500 Milliarden in Infrastruktur : Strabag, Porr und gesamte Baubranche jubeln über deutsches Sondervermögen

Die deutsche Bauwirtschaft lobt die Einigung von Union und SPD auf ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur in höchsten Tönen. Auch in Österreich kletterten die Aktienkurse von Strabag und Porr nach oben. Dieses Paket sei "wegweisend und unerlässlich zugleich - für unseren Industriestandort sowie für ein geopolitisch resilientes, starkes Deutschland und Europa", so der Chef des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, am Mittwoch.
Es biete die Vorteile, finanzielle Mittel zweckgebunden sowie mit klar definierten Zielvorgaben einzusetzen. So entstehe Planungssicherheit für Infrastrukturprojekte, so Müller.
Ähnlich äußerte sich der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Die geplanten Investitionen sind die jetzt dringend benötigte Modernisierungsoffensive", sagte ZDB-Geschäftsführer Felix Pakleppa. "Wir erwarten nicht nur wirtschaftliche Impulse, sondern auch eine Stärkung unserer nationalen Wettbewerbsfähigkeit." Die Bauwirtschaft sei froh, dass Schwarz-Rot diesen Schritt gehen wolle.
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Aktien von Strabag, Porr steigen kräftig
Die Aktien der Strabag haben sich, offensichtlich beflügelt durch die Pläne für das Infrastrukturpaket, am Mittwoch im Frühhandel an der Wiener Börse mit einem Kurssprung von fast 20 Prozent auf 68,60 Euro gezeigt. Beim Branchenkollegen Porr gab es einen satten Aufschlag von mehr als zehn Prozent zu sehen.
Das geplante Sondervermögen in der führenden europäischen Volkswirtschaft, Deutschland, für Infrastruktur wirkt "wie ein riesiges Konjunkturpaket", kommentierte ein Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. "Viele Branchen und Firmen dürfen sich jetzt auf zusätzliche Großaufträge freuen."
Die Strabag und die Porr sind in Deutschland stark engagiert. Im Jahr 2023 erzielte etwa die Strabag laut Unternehmensangaben fast 50 Prozent der gesamten Bauleistung in Deutschland.
Marode Infrastruktur als Hemmschuh für die Wirtschaft
Der Zustand der deutschen Autobahnen sorgt seit Jahren für Kritik. Eine Vielzahl an Brücken ist sanierungsbedürftig, was immer wieder zu Verkehrseinschränkungen und Staus führt. Experten sehen hier erheblichen Nachholbedarf, insbesondere bei wichtigen Verkehrsadern wie der A1, A3 und A45, deren Brücken teils jahrzehntelang nicht modernisiert wurden. Verkehrsminister Volker Wissing hatte zuletzt gewarnt, dass ohne massive Investitionen die Verkehrssicherheit und Leistungsfähigkeit des Autobahnnetzes langfristig nicht mehr gewährleistet werden könnten.
Auch das deutsche Schienennetz ist in einem kritischen Zustand. Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Bahn sind rund 4.000 Kilometer Schienenstrecke dringend sanierungsbedürftig. Besonders problematisch ist die hohe Auslastung auf Hauptverkehrsstrecken, die durch zahlreiche Baustellen und technische Störungen weiter belastet werden. "Eine gut funktionierende Schieneninfrastruktur ist essenziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Doch marode Strecken und eine veraltete Signaltechnik bremsen den Schienengüterverkehr und die Mobilität der Menschen gleichermaßen", so Pakleppa.
Infrastruktur auch für militärische Mobilität nötig
Mit der Veränderung der geopolitischen Lage rücke zudem die militärische Mobilität stärker in den Mittelpunkt und verschärfe die Relevanz von Investitionen in die Infrastruktur. "Denn der kritische Zustand von Deutschlands ziviler Infrastruktur stellt nicht mehr nur wirtschaftlich, sondern mittlerweile leider auch sicherheitspolitisch eine erhebliche Belastung dar", sagte Müller. Die Sanierung und der Ausbau von Autobahnen und Schienen seien daher nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine strategische Notwendigkeit.