Konjunktur | Finanzierung | Signa | Wohnbau : Kredite: Achtung bei Gewerbeimmobilien!
IWF-Fletcher: Signa eher kein echter Indikator für die gesamte Branche
Der heimische Gewerbeimmobilienmarkt dürfte sich zwar derzeit besser entwickeln als andere europäische Märkte oder die USA. Dort belasten die zunehmende Heimarbeit und höhere Finanzierungskosten den Sektor.
Dennoch sollte der Sektor nach Ansicht des IWF nach den jüngsten Insolvenzen der Signa-Gruppe und dem gestiegenen Anteil von Bankkrediten in diesem Sektor weiterhin genau beobachtet werden.
"Für sich genommen scheinen die Probleme und Ausfälle bei Signa hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Finanzstabilität überschaubar zu sein", sagte Kevin Fletcher, Leiter der IWF-Mission zur Überprüfung der österreichischen Wirtschaft.
Hoher Anteil an Gewerbeimmobilien bei Krediten in Österreich
In Österreich stehe der Sektor nicht so stark unter Druck wie in anderen Ländern, wo die Preise für Gewerbeimmobilien unter hohen Leerstandsraten und hohen Finanzierungskosten leiden, daher wolle man das Thema nicht überbewerten.
Allerdings weist der IWF auch darauf hin, dass das Exposure österreichischer Banken in Gewerbeimmobilienkrediten - im dritten Quartal 2023 sollen 20 Prozent aller heimischen Bankkredite auf Gewerbeimmobilien entfallen - im europäischen Vergleich herausragend sei. Auch das Engagement von Pensionskassen und Versicherern in diesem Sektor sei "erheblich". Der Währungsfonds riet, diese Risiken genau zu beobachten und Datenlücken durch die Veröffentlichung von Zahlen zu Gewerbeimmobilienpreisen, Mietrenditen und Schuldendienstdeckungsquoten zu schließen.
An derzeitigen Wohnbaukredit-Standards festhalten, Angebot erhöhen
In Bezug auf den Wohnimmobilienmarkt hielt der IWF fest, dass Österreich an den derzeitigen Standards für die Vergabe von Wohnbaukrediten festhalten sollte, da diese als permanente und strukturelle Maßnahme notwendig seien. Zudem seien die Regeln im internationalen Vergleich nicht übermäßig streng, sondern durch großzügige Ausnahmeregelungen sehr flexibel.
Eine Lockerung der Regeln würde sich hingegen negativ auf die Leistbarkeit auswirken, da die Wohnungspreise deutlich steigen würden. Vielmehr sollte die Leistbarkeit durch ein größeres Angebot und Erleichterungen beim Wohnungsneubau weiter gefördert werden.
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Zudem sollten die heimischen Banken ihre Gewinne zum Aufbau von Kapitalpuffern nutzen, um gegen mögliche Schocks gewappnet zu sein. Die derzeit hohen Gewinne seien eher temporärer Natur, da höhere Sparzinsen und Kreditausfälle im gewerblichen Immobiliensektor die Ergebnisse belasten könnten.