Bauprojekte und Baustoffhandel : Verschiebung jetzt - aber langfristig wieder mehr Bauaktivitäten geplant
Ein Fünftel der Projekte in Bau und Sanierung gecancelt
Um für ihre Mitgliedsbetriebe die aktuelle Stimmung am Markt abzufragen, hat das oö. Landesgremium des Baustoff- Eisen- und Holzhandels eine Studie bezüglich aktueller Bauvorhaben durchgeführt. Über die Hälfte der Befragten gab darin an, aufgrund der Verteuerung der Baustoffe Projekte verschoben zu haben. Weitere Aspekte sind fehlende Finanzierung und unzureichende Förderungen.
1000 Oberösterreicher zwischen 25 und 65 Jahren wurden nach ihren Bau- und Sanierungsaktivitäten befragt. Dabei zeigte sich deutlich, dass die Herausforderungen der letzten Monate ihren Niederschlag fanden. „Die Leute mussten Projekte verschieben, verkleinern und sogar ganz absagen“, erklärt Josef Simmer, Obmann des Landesgremiums Baustoff-, Eisen- und Holzhandel. Rund die Hälfte (51 Prozent) der Befragten gab an, Projekte zeitlich nach hinten verschoben zu haben. Dabei geht es um Garten (24 Prozent), Innenausbau (18 Prozent) oder der ganze Rohbau (9 Prozent). Ein knappes Viertel (23 Prozent) hat Projekte verkleinert. Dazu zählen vor allem Dämmung & Fassade (21 Prozent), Gartengestaltung (20 Prozent), Innenausbau (17 Prozent) und Rohbau (17 Prozent).
Rund ein Fünftel (18 Prozent) der Befragten sagte, Bauprojekte, die ziemlich fix eingeplant waren, gänzlich abgesagt zu haben. Dazu zählen vor allem Gartengestaltung (20 Prozent), Dämmung & Fassade (17 Prozent), Innenausbau (16 Prozent), Boden & Fliesen (16 Prozent), Wände neu malen (16 Prozent) und Rohbau (10 Prozent). „Man erkennt hier ganz gut, dass die Auswirkungen in allen Bereichen ihren Niederschlag gefunden haben“, so Simmer.
Langfristig wieder mehr Bauaktivitäten geplant
Hoffnung gibt der Blick in die Zukunft. Denn 42 Prozent gaben an, Projekte zu planen. 26 Prozent in den nächsten sechs Monaten, 17 Prozent in den nächsten sechs bis zwölf Monaten und 15 Prozent haben Bauvorhaben für die weitere Zukunft vor. Im Bereich Rohbau geben zum Beispiel insgesamt 18 Prozent der Befragten an, einen Rohbau errichten zu wollen (5 Prozent davon in den nächsten 12 Monaten). „Entscheidend dafür ist aber vor allem, dass sich die Parameter so entwickeln, dass Baumaßnahmen wieder leichter umsetzbar werden“, führt Simmer aus.
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Vor allem zwei Punkte werden als wesentlich erachtet, um verschobene Projekte in Angriff zu nehmen. 43 Prozent geben hier an, dass sie günstigere bzw. preislich passende Materialen/Baustoffe brauchen. Für 37 Prozent sind ausreichend Kapital sowie die Möglichkeit von Förderungen ausschlaggebend. „Bei den Baustoffen kann ich hier aber bereits sagen, dass die Preise schon wieder unter dem Niveau liegen, wie wir sie in der Krise hatten. Also zumindest, was diesen Punkt betrifft, sind die Voraussetzungen für einen Baustart bereits deutlich besser. Auch in der Verfügbarkeit sind wir hier wieder besser aufgestellt“, erläutert Simmer.
Junge Familien durch Kreditbedingungen unter Druck
Junge Familien stehen aktuell am meisten unter Druck. Sie brauchen Platz und sind daher auch jene, die am dringendsten ihre Projekte angehen wollen. Sie sind es aber auch, die sich aktuell am meisten Sorgen machen, dass es ihnen die Änderungen der Kreditvorgaben schwieriger macht, Bauvorhaben umzusetzen. Über die Hälfte aus dieser Gruppe äußerte in der Befragung diesbezügliche Ängste.
Gerade diese Gruppe wählt daher auch immer öfter eine ausländische Bank für die Kreditaufnahme. Dies deshalb, da es im angrenzenden Ausland oftmals weniger einschränkende Kriterien für Wohnbaukredite gibt. „Diese Benachteiligung der inländischen Banken ist sachlich nicht gerechtfertigt und muss daher schleunigst beseitigt werden“, fordert Simmer.
Baustofffachhandel positiv bewertet
Als Haupteinkaufsstätten für Produkte im Zusammenhang mit Bauvorhaben werden von den Befragten der Baumarkt (70 Prozent) und der Baustofffachhandel (32 Prozent) genannt, während nur 18 Prozent Online-Anbieter bevorzugen. „Personen, die ihre Produkte vom Baustofffachhändler beziehen, sind mit diesem zu einem Großteil (86 Prozent) sehr bzw. eher zufrieden und würden diesen mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterempfehlen“, sagt Simmer.
Als Hauptgründe für den Fachhandel werden von 67 Prozent Service & Beratung genannt, von 53 Prozent die direkte Verfügbarkeit von Produkten, von 48 Prozent die Produktauswahl und von 43 Prozent kurze Transportwege bzw. Lieferservice. „Blicken wir positiv in die Zukunft“, fasst Simmer zusammen. „Der Wille zum Bauen wäre da, es fehlt in gewissen Bereichen nur eine entsprechende Weichenstellung der Politik.“