Massivbau : Ziegelhersteller will Output verdoppeln
Dass die Vorfertigung einer der Mega-Trends in der Baubranche ist, ist keine neue Erkenntnis – Stahl, Holz und zunehmend auch Beton machen es seit Jahren vor. Der Ziegel war hier lange praktisch nicht auf der Bildfläche. Nun macht der Weltmarktführer bei Ziegeln Wienerberger hier allerdings Nägel mit Köpfen. Schon länger gab es eine versuchsweise Zusammenarbeit mit dem Ziegelwerk Walzer im niederösterreichischen Retz. Mitte Juni erfolgte die Übernahme.
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Der Geschäftsführer der im Zusammenhang mit dem verstärkten Fertigteil-Engagement gegründeten Wienerberger Bausysteme, Michael Toth, berichtet über die Erfahrungen in den ersten Monaten: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein unglaubliches Interesse an Ziegel-Fertigwänden besteht. Wir haben zahlreiche Anfragen vom klassischen Einfamilienhaus über Reihenhäuser bis hin zu mehrgeschossigen Wohnbauanlagen erhalten.
In den vergangenen Monaten konnten schon erste Projekte geliefert werden und das positive Feedback bestätigt uns, dass wir mit unserem Angebot von Systemlösungen im Ziegel-Fertigteilwand-Bereich den Nerv der Zeit getroffen haben. Derzeit produzieren wir unter Volllast und arbeiten daran, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern.“
Rohbau-Geschoß in einem Tag
Bei einem Einfamilienhaus lassen sich etwa in einer Schicht von acht Stunden Außen- und Innenwände für ein Geschoß produzieren. Anschließend werden die Ziegel-Fertigwände auf Transportblöcke verladen und just in time auf die Baustelle geliefert und versetzt.
Das Rohbau-Geschoß eines Einfamilienhauses kann somit innerhalb eines Tages aufgestellt werden.Für die Herstellung von Ziegel-Fertigwänden werden dabei die fertigen Ziegel-Paletten ins Werk geliefert und im Zuge eines vollautomatisierten Prozesses zu Fertigwänden zusammengestellt. In einem ersten Schritt werden die einzelnen Ziegel mit einem eigens entwickelten Zwei-Komponenten-Kleber verbunden. In einem zweiten Schritt wird die Ziegelwand in der Schneideanlage per Wasserstrahl je nach Plan individuell zugeschnitten.
Innovationsschritte in den kommenden 12 Monaten
Aktuell, sagt Michael Toth, „arbeiten wir daran, uns alle Produktionsschritte einzeln anzusehen, um diese hinsichtlich Arbeitssicherheit, Produktqualität und Effizienz zu evaluieren und zu optimieren. Produktseitig wird unser Ausgangsprodukt dabei immer der einzelne Ziegel bleiben. Das Design dieses Ziegels entwickeln wir aktuell im Hinblick auf die automatisierte Verarbeitung stetig weiter.“
Das Angebot erstreckt sich dabei vom klassischen Hochlochziegel über die Porotherm W.i Produktfamilie bis hin zum Schallschutzprogramm für Wohnhausanlagen.
Mit den Ziegel-Fertigwänden habe die Wienerberger Gruppe in Österreich nun ein wettbewerbsfähiges Produkt im Programm, das eine hohe Planbarkeit von sowohl Termin als auch Kosten garantiert, sagt Toth. „Die Montage auf der Baustelle erfolgt mit hoher Versetzleistung, was eine kürzere Projektdauer und somit auch geringere Projektkosten bedeutet. Daneben werden entsprechende Auslässe für Fenster und Türen, Aussparungen für Stürze und Überlagen bereits bei der Produktion vorgesehen. Somit ist kein aufwendiges Bearbeiten der Ziegel auf der Baustelle mehr notwendig. Dadurch fällt auch kaum Bauschutt an und anfallende Entsorgungskosten werden auf ein Minimum reduziert. Zudem ist durch die trockene Bausubstanz ein zügiges Weiterarbeiten auf der Baustelle garantiert.“
Das mittelfristige Ziel von Wienerberger Bausysteme ist es laut Firma, den aktuellen Output von Fertigteil-Wänden auf rund umgerechnet 200 Einfamilienhäuser pro Jahr zu verdoppeln.