Bauverträge : Nächster Schritt bei Partnerschaftsmodellen

Bei der Podiumsdiskussion 2022 v.l.n.r. Hoedl (ÖBB). Goger (REB), Palffy (Handler Bau), Raschendorfer (Porr), Fromm (Asfinag), Deutschmann (Heid & Partner), Pöll (Solid)

Bei der Podiumsdiskussion 2022 v.l.n.r. Hoedl (ÖBB). Goger (REB), Palffy (Handler Bau), Raschendorfer (Porr), Fromm (Asfinag), Deutschmann (Heid & Partner), Pöll (Solid)

- © ÖBV

Deutsche IPA- vs. österreichische Allianz-Modelle

Solid: Was wird uns bei der 4. Jahresausgabe der Veranstaltung „Partnerschaft mit Baupraxis“ erwarten?

Michael Pauser (ÖBV):
Es ist schön, wenn man die ersten Vorhaben der Projekte mit Partnerschaftsverträgen, die bei der ersten Veranstaltung 2020 vorgestellt wurden, nun die Früchte ernten kann, weil alle Projektbeteiligten mit den Ergebnissen zufrieden waren. Und es ist natürlich auch schön zu sehen, dass aufgrund der guten Erfahrungswerte, Firmen wie z.B. ASFINAG, ÖBB, TIWAG oder auch in Deutschland die DB auf künftige Projekte mit Partnerschaftsverträgen vertrauen.

Was ist das Motto der Partnerschaft mit Baupraxis 2023?


Daniel Deutschmann (Heid&Partner):
Das Vortragsmotto 2023 lautet „IPA-Modelle in Deutschland versus dem österreichischen Allianzvertrag“. Unterschiede gibt es in der Zusammensetzung der Vertragspartner, etwa in der Einbindung des Auftragnehmers. In Deutschland wird IPA immer mit einer integrierten Planungsleistung kombiniert, die mindestens die Ausführungsplanung umfasst, oder teilweise sogar schon ab Leistungsphase 2 nach Honorarordnung für Architekten und Ingenieure beginnt. Auch beim Allianzvertrag ist im Sinne eines Early Contractor Involvement die Einbindung des Auftragnehmers schon ab der Planung des Vorentwurfs oder früher möglich. Allianzverträge sind sowohl mit ECI als auch abgeschlossener Planung möglich.

Die Veranstaltung war 2022 sehr gut besucht.

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Vorbilder Skandinavien und Großbritannien

Herr Krammer, Sie sind ja ein glühender Verfechter von Partnerschaftsverträgen, wie hat sich das im Lauf der Zeit entwickelt?

Peter Krammer (Swietelsky):
Ja das stimmt. Sogar damals 2020 hatten wir Österreicher bereits ein partnerschaftlich gut gelöstes Projekt in Deutschland, nämlich das hochkomplexe Projekt Springer Campus mit großen Anforderungen des Kunden, welches in der Zeit und im Budget fertiggestellt werden konnte. In meiner Keynote „Partnerschaftliche Zusammenarbeit als Schlüssel des Erfolges“ möchte ich ein Umdenken bewirken.

Viele Player in der Baubranche sind in ihren alten Strukturen verhaftet. In Skandinavien und Großbritannien wird nur mehr mit Allianzverträgen gebaut. Auch ich habe in der Vergangenheit in Deutschland oft die Erfahrung gemacht, dass man bei Großprojekten oder komplizierten Projekten mit dem Allianzmodell besser fährt, weil es auch die Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien viel besser fördert. Dies wird auch Univ. Prof. Lulei von der TU-Wien in seinem Vortrag sicherlich untermauern.

Peter Krammer, CEO Swietelsky

ÖBV-Merkblatt um praktische Erfahrungen aus Pilotprojekten aktualisieren

Herr Fromm, unter ihrem AK-Vorsitz wurde das ÖBV-Merkblatt „Alternative Vertragsmodelle - Empfehlungen für die Auswahl und Umsetzung“ im Mai 2021 erstmals herausgegeben, wieso haben Sie diesen Arbeitskreis wieder für die Überarbeitung dieses ÖBV-Merkblatts einberufen?

Andreas Fromm (Asfinag):
Zwischenzeitlich wurden in Österreich einige Pilotprojekte, speziell auch von öffentlichen Auftraggebern, wie z.B. auch von der ASFINAG, zum Allianzvertrag gestartet. Wir wollen nun das ÖBV-Merkblatt um die zwischenzeitlich gewonnen praktischen Erfahrungen aus den Pilotprojekten aktualisieren.

Konkret sollen der Fragenkatalog zur Bestimmung der Projektklassen (1-4) aber auch die Grenzen der jeweiligen Projektklassen mit den Erkenntnissen aus der Projektauswahl der jeweiligen Auftraggeber überarbeitet werden. Auch sollen die Erfahrungen aus der Beschaffung des Allianzvertrages über ein 2-stufiges Verhandlungsverfahren Eingang in das ÖBV-Merkblatt finden.

Andreas Fromm, Geschäftsführer Asfinag Baumanagement

Erkenntnisse aus dem Bahn-Bereich

Frau Engel, sie nehmen ebenfalls an der Podiumsdiskussion der „Partnerschaft mit Baupraxis“ am 19. Oktober, teil. Deshalb, weil die ÖBB schon gute Erfahrungen bei Projekten mit Partnerschaftsmodellen gemacht hat?

Judith Engel (ÖBB):
Die ÖBB hat bereits, wie auch die DB, Erfahrungen mit dem Partnerschaftsmodell gesammelt. So haben wir bei den Vorbereitungen zu dem 2,6 km langen Angarth - Rohbaustollen mit Spritzbetonaußenschale mit dem Allianzvertrag ausgeschrieben und können bereits dazu ein Zwischenresümee ziehen. Des Weiteren wird Steffen Hantschick, DB Netz AG, über aktuelle IPA-Projekte der Deutschen Bahn vortragen und ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnehmen.

Am zweiten Veranstaltungstag erfahren Sie in vier Workshops Tools, wie man Allianzverträge in die Praxis umsetzt. Weitere Vorträge und Speaker finden Sie unter www.allianzvertrag.at

Judith Engel, Vorstand ÖBB Infrastruktur