Nachhaltigkeit und Klimaneutralität : Großes Potenzial für Bauunternehmen und Zulieferer
Auch kleinere Märkte für EU-Klimastrategie wichtig
Die Umsetzung des europäischen Green Deal wird in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Treiber für die Märkte im Bereich Renovierung werden. Laut einer Studie von B+L Martforschung aus Bonn (D) sind die bisherigen Fortschritte bei der Energieeffizienz regional sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Der Gebäudebestand in der Europäischen Union umfasst über 118 Mio. Wohngebäude und über 250 Mio. Wohneinheiten. Der Großteil (53,7 %) dieser Wohneinheiten befindet sich in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Aber auch kleinere Märkte spielen eine wichtige Rolle in der EU-Strategie, da die Energieeffizienz in diesen Märkten oft unter dem EU-Durchschnitt liegt.
„Energieeffizienz bzw. Klimaneutralität im Gebäudebestand wird damit zum beherrschenden Thema der kommenden Jahre“, sagt Studienautor Marcel Dresse.
Langlebigkeit von Bauprodukten spielt große Rolle
Für 80,4 % der von B + L befragten Bauherren ist Energieeffizienz ein wesentliches Merkmal von Nachhaltigkeit im Bausektor. Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit spielt für die Eigenheimbesitzer aber auch die Dauerhaftigkeit bzw. Langlebigkeit von Bauprodukten eine wichtige Rolle.
Aufkommen an mineralischen Bauabfällen steigt weiter
Ein wesentliches Merkmal der Kreislaufwirtschaft, die auch Schwerpunktthema der Studie von B+L ist, ist die lange Nutzung bzw. mögliche Umnutzung von Materialien bzw. Gebäuden. Denn der Gebäudebestand der Zukunft ist ohne eine Abkehr von der linearen Rohstoffnutzung nicht realisierbar.
Die Studie zeigt, dass das Abfallaufkommen, das direkt oder indirekt durch die Bauwirtschaft verursacht wird, im Zeitverlauf zunimmt. So wird das Aufkommen an mineralischen Bauabfällen in Deutschland von 2012 bis 2021 von 192 Mio. t auf ca. 214 Mio. t ansteigen. Auch auf EU-Ebene fallen zunehmend mehr mineralische und andere Bauabfälle an.
Andererseits fehlen vielfach noch Ansätze zur ressourceneffizienten Wiederverwendung von Bauprodukten oder Rohstoffen. Statt einer sinnvollen Wiederverwendung von Rohstoffen dominiert laut B+L derzeit in vielen Bereichen das Downcycling. Metallprodukte und einige Kunststoffprodukte bilden mit ihren Recyclingquoten eine positive Ausnahme.
Zwei zentrale Herausforderungen
Daraus lassen sich zwei zentrale Herausforderungen für die europäische Bauwirtschaft in den kommenden Jahren ableiten:
- Industrie, Handel, Planer und Ausführende müssen Konzepte, Materialien und Fachkräfte für einen stark wachsenden Sanierungsmarkt bereitstellen.
- Darüber hinaus müssen Lösungen für eine ressourcenschonende Sanierung des Bestandes und für eine zirkuläre Bauwirtschaft gefunden oder, wo bereits vorhanden, weiter vorangetrieben werden.
Über die Studie
Die B+L-Studie „Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft“ untersucht mit den thematischen Schwerpunkten „Europäischer Green Deal“ und „Kreislaufwirtschaft“ den Status quo und die Marktentwicklung in den kommenden Jahren im Bereich der Nachhaltigkeit im Allgemeinen (Gesetzgebung, Kundennachfrage, Praxis) sowie im Detail bei energetischer Sanierung, Baustoffrecycling und zukünftiger Rohstoffnutzung.
Für die Studie wurden neben der Auswertung von Sekundärquellen umfangreiche Interviews mit Verarbeitern, Bauunternehmen, Abbruchunternehmen, Recyclinganbietern und privaten Hausbesitzern geführt. Die Studie wurde im Juli 2023 veröffentlicht.
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