Tarifverhandlungen in Deutschland : Burckhardt warnt vor "Gastro-Effekt" in der Baubranche

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Zum Start der neuen Tarifrunde am Bau fordert die Gewerkschaft IG BAU für die rund 930.000 Beschäftigten in Deutschland 500 Euro mehr im Monat. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages solle zwölf Monate betragen, teilte die Gewerkschaft gestern, am Donnerstag, mit.

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Das habe die Bundestarifkommission einstimmig verabschiedet.

Ganz bewusst fordern wir einen Festbetrag.
Carsten Burckhardt

, erklärte Carsten Burckhardt, der im Vorstand der IG Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) für das Bauhauptgewerbe zuständig ist.

Rund zwei Drittel der Baubeschäftigten seien in den unteren Lohngruppen

Burckhardt ergänzt, denn sei uns wichtig,

[...] dass vor allem die Beschäftigten der unteren Lohngruppen deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben
Carsten Burckhardt

Das alltägliche Leben sei in den vergangenen zwei Jahren immens teurer geworden - etwa durch steigende Lebensmittelpreise, höhere Mieten und mehr Energiekosten. Rund zwei Drittel der Baubeschäftigten seien in den unteren Lohngruppen. Bis zu maximal 18 Euro pro Stunde seien dort die Verdienste derzeit.

Zentralverband Deutsches Baugewerbe befürchtet für 2024 Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen

Die Arbeitgeberseite lehnte es ab, die Forderung zu kommentieren.

Tarifverhandlungen führen wir, wie gewohnt, hinter verschlossenen Türen am Verhandlungstisch und nicht vorab in der Öffentlichkeit.
Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)

Die Forderung nach deutlich mehr Lohn dürfte für viele Betriebe zur Unzeit kommen. Denn die Baubranche leidet derzeit unter dem Einbruch im Wohnungsbau. Steigende Zinsen und immer noch hohe Baukosten sorgen für Zurückhaltung bei privaten Häuslebauern und Investoren sowie Projektentwicklern. Der ZDB befürchtet für 2024 den Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen.

Talfahrt bei den Baugenehmigungen in Deutschland

Zugleich beschleunigt sich die Talfahrt bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen. Die Zahl sank im November um 4.100 oder 16,9 Prozent zum Vorjahresmonat auf 20.200, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Jänner bis November lief damit ein Minus von 25,9 Prozent auf 238.500 Wohnungen auf - das sind 83.200 weniger als ein Jahr zuvor. "Die Branche braucht Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau", forderte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.

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Burckhardt warnt vor "Gastro-Effekt"

Den bisher letzten Tarifabschluss im Bauhauptgewerbe gab es 2021. Dieser Vertrag läuft am 31. März 2024 aus. Der erste Verhandlungstermin mit den Arbeitgebern ist laut Gewerkschaft am 22. Februar.

Die IG BAU erklärte mit Blick auf den Fach- und Arbeitskräftemangel, es sei auch im Interesse der Arbeitgeber, die Branche auch mit höheren Einkommen attraktiv zu halten.

Burckhardt warnte vor einem "Gastro-Effekt". Denn in der Gastronomie waren zu Hochzeiten der Corona-Pandemie viele Beschäftigte aus der Branche abgewandert – und nicht wiedergekommen, weil sie attraktivere Jobs fanden.

Das darf auf keinen Fall passieren, denn Arbeit gibt es genug.
Carsten Burckhardt

, betonte Burckhardt. Wohnungen zu bauen, Straßen und Brücken zu sanieren und Schienen zu erneuern sei "eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe".