2023. "Maßgeblich zu diesem Rekordergebnis trugen Großaufträge vor allem bei der Sanierung von Autobahnen, Brücken und Tunneln sowie beim Ausbau des Stromnetzes bei", erklärten die Statistiker.

Schlechter sieht die Bilanz für den Hochbau aus, der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und stark von der privaten Nachfrage abhängig ist. Hier beliefen sich die Auftragseingänge im vergangenen Jahr auf 47,2 Milliarden Euro. Sie lagen damit um 4,0 Prozent und real um 5,0 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Dabei verzeichnete der Wohnungsbau mit real minus 3,5 Prozent geringere Einbußen als die anderen Bereiche.

Der Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe stieg im Jahr 2024 um 0,8 Prozent und erreichte mit 114,8 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Inflationsbereinigt bedeutet dies jedoch einen Rückgang um 1,0 Prozent. Innerhalb der einzelnen Bausparten erzielte der gewerbliche Tiefbau mit 25,1 Milliarden Euro den höchsten Jahresumsatz, gefolgt vom gewerblichen Hochbau mit 24,8 Milliarden Euro. Insbesondere der Wohnungsbau leidet unter den gestiegenen Zinsen. Sie machen viele Projekte für die Bauherren unrentabel. 

Dezember 2024: 22.000 weniger Jobs am Bau

Der schwächelnde Wohnungsbau führt zu weiteren Arbeitsplatzverlusten in der deutschen Bauwirtschaft. Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe werde bis 2024 um 15.000 und im kommenden Jahr um weitere 7.000 auf 905.000 sinken. Das sagte der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Wolfgang Schubert-Raab.

Für das Jahr 2025 strebt der ZDB einen Umsatz von knapp 160 Milliarden Euro an. Dies entspräche einem inflationsbereinigten Rückgang von 2,5 bis 3 Prozent nach rund 4 Prozent im zu Ende gehenden Jahr.

Für das kommende Jahr zeichne sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. "Die Unternehmen blicken nicht mehr tiefer ins Tal der Krise, sondern orientieren sich zunehmend an der Talsohle", so Schubert-Raab. Die Herausforderungen seien aber groß und die Auftragslage eher schwach.

Im Wohnungsbau bleibe man von den ursprünglich von der alten Ampel-Koalition angestrebten 400.000 Wohneinheiten pro Jahr in Deutschland aufgrund der mangelnden Neubauförderung weit entfernt. Für 2024 rechnet der ZDB nur noch mit 250.000 bis 255.000 Fertigstellungen nach rund 294.000 im vergangenen Jahr. Im Jahr 2025 sollen nur noch rund 220.000 Wohnungen gebaut werden. Der Umsatz im Wohnungsbau wird nach ZDB-Schätzung in diesem Jahr real um 14 Prozent und 2025 um weitere 7 Prozent zurückgehen.

Der Wirtschaftsbau entwickelt sich uneinheitlich. Während der Hochbau in beiden Jahren Umsatz einbüßen dürfte, zeigt sich der Tiefbau deutlich robuster und wird jeweils wachsen. Hier sorgen Investitionen in Infrastrukturprojekte - vom Schienenausbau über Stromtrassen bis zum Breitbandausbau - für Nachfrageimpulse. Im öffentlichen Bau rechnet der ZDB 2024 mit einem Umsatzplus von 3 Prozent und im kommenden Jahr mit einer Stagnation.

11,5 Prozent realer Rückgang am Bau

Die Bauwirtschaft in Deutschland kämpft weiterhin mit rückläufigen Aufträgen. Sowohl im September als auch in den ersten drei Quartalen insgesamt weist die Statistik für das Bauhauptgewerbe ein Minus aus. Bereinigt um Preissteigerungen (real) verbuchten die Unternehmen im September 12,4 Prozent weniger Aufträge als im August dieses Jahres, der dank Großaufträgen positiver ausgefallen war, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Im Vergleich zum September 2023 ergab sich ein realer Rückgang von 11,5 Prozent. Nominal betrug der Rückgang 9,5 Prozent.

In den ersten neun Monaten lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe kalenderbereinigt real um 2,0 Prozent und nominal um 0,5 Prozent unter dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Der Umsatz lag in den ersten drei Quartalen real um 1,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, nominal stieg er geringfügig um 0,1 Prozent. Im September setzten die Bauunternehmen nominal 10,1 Mrd. Euro um.

Die Bundesbank geht in ihrem aktuellen Monatsbericht davon aus, dass unter anderem der Bau die Wirtschaftsleistung in Deutschland weiter dämpfen wird: "Die nach wie vor hohen Finanzierungskosten und die ausgeprägte wirtschaftspolitische Unsicherheit belasteten weiterhin die Investitionen und damit die Nachfrage nach Bauleistungen und Investitionsgütern".

Das Bauhauptgewerbe umfasst die Errichtung von Gebäuden (Hochbau) sowie von Straßen, Bahnverkehrsstrecken und Rohrleitungen (Tiefbau).

Oktober 2024: Plus von 21,4 Prozent im Hochbau

Mehrere Großprojekte haben den Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe im August beflügelt. Preis-, kalender- und saisonbereinigt nahm der Wert der Bestellungen gegenüber dem Vormonat Juli um 14,2 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Vor allem der Hochbau konnte 21,4 Prozent mehr Aufträge verbuchen, der bisher stabilere Tiefbau 8,7 Prozent mehr. Der Rekordaugust des Vorjahres wurde allerdings um 5,3 Prozent verfehlt.

Nach acht Monaten des laufenden Jahres liegen die realen Auftragseingänge noch um 0,6 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Beim preisbereinigten Umsatz büßten die Unternehmen in diesem Zeitraum 1,1 Prozent ein. Im Monat August setzten sie nominal 10,2 Milliarden Euro um. Das waren 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Preisbereinigt betrug das Plus noch 0,8 Prozent.

September 2024: Abwärtstrend bei Wohnungen bleibt

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt. Ihre Zahl sank im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19,2 Prozent auf 17.000, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum Juli 2022 waren es 44,6 Prozent weniger.

Nach Einschätzung von Experten wird die Bundesregierung ihr Wohnungsbauziel angesichts der Flaute auch in diesem Jahr deutlich verfehlen. Sie strebt eigentlich 400.000 Wohnungen pro Jahr an. Von Januar bis Juli wurden 123.600 Wohnungen genehmigt - 20,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
"Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur rund 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Sebastian Dullien. "Die Wohnungsknappheit in den deutschen Ballungsräumen wird damit absehbar anhalten."

Eine schnelle Trendwende ist unwahrscheinlich, denn der Auftragsmangel im Wohnungsbau hat sich im August kaum verringert. 50,6 Prozent der Unternehmen klagten darüber - nach 51,3 Prozent im Juli, wie das Münchner Ifo-Institut in seiner Umfrage unter Managern ermittelte.
Der Anteil hält sich seit neun Monaten über der 50-Prozent-Marke. "Die Krise im Wohnungsbau wird noch lange anhalten", prognostizierte Ifo-Konjunkturchef Klaus Wohlrabe. "Die Unternehmen suchen weiter nach Hoffnungssignalen."

21,1 Prozent weniger Wohnbau Genehmigungen

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist in Deutschland im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21,1 Prozent auf 106.700 gesunken, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Hohe Finanzierungs- und Baukosten gelten als Gründe für den Abwärtstrend. Branchenverbände klagen zudem über zu viel Bürokratie.

Bis zuletzt zeigte die Tendenz deutlich nach unten: Allein im Juni gab es einen Rückgang um 19,0 Prozent auf 17.600 Wohnungen. Im Vergleich zum Juni 2022 waren es sogar 42,1 Prozent weniger.
"Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur noch gut 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Eine Trendwende sei frühestens im Laufe des Jahres 2025 zu erwarten, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen deutlich gesenkt hat und dies auf die Baunachfrage durchschlagen dürfte.

Am stärksten war der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten sechs Monaten des Jahres bei Einfamilienhäusern: Hier gab es einen Einbruch um 30,9 Prozent auf 18.600. Bei den Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 14,9 Prozent auf 6.600 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig wichtigsten Gebäudeart - ging die Zahl der Baugenehmigungen deutlich zurück: Sie sank um 20,8 Prozent auf 57.300 Wohnungen.

Die Aussichten auf eine Trendwende im zweiten Halbjahr sind nicht besonders gut. Im Juli berichtete mehr als jedes zweite Bauunternehmen von Auftragsengpässen im Wohnungsbau, wie eine Umfrage des Münchner ifo-Instituts ergab.

Nur mehr 175.000 neue Wohnungen

In Deutschland könnten in den nächsten Jahren deutlich weniger Wohnungen gebaut werden als zuletzt. Für 2026 rechnen die Experten vom Münchner Ifo-Institut nur noch mit 175.000 neu gebauten Wohnungen. Das wären über 40 Prozent weniger als die knapp 300.000 Wohnungen im Jahr 2022.

"Die Prognose ist mit Unsicherheiten behaftet, aber es ist ziemlich klar, dass wir spätestens 2026 unter die Marke von 200.000 rutschen werden", prognostiziert Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. Das Ziel, das die Berliner Koalition bei ihrem Amtsantritt 2021 ausgegeben hat, sind 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Dieses Ziel rückt offensichtlich in immer weitere Ferne. Der Ifo-Experte rechnet in den kommenden zwei Jahren ebenso wenig mit einer grundlegenden Besserung wie die Bau- und Wohnungswirtschaft. "Insgesamt habe ich wenig Hoffnung auf die große Trendwende".

"Wie in anderen europäischen Ländern spürt der Wohnungsneubau derzeit die negativen Folgen der hohen Inflation und des Zinsanstiegs", sagte Dorffmeister. "In Deutschland sind zudem die Baukosten völlig aus dem Ruder gelaufen und verhindern eine Erholung des Marktes."

Entscheidend für die Prognose der Neubauzahlen ist der Einbruch bei den Bauanträgen und Wohnungsbaugenehmigungen. So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Mai nur mehr 17.800 Bauanträge genehmigt, fast 44 Prozent weniger als im Mai 2022.
Die Baukosten sind mittlerweile so hoch, dass viele Wohnungsbaugenossenschaften und kommunale Unternehmen neue Projekte auf Eis gelegt haben. Der Hauptgrund: Damit sich die Gebäude in der üblichen Zeit von 25 bis 30 Jahren amortisieren, müssten die Unternehmen auch jenseits der Ballungsräume sehr hohe Mieten verlangen, die in kleineren Städten kaum jemand zahlen will.

Baugenehmigungen sinken weiter

Bauen ist noch immer teuer. Das hält viele von der Umsetzung ihres Bauvorhabens ab. Auch in Deutschland. Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 31,5 Prozent auf 15.500 am stärksten aus.

Beim schwächelnden Wohnungsbau in Deutschland ist keine Trendwende in Sicht, im Gegenteil: Die Zahl der Baugenehmigungen sank im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 24,2 Prozent oder 5.700 auf 17.800, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Vergleich zum Mai 2022 gab es sogar einen Rückgang um fast 44 Prozent. Von Januar bis Mai dieses Jahres wurden damit 89.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,5 Prozent oder 24.400 weniger als ein Jahr zuvor.

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 31,5 Prozent auf 15.500 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 15,7 Prozent auf 5.500 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart - ging die Zahl der Genehmigungen deutlich zurück: Sie sank um 21,7 Prozent auf 47.900.

Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten schrecken nach wie vor viele potenzielle Bauherren und Investoren ab.

Bauaufträge gehen in Deutschland kurzfristig zurück

Das Bauhauptgewerbe in Deutschland hat im April kurzfristig weniger Aufträge erhalten. Im Vergleich zum März sank das preis-, kalender- und saisonbereinigte Auftragsvolumen um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum April 2023 gingen allerdings 2,3 Prozent mehr Aufträge ein.

Vor allem der Tiefbau konnte gegenüber dem Vorjahresmonat neue Aufträge verbuchen (plus 7,9 Prozent), während die Nachfrage im Hochbau um 4,2 Prozent zurückging. Unter Berücksichtigung der Preissteigerungen ergab sich insgesamt ein auf das Jahr hochgerechneter nominaler Auftragszuwachs von 10,1 Prozent.

Deutlich aufgeholt haben die Unternehmen bei den Umsätzen. Nach einem schwachen Jahresauftakt stiegen die Erlöse im April um 11,3 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro, wie die Statistiker mitteilten. Preisbereinigt lag das Wachstum in diesem Monat bei 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit erreichten die realen Umsätze in den ersten vier Monaten des Jahres exakt das Vorjahresniveau. Nominal, also unter Berücksichtigung von Preissteigerungen, nahmen sie um 0,9 Prozent zu.

Bundeskanzler sieht dringenden Handlungsbedarf für"Neubau in großem Stil"

Die krisengeplagte deutsche Baubranche kann vorerst nicht mit zusätzlichen Finanzhilfen der Bundesregierung rechnen. Stattdessen sollen Genehmigungen schneller erteilt und Vorschriften gestrichen werden, die das Bauen teurer machen.

Wegen der höheren Kreditzinsen und teurer Baumaterialien ist die Branche seit zwei Jahren in einer Krise. Die Unternehmen klagen über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte. 2022 und 2023 wurden jeweils nur rund 295.000 Wohnungen fertiggestellt. Eigentlich hat sich die Ampel-Regierung 400.000 Wohnungen jährlich vorgenommen.

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Bundeskanzler Olaf Scholz sieht deswegen einen dringenden Handlungsbedarf. Nötig sei "Neubau im großen Stil", sagte der SPD-Politiker. "Wir müssen mehr und anders bauen." Er wolle in Deutschland keine Verhältnisse, "wo erst Einwohner mit niedrigen und dann immer mehr auch Frauen und Männer mit mittleren Einkommen regelrecht aus den Städten gedrückt werden."

Zur Lage in Österreich hier ein aktuelles Gespräch mit dem österreichischen Bundesinnungsmeister Bau, Robert Jägersberger.

Private Investitionen statt öffentlicher Förderung

Bauministerin Klara Geywitz betonte die Bedeutung der Bauindustrie in Zeiten einer schwachen Konjunktur: "Deutschland hat ein Problem mit dem Wirtschaftswachstum und wenn die Bauwirtschaft nicht wieder ins Wachstum kommt, dann wird das mit dem Gesamtwirtschaftswachstum auch nicht werden." Die Branche dürfe jedoch nicht nur auf staatliche Subventionen setzen.

Möglich seien nur punktuelle Förderprogramme für Infrastruktur und Dinge, die sich allein nicht rechneten. "Aber wir müssen eigentlich uns zum Ziel setzen, dass wir in Deutschland für den Bereich der privaten Investitionen - und die sind riesig - es schaffen, dass wir wieder frei finanziert und rentierlich in einer absehbar schnellen Zeit bauen können."

Auch Lindner setzt auf private Investitionen statt öffentlicher Förderung. Das Gros der Investitionen in den Wohnungsbau müsse von privater Hand geleistet werden, sagte der FDP-Chef. Öffentliche Infrastruktur allerdings, also Brücken, Schienen, Straßen und Digitalisierung, sei Sache des Staates. Hier müssten hinreichende Mittel bereitgestellt werden.

Um die Baubranche zu entlasten, dürften auch bereits hohe Standards für Energieeffizienz, Lärmschutz oder Brandschutz nicht weiter erhöht werden. Außerdem dürfe der Staat über die Mietpreisbremse hinaus nicht zusätzlich das Mietrecht verschärfen.

Kanzler Scholz regte auch an, dass Unternehmen wieder mehr Wohnungen für ihre Mitarbeiter bauen könnten. "Das ist ja auch irgendwie ein wenig aus der Mode gekommen und ich hoffe, dass es ein bisschen anders wird", sagte Scholz. Dafür habe die Bundesregierung mit der neuen Wohngemeinnützigkeit gerade steuerliche Vorteile auf den Weg gebracht. "Jetzt müssen nur noch viele Unternehmen auf die Idee kommen, dass das vielleicht was mit dem HR (Humankapital) zu tun haben könnte."

Wohngemeinnützigkeit nach Vierteljahrhundert wieder eingeführt

Das Kabinett hatte am Mittwoch Steuervorteile für sozial orientierte Unternehmen ermöglicht, die Wohnungen zu Mieten unter Marktniveau anbieten. Es brachte am Mittwoch nach monatelangen Verhandlungen eine neue Wohngemeinnützigkeit auf den Weg. Damit können Unternehmen von den bei Gemeinnützigkeit üblichen Steuerleichterungen profitieren, wenn sie dauerhaft Wohnungen unterhalb der ortsüblichen Mieten anbieten.

Im Bauministerium herrschte Erleichterung, dass mit der Änderung der Abgabenordnung angesichts der Vorbehalte im Finanzministerium "ein sehr weitgehender Schritt" gelungen sei, die im Jahr 1990 abgeschaffte Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau wieder einzuführen. Im Unterschied zum sozialen Wohnungsbau müssen bei der Gemeinnützigkeit die Wohnungen dauerhaft unter dem Marktpreis angeboten werden. Im Sozial-Wohnungsbau laufen Mietbindungen oft nach 20 Jahren aus.

Von der Regelung können nach Angaben des Bauministeriums zunächst etwa 100 Körperschaften wie Stiftungen, Vereine oder Unternehmen und rund 105.000 Mietende profitieren. Im Ministerium hieß es, es gebe zunehmend Unternehmen, die sich eine Finanzierung von Werkswohnungen unter dem Dach der Gemeinnützigkeit vorstellen könnten. Für Mietende werden Einkommensgrenzen festgelegt in Höhe des Fünffachen (Alleinstehende) oder Sechsfachen (Alleinerziehende) des Regelsatzes im Bürgergeld (derzeit 563 Euro im Monat). Damit seien etwa 60 Prozent aller Haushalte in Deutschland betroffen.

Die Änderung der Abgabenordnung ist Teil des Entwurfs des Jahressteuergesetzes 2024, das noch vom Bundestag beschlossen werden muss. Der Einigung in der Regierung ging ein langes Ringen voraus. Bereits vor einem Jahr hatte Geywitz den Ampel-Fraktionen ein Konzept übersandt, wie die Gemeinnützigkeit umgesetzt werden könnte. Allerdings fehlte die Finanzierung. In welchem Volumen sich die Steuereinnahmen durch die neue Gemeinnützigkeit verringern könnten, ließ Lindner offen.