Porr | Konjunktur : Karl-Heinz Strauss will Wohnbaukosten unter 2.000 Euro pro Quadratmeter drücken

ABD0057_20250211 - WIEN - ?STERREICH: Generaldirektor Karl-Heinz Strauss (Porr AG) am Dienstag, 11. Februar 2025, w?hrend eines Gespr?chs im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH

Porr-Chef Karl-Heinz Strauss: "Die Wirtschaft ankurbeln geht nur über den Bau."

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Gemeinnützige haben wieder mit Bau begonnen

Leistbares Wohnen setzt für Porr-Konzernchef Karl-Heinz Strauss vor allem eines voraus: Baukosten unter 2.000 Euro pro Quadratmeter. „Wir sind dabei, ein Konzept zu entwickeln, das deutlich unter dieser Marke liegt“, kündigte Strauss an. Bereits in den kommenden Wochen oder Monaten wolle die Porr mit konkreten Ergebnissen aufwarten. „Der Markt braucht dringend leistbaren Wohnraum, und für uns heißt das: rund oder sogar unter 2.000 Euro pro Quadratmeter“, betonte der Firmenchef.

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Aktuell bewegen sich die Baukosten laut Strauss bei rund 3.000 Euro pro Quadratmeter, bei gemeinnützigen Genossenschaften rund 2.500 Euro. Für Strauss ist klar: „Der leistbare Wohnraum ist ein Stiefkind in Österreich.“ Zwar hätten die Gemeinnützigen nun wieder mit dem Bauen begonnen, doch die neu entstehenden Wohnungen werden frühestens 2027 auf den Markt kommen. „Der Bedarf ist groß, doch eine echte Entlastung wird es erst in ein paar Jahren geben.“

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Zweckbindung der Wohnbauförderung

Laut Strauss stockt zudem der Einfamilienhausbau weiterhin – nicht zuletzt wegen der hohen Grundstückspreise. Für private Bauvorhaben fehlten oftmals attraktive Rahmenbedingungen. Dabei erinnert Strauss an die 1970er- und 1980er-Jahre, als Wohnbaudarlehen zu günstigen Zinssätzen und mit zweckgebundener Förderung vergeben wurden. „Dieses Konzept hat damals funktioniert – die Zweckbindung muss zurückkommen. Wenigverdiener könnten mehr Förderung erhalten, andere weniger.“

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Die von der Regierung vor einem Jahr beschlossene „Wohnbaumilliarde“ sei laut Strauss bisher „fast nirgends angekommen“, da die Konditionen vielerorts unattraktiv waren. Fixzinssätze seien teils nur für zwei bis drei Jahre festgeschrieben, während Baukredite oft über 20 bis 30 Jahre liefen. „Ich glaube, die Länder beginnen das jetzt zu verändern“, so Strauss. Dennoch seien die Förderbestimmungen in jedem Bundesland unterschiedlich, was den Prozess weiter verkompliziere.

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Forderung nach Vereinheitlichung der Bauordnungen

Der Porr-Chef fordert außerdem eine Vereinheitlichung der Bauordnungen – aktuell existieren neun verschiedene Regelwerke, die Zeit und Geld kosten. „Das ist der Historie geschuldet und nicht wirklich optimal“, so Strauss. Eine bundesweite Bauordnung könnte regionale Faktoren wie Schneelasten dennoch berücksichtigen und wäre angesichts des Klimawandels längst überfällig.

Finanzielle Engpässe sieht Strauss auch auf Gemeindeebene, wo Pflege- und Energiekosten hoch sind. „Eine weitere Gemeindemilliarde würde die Wirtschaft effektiv stützen“, argumentiert er. Alles, was in den Gemeinden investiert werde, komme schnell bei lokalen Betrieben an – von Dachdeckern über Installateure bis hin zu Malern.

Guter Start ins Jahr 2025

Dem Baukonzern Porr gehe es aktuell gut. Für das Jahr 2024 erwartet Strauss eine Bauleistung von 6,7 bis 6,8 Mrd. Euro sowie ein EBIT zwischen 150 und 160 Mio. Euro. Damit läge das Unternehmen über den Vorjahreszahlen (6,6 Mrd. Euro Bauleistung und rund 140 Mio. Euro EBIT). Der Auftragsbestand sei hoch, und auch für 2025 zeichnet sich ein guter Start ab.

Für einen Posten in der Politik fühlt sich Strauss nach eigenem Bekunden nicht berufen. „Meine Frau würde sich in der Sekunde scheiden lassen“, scherzte der Konzernchef.