Bauwirtschaft | Arbeitsmarkt : Deutsche Bauindustrie warnt vor massivem Jobverlust
Erster Jobverlust seit Finanzkrise droht
Die deutsche Bauindustrie rechnet wegen der Wohnungsbaukrise 2024 mit dem ersten Branchenjobverlust seit der Finanzkrise.
Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir rechnen derzeit damit, dass in den kommenden Monaten rund 10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden müssen."
Der befürchtete Stellenabbau sei auf die schwache deutsche Baukonjunktur zurückzuführen, sagte Müller.
Während der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau 2023 noch mit einem blauen Auge davongekommen seien und nur ein leichtes Umsatzminus verbuchen mussten, seien die Erlöse im Wohnungsbau um 12 Prozent eingebrochen, sagte Müller. "Wir gehen davon aus, dass der Umsatz im Wohnungsbau auch 2024 um weitere 12 Prozent zurückgehen wird."
Demografischer Wandel verschlimmert Situation
Jahrelang war die Baubranche eine Stütze der deutschen Konjunktur, nun ist zum Sorgenkind geworden.
Die Aussichten seien besorgniserregend, da dem Bau allein wegen des demografischen Wandels 2030 rund 120 000 Fachleute fehlen dürften, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Müller. "Egal was kommt, wir müssen einstellen, um das Fachkräfteniveau annähernd zu halten - trotz Krise." Der Bau werde so dringend gebraucht wie nie. "Vor allem wenn der Wohnungsbaumotor wieder anspringt, fehlt uns dann jede einzelne Fachkraft, die uns jetzt droht, verloren zu gehen."
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Zu Zeiten der globalen Finanzkrise waren in Deutschland gut 700 000 Menschen in der Branche tätig. Danach stieg die Beschäftigung bedingt vor allem durch den Immobilienboom konstant um insgesamt mehr als 200 000 Menschen bis 2022. Im vergangenen Jahr stagnierte sie.
Nur Hälfte des Ziels erreicht
Der Wohnungsbau in Deutschland lahmt angesichts steigender Zinsen und teurer Materialien.
Nach geschätzten 270.000 Wohnungen im vergangenen Jahr rechnet das Ifo-Institut 2024 nur noch mit 225.000 fertiggestellten Wohnungen. Auch die DZ Bank sieht einen Abwärtstrend.
Bis 2025 könnte die Zahl der jährlichen Fertigstellungen auf 200.000 Wohnungen sinken.
Das wäre nur die Hälfte dessen, was sich die Ampelkoalition vorgenommen hatte. Gleichzeitig ist der Wohnungsmangel gerade in den Städten groß, was die Mieten zuletzt stark nach oben getrieben hat.