Immobilien : Expo Real 2023 ante portas
Gleich nach dem Oktoberfest
Viele traditionelle Wege führe im Herbst nach München. Einerseits jene zum Oktoberfest, das von 16. September bis zum 3. Oktober 2023 mit „O’zapft is!“ die Menschenmassen lockt. Gleich anschließend und für uns hier relevanter aber auch jene zur Expo Real, die einmal mehr unmittelbar nachdem die Wiesn zusperrt ihre Pforten öffnet.
Von 4. bis 6. Oktober findet die Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen heuer statt. Die Messe München GmbH als Veranstalter rechnet mit mehr als 1.700 Ausstellern, darunter etliche österreichische Unternehmen wie die Örag Österreichische Realitäten-AG, ecoplus, ARE Austrian Real Estate, Invester United Benefits oder die 6B47 Real Estate Investors AG.
Worum wird sich Expo Real anno 2023 schwerpunktmäßig drehen?
Dekarbonisierung – mit Sonderschau
Stefan Rummel, CEO der Messe München GmbH, berichtet: „In diesem Jahr präsentieren wir erstmals die Sonderschau ‚Decarb – make the climate change work‘, die sich an Startups, Scaleups und Unternehmen rund um die Bereiche Immobilie als Ökosystem, Dekarbonisierung des Immobilienbestands sowie klimaneutrale Quartiers- und Stadtentwicklung richtet.
Der Fokus liegt dabei auf innovativen und praxisnahen Lösungen, um zukünftige Projekte klimaneutral umzusetzen oder bestehende Gebäude klimaoptimiert zu modernisieren. Wir wollten hier bewusst eine Plattform schaffen, um Unternehmen mit Schnittstellenthemen zu anderen Industrien wie der Bau- und Baustoffbranche, Photovoltaikindustrie, Anbietern von Mobilitätskonzepten oder Unternehmen mit ClimateTech-Schwerpunkt eine Präsenz zu ermöglichen.“
Ferienhotellerie
Dass die Ferienhotellerie bei der heurigen Expo Real besonders relevant sein wird, erwartet Otmar Michaeler, CEO der österreichischen Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG) (siehe Interview).
Digitalisierung – mit „Tech Alley“
Die digitale Transformation eröffnet die Chance, etliche der Herausforderungen, vor denen – nicht nur – die Immobilienbranche steht, zu meistern. Das Tempo der Entwicklung kann manchmal beängstigend sein. Umso wichtiger ist es, sich mit möglichen Lösungen vertraut zu machen.
Die Expo Real bietet mit der „Tech Alley“ eine Plattform, auf der sich Unternehmen mit PropTechs vernetzen und so gegenseitig voneinander profitieren können. Eine Station der „Tech Alley“ bildet übrigens die ImmoCheckout GmbH mit Firmensitz in Wattens in Tirol. Ein weiteres Highlight in der bayerischen Hauptstadt bildet das „Real Estate Innovation Forum“, bei dem Experten neueste Entwicklungen vorstellen und Handlungsempfehlungen geben; immer mit dem Fokus auf die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft.
Handelsimmobilien auf der „Grand Plaza“
Die Lockdowns während der Covid-19-Pandemie trafen den stationären Handel teilweise extrem hart. Für 2022 hoffte man auf eine Entspannung der Situation. Doch jetzt dämpfen neue Krisen die Erwartungen. Aber Handel ist nicht gleich Handel und auch bei den Handelsimmobilien gibt es Gewinner und Verlierer. Für sämtliche Player, die mit dem Segment befasst sind, bietet die Expo Real die „Grand Plaza“ als Marktplatz für Austausch über Herausforderungen sowie Trends.
ESG – mit geführten Touren
Die drei Buchstaben stehen bekanntlich für Environmental, Social & Governance. Die entsprechenden Kriterien gelten für jede Form unternehmerischen Handelns; damit auch für die Akteure in der Immobilienwirtschaft. ESG im Bereich Real Estate mausert sich zu einem unverzichtbaren Teil des Asset Managements: Investoren ebenso wie die Finanzierungsseite nehmen das Thema verstärkt ins Blickfeld. Sie erwarten, dass Real-Estate-Unternehmen sich mit den Anforderungen auseinandersetzen, entsprechend agieren und ihr Handeln nachvollziehbar dokumentieren. Vor diesem Hintergrund finden auf der heurigen Expo Real geführte ESG-Touren statt.
Und nicht zuletzt gewähren im Rahmen des Konferenzprogramms Referenten und Diskussionen Einblicke in ESG-Praktiken. So geht am 4. Oktober 2023 um 16 Uhr im „Expo Real Forum“ in der Halle A2 um „ESG und Transformation: Sanieren im Bestand“ über die Bühne, wobei unter anderem Henrike Waldburg von der Union Investment Real GmbH sowie Christoph Gutknecht von United Climate zu Wort kommen.
Der Termin für das kommende Jahr steht auch schon fest: 2024 findet die Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen von 7. bis 9. Oktober statt. Wieder unmittelbar nach dem Oktoberfest und ergo wieder in München, jedoch gewiss mit teils neuen Schwerpunkten.
Interview: Raus aus der Stadt - krisenresistente Ferienhotels
Im Stadthotel-Segment expandiert die österreichische Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG) nicht mehr, sehr wohl aber in der Ferienhotellerie. Das berichtet CEO Otmar Michaeler (Bild).
Solid: Falkensteiner ist bei der Expo Real als Aussteller vertreten. Was erwarten Sie sich von der heurigen Messe?
Otmar Michaeler: Bei der diesjährigen Immobilienmesse sind wir am Gemeinschaftsstand der „World of Hospitality“ vertreten. Wir gehen davon aus, dass es wieder ein Regelbetriebsjahr wird und die Besucherzahlen bei der Expo Real an das Niveau vor der Covid-Pandemie anknüpfen werden. Außerdem erwarten wir, dass heuer das Thema Ferienhotellerie von größerer Relevanz sein wird.
Welche Projekte präsentieren Sie in München?
Michaeler: Wir stellen bei der Expo Real die aktuellen Pläne und Projekte der FMTG vor. Beispielsweise setzen wir unsere Expansion in Italien fort. Hier realisieren wir derzeit das Falkensteiner Park Resort Lake Garda in Salò. Das innovative Projekt am Westufer des Gardasees umfasst ein Fünf-Sterne-Hotel sowie 170 Premium Living Apartments. Verantwortlich zeichnet bei dem Projekt, das sich strengen Umweltauflagen unterwirft, Architekt Matteo Thun. Aber auch beim Thema Camping haben wir mit FMTG Premium Camping einen eigenen Geschäftsbereich geschaffen, der Camping auf ein neues Level hebt. Bei Zadar betreiben wir bereits erfolgreich einen mehrfach ausgezeichneter Premium Camping Platz. Weitere Projekte in Kroatien und Österreich sind in Planung.
Wie stellt sich der europäische Markt für Ferienhotellerie derzeit generell dar?
Michaeler: Grundsätzlich stehen derzeit alle Assetklassen unter dem Einfluss des veränderten Finanzierungsumfelds. Insbesondere Ferienhotels erwiesen sich jedoch als krisenresistent und sind daher weiterhin bei Investoren beliebt. Der Transaktionsmarkt weist aber auch hier eine ähnliche Stagnation auf wie in anderen Assetklassen. Energiepreise, Inflation oder Personalmangel sind entscheidende Themen hinsichtlich der Kostenstruktur. Zusätzlich stiegen die Anforderungen an Nachhaltigkeit im Bau und Betrieb. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzen wir schrittweise diverse Maßnahmen um.
Und wie ist die Lage des europäischen Markts für Stadthotellerie?
Michaeler: Aktuell sind wir in den Städten Prag, Bratislava und Belgrad vertreten. Künftig wird die FMTG aber im Stadthotel-Segment nicht weiter expandieren. Das Segment des Business Travelling veränderte sich in den letzten Jahren. Nach einem kompletten Einbruch aufgrund der Pandemie kehrte dieser Bereich mittlerweile in abgeänderter Form annähernd zu einem Pre-Covid-19-Niveau zurück. Märkte mit ausgewogenem Leisure- & Businessgeschäft performten schneller wieder gut. Die Preisfindung zwischen potenziellen Käufern und Verkäufern hemmt aber auch hier offensichtlich das Transaktionsgeschehen.
Stichwort Covid-19: Welche (Nach-)Wirkungen der Pandemie auf den europäischen Hotelimmobilienmarkt orten Sie?
Michaeler: Es zeigt sich, dass das Interesse an Reisezielen, die mit dem Auto problemlos erreichbar sind, seit der Pandemie deutlich stieg. Mit derzeit 27 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, drei Apartment-Anlagen und einem Premium Campingplatz in Ländern wie Österreich, Italien, Kroatien, Tschechien, Slowakei und Serbien bedient die FMTG genau diese erhöhte Nachfrage.