Konjunktur : Bauwirtschaft wehrt sich gegen Stopp des Wirtschaftsaufschwungs

Viele Unternehmer wähnten sich bereits in Sicherheit – und in der Tat, die Zeichen für eine zeitnahe Erholung der heimischen Wirtschaft standen gut. Ein Anstieg der Geschäftslage, Umsatzzuwächse und Strukturänderungen innerhalb der Unternehmen sorgten für eine Aufbruchsstimmung. Doch diese positive Entwicklung ist laut Austrian Business Check-Umfrage des KSV1870, an der im März 2022 rund 1.300 Unternehmen teilgenommen haben, zuletzt ins Stocken geraten.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden, da rollt mit dem Krieg in der Ukraine und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen schon die nächste Herausforderung auf die heimischen Unternehmen zu: „Die weltweiten Krisen beschäftigen Österreichs Wirtschaft mehr als ihr lieb ist. Bereits vor dem Krieg hatten die Betriebe mit Preisanstiegen, Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel zu kämpfen, jetzt wird ihre wirtschaftliche Stabilität aufgrund der kriegerischen Handlungen ein weiteres Mal auf eine harte Probe gestellt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

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Ricardo-José Vybiral, CEO KSV1870 Holding AG und genauer Beobachter der Konjunktur - © Wilke
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AKTUELLE AUSGABE

SOLID Bau - Fachmagazin

Geschäftslage in der Bauwirtschaft gut

Wie der Austrian Business Check 2022 zeigt, hat sich die Geschäftslage der Unternehmen seit August 2021 um zehn Prozentpunkte verschlechtert – aktuell bewerten nur 55 % die eigene Situation positiv. Und auch für das heurige Jahr ist gerade einmal ein Drittel der Betriebe zuversichtlich und erwartet eine klare Verbesserung – trotz zuletzt steigender Umsätze und einer aktuell zufriedenstellenden Nachfrage

„Bis jetzt haben die Unternehmen das ständige Auf und Ab der vergangenen zwei Jahre größtenteils gut gemeistert. Auf Sicht kann der anhaltende ‚Stop-and-Go‘-Modus aber zum echten Spielverderber für die Betriebe werden“, so Vybiral. Dem gegenüber steht jedoch als eine der wenigen Branchen die Bauwirtschaft. Hier bewerten aktuell sieben von zehn Unternehmen die eigene Situation mit „Sehr gut“ oder „Gut“. Und weiter: Fast 82 % der Bauunternehmen in Österreich erwarten, dass ihre Lage im Laufe des Jahres stabil bleibt oder sich sogar verbessern könnte.

Auf Sicht kann der anhaltende "Stop-and-Go"-Modus aber zum echten Spielverderber werden.
Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG

80 Prozent befürchten Liquiditätsengpass

Eine Hiobsbotschaft: Laut Austrian Business Check kann lediglich ein Fünftel der Betriebe aktuell ausschließen, auch langfristig keine wirtschaftlichen Probleme zu bekommen. Alle anderen können Liquiditätsprobleme über kurz oder lang nicht ausschließen – bei knapp 10 % sind die liquiden Mittel bereits aufgebraucht.

Und in der Baubranche? Hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei sieben Prozent sind die liquiden Mittel zu Ende gegangen und bei 29 Prozent ist lediglich das Jahr 2022 gesichert. Langfristig gedacht, kann auch hier nur eines von fünf Unternehmen aus heutiger Sicht zur Gänze ausschließen, nicht in wirtschaftliche Schieflage zu geraten.

Die aktuelle KSV1870 Umfrage zeigt auch, dass die Pandemie quer über alle Branchen bei 40 % der Unternehmen negative Einflüsse auf das Eigenkapital genommen hat. In der Bauwirtschaft sind es aktuell rund 30 Prozent der Firmen, die von negativen Einflüssen der Corona-Krise auf das jeweilige Eigenkapital des Unternehmens sprechen – trotzdem konnten sieben von zehn Betriebe zuletzt Investitionen tätigen, was gerade in Krisenzeiten positiv zu bewerten ist. Dennoch: Trotz aller Widrigkeiten vergangener Monate attestiert Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH, der heimischen Wirtschaft insgesamt ein stabiles Bonitätsniveau: „Ein KSV1870 Rating von durchschnittlich 352 bedeutet eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit und ist in Zeiten einer globalen Pandemie und eines Krieges, der die Weltwirtschaft maßgeblich beeinflusst, ein zufriedenstellendes Ergebnis.“

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Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH - © Petra Spiola

Krisen als Nährboden für Cyber-Kriminelle

Positiv hervorzuheben ist, dass Unternehmen zuletzt verstärkt digitalisiert haben, wenngleich dies offenbar nicht aufgrund der Pandemie erfolgt ist: „Der Grad der Digitalisierung ist in Österreich zuletzt gestiegen. Viele haben das offenbar aus einer intrinsischen Motivation herausgetan, weniger aufgrund einer pandemischen Notwendigkeit. Wenn dem tatsächlich so ist, dann ist das erfreulich und ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort“, so Vybiral. Doch dabei wird offenbar auf das Thema IT-Security vergessen – und das in einer Zeit, die von einer massiv steigenden Zahl an Cyber-Attacken geprägt ist. Aktuell bestätigen zwei Drittel der Betriebe, sich wenig bis gar nicht mit der immer realer werdenden Cyber-Gefahr zu befassen. Im Bereich der Bauwirtschaft sind es sogar 77 Prozent, die sich maximal „ein wenig“ damit befassen, wie aus der aktuellen KSV1870 Umfrage hervorgeht.

CyberRisk Report 2022 offenbart IT-Schwachstellen

Wie wichtig es ist, dass sich Österreichs Unternehmen mit dem Thema Cyber-Security zeigen sowohl Zahlen des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2021 als auch der aktuelle CyberRisk Report der KSV1870 Nimbusec GmbH, an der der KSV1870 die Mehrheitsrechte hält. Demnach gab es laut Bundeskriminalamt im Vorjahr um knapp 29 Prozent mehr Anzeigen von Internetkriminalität – insgesamt 46.200 Fälle – als im Jahr 2020. Darüber hinaus sind laut CyberRisk Report drei von zehn Unternehmen nicht in der Lage, IT-Sicherheitsvorfälle zuverlässig zu erkennen. Bei einem Großteil der Fälle stellen vor allem unzureichend gewartete Content Management Systeme das Einfallstor für Hacker dar – in 88 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um das Tool Wordpress. Besonders erstaunlich: 28 Prozent der infizierten Domains waren zwei Monate nach erfolgter Überprüfung noch immer beschädigt.

Für den KSV1870 sind das genug Gründe, um sich intensiv mit dem Thema Cyber-Sicherheit zu beschäftigen: „Wir erachten es als notwendig, Österreichs Wirtschaft auch über das Cyber-Risiko von Unternehmen zu informieren und haben daher zwei Tools zum Leben erweckt, die das Geschäftsrisiko der heimischen Unternehmen weiter reduzieren sollen“, so Vybiral. Beim WebRisk Indicator handelt es sich um eine erste Risikobewertung des Webauftritts vom jeweiligen Betrieb. Konkret wird das öffentlich sichtbare Cyberrisiko von Webseiten in vier Kategorien klassifiziert. Gemessen an den geltenden Sicherheitsstandards wird die Unternehmenswebsite als sehr gut, mäßig oder infiziert (mit Schadsoftware) eingeteilt. Ist kein Webauftritt bekannt, so gibt es auch keine Bewertung.

Wichtig dabei: Egal wie der WebRisk Indicator ausfällt, das Ergebnis hat keinen Einfluss auf das KSV1870 Rating. Es ist eine kostenlose Zusatzinformation zur ersten Orientierung. Wenn Unternehmen darüber hinaus noch mehr wissen möchten, bevor sie an die IT-Systeme eines Geschäftspartners „andocken“, können sie ein detaillierteres CyberRisk Rating über den potenziellen Partner beauftragen. Im Rahmen dieses Security-Checks wird das IT-Risiko von Betrieben konkret bewertet. Dazu muss das zu überprüfende Unternehmen Auskunft über seine IT-Systeme und Sicherheitsmaßnahmen geben. Das CyberRisk Rating zeigt strukturiert die sicherheitstechnische Verfassung eines Unternehmens und belegt, ob gesetzliche Vorgaben erfüllt werden – und es steht im Einklang mit den Anforderungen für Lieferanten entsprechend der EU-Richtlinie 2016/1148 („NIS“).