Porr-CEO Karl-Heinz Strauss zu Wohnungsneubau : "Erst ab 2027 Entspannung am Bau in Sicht!"

Karl-Heinz Strauss bei der Bilanzpressekonferenz für 2022

Porr-CEO Karl-Heinz Strauss spricht im APA-Interview zur Lage des Wohnbaus in Österreich.

- © WIM/Pöll

Der Erwerb von Wohneigentum ist nach wie vor schwierig. "Es ist immer noch teuer", sagt Porr-CEO Karl-Heinz Strauss. Das liege an den hohen Zinsen und daran, dass die Banken "generell auf der Bremse stehen, weil sie einfach ihr Risiko nicht ausweiten wollen und weil sie bei gewerblichen Projekten glauben, dass es eine Krise gibt, mit Homeoffice", erklärte der Konzernchef. Die Bauträger im gewerblichen und privaten Bereich hätten viele Grundstücke gekauft und viel gebaut, aber die Kunden hätten keine Finanzierung bekommen.

"Und die, die Geld hatten, haben auch nicht gekauft - bis zur Zinswende." Diese habe gezeigt, dass es nicht billiger werde. Jetzt kauften die, die den Bedarf und das Geld hätten. "Der sogenannte Investor, der Wohnungen kauft und zur Vermietung anbietet - da passen die Finanzierungen im Moment noch nicht", so Strauss. "Die Mieten werden steigen, weil es zu wenig Angebot gibt."

Hier sehen Sie das SOLID Bau TV Interview mit Karl-Heinz Strauss von 2023.

Wohnbaupaket ist wirkungslos

Das vor einem Jahr geschnürte Wohnbaupaket der Regierung sei bisher nahezu wirkungslos geblieben. "Ich glaube, dass die Wohnbaumilliarde die richtige Initiative war, aber schlecht umgesetzt wurde", sagte Strauß mit Blick auf die (kurze) Förderdauer von zwei bis drei Jahren. Das Baupaket sollte den Wohnbau ankurbeln, "hat aber nicht funktioniert".

Seiner Meinung nach hätte man auf alte Konzepte zurückgreifen können: "Man hätte es wie in den 80er und 90er Jahren machen sollen". Damals habe es geförderte Wohnbaudarlehen mit einer Laufzeit von 25 bis 30 Jahren gegeben, "wo der Zinssatz mit 1,5 bis 2 Prozent gestützt wurde". "Das kann man auch sozial staffeln", schlug der Generaldirektor vor.

Derzeit gebe es zu wenig bezahlbaren Wohnraum für die durchschnittliche Wohnbevölkerung. Auch am freien Wohnungsmarkt seien die Mieten stark gestiegen. "Sie liegen bei 17 bis 19 Euro pro Quadratmeter - nicht in den besten Lagen", beschrieb Strauss die aktuelle Situation.

>> Lesen Sie hier, was Strauss 2024 zur Wohnungsnot sagte.

"Gemeinnützige bauen zu wenig Wohnungen"

"Die Gemeinnützigen haben zu wenig gebaut - schon in den letzten vier, fünf Jahren", betonte der Konzernchef. "Es werden 40.000 Wohnungen pro Jahr gebaut", der Bedarf sei aber viel höher. "Weil Österreich wächst, fehlen einfach Wohnungen. Und viele Wohnungen, die produziert werden, sind einfach nicht leistbar", stellte Strauss fest.

>> Hier sind die Aussagen der Gemeinnützigen gesammelt.

"Die Bauträger haben eher Luxuswohnungen gebaut als leistbare - und dieser Überhang ist der Buckel, der erst einmal abgetragen werden muss." Bei diesen Bauträgerwohnungen werde es notfalls eine Preisanpassung geben. "Die werden billiger oder gar nicht verkauft."

Einen ersten Lichtstreif am Horizont sieht Strauss aber schon. "Ich glaube schon, dass es spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2025 im Wohnbau wieder aufwärts geht - die Gemeinnützigen bauen wieder und vergeben Aufträge, die Ein- und Zweifamilienhäuser werden nachziehen", prognostiziert der Branchenexperte. "Wenn wir jetzt anfangen zu bauen, ist der Druck noch 24 Monate da", stellte Strauss gleichzeitig klar.

8 Prozent der Porr-Bauleistung für Wohnbau

Die Baukrise sei eine reine Wohnungsbaukrise - und zwar vor allem im Ein- und Zweifamilienhausbau sowie im gemeinnützigen Wohnbau. "Wegen der teuren Finanzierung steht der." Sein Konzern leide nicht so sehr unter dem Thema Wohnbau, weil er breit aufgestellt sei. "Der Wohnbau macht nur acht Prozent der Bauleistung der Porr aus." Der große Rest entfalle unter anderem auf den Infrastruktur- und Industriebau.

Teil der Misere am heimischen Wohnungsmarkt ist laut Strauss, dass die Wohnbaufinanzierung Ländersache ist und die Länder die Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel des Bundes aufgehoben haben. Diese werden bekanntlich oft zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet.

"Zweckbindung der Wohnbauförderungsmittel muss wieder eingeführt werden".

"Das ist einfach schade und zeigt die Ineffizienz des Systems", bedauert Strauss. "Die Wohnbaumittel sind ein Problem." In den 70er und 80er Jahren hätte man mit dieser Art der Förderung viel Wohnraum und leistbares Wohnen geschaffen. "Die Zweckbindung muss wieder eingeführt werden."

Von der neuen Bundesregierung wünscht sich der Bau-Chef "grundlegende Strukturreformen, die in einigen Bereichen ohne parteipolitisches Kalkül angegangen werden müssen". Dazu zählte er unter anderem eine nachhaltige Steuerreform, die Leistungsanreize schafft - "Leistung muss sich lohnen" - sowie die Bereiche Industrie, Bildung, Pensionen und Zuwanderung.