Bauwirtschaft und Nachhaltigkeit : Bodenverbrauch 2023 stark gesunken
2,5 Hektar-Bodenverbrauch-Grenze der Streitpunkt
Deutlich weniger Boden als in den Vorjahren wird 2023 in Österreich verbraucht worden sein, zeigt eine Studie von Kreutzer Fischer & Partner.
Während die von Ländern und Gemeindebund beschlossene Bodenstrategie nach wie vor hohe Wellen schlägt, gibt es in den absoluten Zahlen eine Bewegung, die aufhorchen lässt.
Die im Regierungsprogramm festgelegte Begrenzung der Flächen-Neuinanspruchnahme auf maximal 2,5 Hektar pro Tag (für ganz Österreich) ist ja in der Bodenstrategie von Ländern und Gemeinden nicht berücksichtigt worden.
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Im vergangenen Jahr aber sank der Flächenverbrauch für die Errichtung von Gebäuden, Infrastruktureinrichtungen und Freizeitflächen substanziell.
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Rückgang des Flächenverbrauchs um rund ein Drittel
Nach einer Auswertung aktueller Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungstechnik (BEV) durch kfp wurden im Jahr 2023 bundesweit rund 2.912 Hektar für Siedlungszwecke neu in Anspruch genommen, das sind 1.444 Hektar weniger als im Vorjahr.
Prozentual entspricht dies einem Rückgang um rund ein Drittel. „Verantwortlich dafür ist vor allem die stark gesunkene Neubautätigkeit“, sagt Studienautor Andreas Kreutzer. „Wenn weniger neu gebaut wird, wird auch weniger Boden beansprucht.“
Rein rechnerisch blieb der Bodenverbrauch 2023 damit mit 7,98 Hektar trotzdem oberhalb der 2,5-ha-Marke.
Den prozentuell stärksten Rückgang gab es im Vorjahr in Vorarlberg. Im Jahresvergleich sank der Bodenverbrauch um gut 80 Prozent. Um mehr als die Hälfte ging die Flächenneuinanspruchnahme in Niederösterreich und Oberösterreich zurück, konkret um 4.310 bzw. 9.510 Hektar. Auch in Tirol wurde mit neuen Flächen sehr sparsam umgegangen (minus 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Mittelfristig ist die Flächenneuinanspruchnahme mit Ausnahme von Wien in allen Bundesländern rückläufig.
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"Wir müssen mehr leistbaren Wohnraum schaffen und andererseits den Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegenwirken."
Wienerberger-CEO Heimo Scheuch
Pferdefuß Konjunktur und Wohnbau
„Der sinkende Bodenverbrauch ist jedoch nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten“, gibt Kreutzer zu bedenken. „Denn gleichzeitig stieg im letzten Jahr die
Arbeitslosigkeit in der Bauwirtschaft rasant und die Wohnbauproduktion hinkte
dem Bedarf noch stärker hinterher als die Jahre davor“.
In die gleiche Kerbe hatte schon Wienerberger-CEO Heimo Scheuch in einem Interview nach dem Beschluss des Wohnbaupakets durch die Bundesregierung geschlagen: "Wir müssen mehr leistbaren Wohnraum schaffen und andererseits den Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegenwirken. Dazu braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Das Wohnbaupaket der Bundesregierung beinhaltet gute Maßnahmen, es ist aber kein Ersatzfür langfristige politische Weichenstellungen. Ausreichend leistbarer, ökologischer und nachhaltiger Wohnraum ist entscheidend für einen modernen, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Österreich. Denn nur wenn Wohnen leistbar ist, bauen heutige und kommende Generationen ihre Zukunft hier auf“, so Scheuch.