Sanierung | Gastkommentar : Der Ruf nach Förderungen - was die Baubranche von der Gebäudetechnik lernen könnte

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Förderungen wirken doppelt, wenn sie durchdacht sind - und verpuffen, wenn das Gegenteil der Fall ist.

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Simples Konjunkturprogramm oder echter Richtungswechsel?

Achtung, Binsenweisheit: Eine Krise ist nur dann eine Chance, wenn sie ein Überdenken der bisherigen Handlungsweise zur Folge hat. Wer einfach weitermachen will wie vorher, der braucht gar nicht erst weiterlesen. Für alle anderen gibt es hier konkrete Anregungen – und eine Einladung.

Die Zahlen des WIFO sind eindeutig: Auch im dritten Quartal 2023 setzte sich die Rezession fort. Vor allen anderen ist die Bauwirtschaft mit einem Rückgang der Wertschöpfung um 1,8 Prozent hart getroffen. Die Baubranche ist auch der einzige Sektor, dem nach Ansicht der Wirtschaftsforschungsinstitute mit Förderungen gezielt unter die Arme gegriffen werden sollte. Zu Redaktionsschluss war absehbar, dass die Regierung dem Folge leisten wird – aber noch nicht wie: Ob es ein simples Konjunkturprogramm samt Vorziehen von ohnehin geplanten Bauprojekten der öffentlichen Hand geben wird, oder ob mit den Förderungen auch ein Richtungswechsel am Bau einher gehen soll, das ist noch offen. Doch wie könnte das überhaupt aussehen? Lassen Sie sich auf ein Gedankenexperiment ein, das Anregungen aus benachbarten Gewerken aufnimmt.

Klaus Paukovits ist Chefredakteur der TGA, des gebäudetechnischen Schwestermagazins von Solid bei WEKA Industrie Medien. Er arbeitet seit über 20 Jahren als Fachjournalist im Bereich Industrie-, Energie- und Gebäudetechnik.

Weichenstellung mit Hirnschmalz: drei Beispiele

In der Gebäudetechnik, einem für die Erreichung der Klimaziele und die Leistbarkeit des Wohnens zentralem Gewerk, sind heuer interessante Weichen neu gestellt worden. Während lange Zeit ausschließlich der intellektuell wenig herausfordernde Kesseltausch forciert wurde – Öl und Gas raus, Biomasse und Wärmepumpen rein –, gibt es jetzt neue Förderinstrumente. So wird etwa der hydraulische Abgleich gefördert, mit dem der Energieverbrauch in Bestands-Wohnhäusern um durchschnittlich mehr als 20 Prozent gesenkt werden kann.

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Das ist zwar bekannt, aber dazu muss das bestehende Wärmeverteilsystem genau analysiert und neu berechnet werden, und zu allem Überfluss muss am Ende ein Monteur in jeder Wohnung um Einlass bitten, um bei jedem Heizkörper an den Ventilen zu drehen. Das ist ein mühsames und zeitraubendes Unterfangen, das Heizungsbetreiber nur sehr ungern zahlen wollten und das deshalb nur selten durchgeführt wurde. Jetzt wird genau diese Kombination aus Gehirnschmalz und manueller Feinarbeit mit Förderungen unterstützt.

Ein anderes Programm zielt auf die nachträgliche Gebäudeautomation in Dienstleistungsgebäuden, die über 1.000 m2 Bruttogeschossfläche aufweisen und Investitionskosten von mindestens 50.000 Euro für die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik inklusive Planung, Hard- und Software benötigen. Dafür gibt es 50 Euro pro jährlich eingesparter MWh, die vom Planer nachgewiesen werden müssen, und als Nebeneffekt heben sie das Gebäude in eine für die ESG-Richtlinien relevante Gebäudeklasse.

Beim Trendthema Photovoltaik wiederum wurden im Oktober alle Bundesförderungen gestrichen, aber die Umsatzsteuer abgeschafft – ein budgetäres Nullsummenspiel, das wegen Prozess-Vereinfachung und Bürokratie-Reduzierung zu Freudentänzen bei PV-Fans geführt hat.

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AKTUELLE AUSGABE

SOLID Bau - Fachmagazin

Wünschenswerte Entwicklungen in der Baubranche

Was könnte die Baubranche davon lernen? Gegenfrage: Was wären denn wünschenswerte Entwicklungen in der Baubranche, bei denen der Wegfall der Umsatzsteuer das richtige Signal wäre? Was sind komplizierte, aufwändige, aber gemeinhin als sinnvoll anerkannte Maßnahmen, bei denen eine kleine Förderung durch die öffentliche Hand das entscheidende Argumentarium gegenüber dem Auftraggeber sein könnte? Ich denke an Sanierung und Umwidmung von bestehenden Gebäuden, an Recycling und „adaptive reuse“ statt Bauschutt-Deponierung, an Investitionen in Planungsqualität, integrative Projektgestaltung oder die Weiterentwicklung von Standardisierungs-Lösungen … aber was welchen Sinn machen würde, wissen Baubranche-Insider besser als ich.

Oder wir machen einfach so weiter wie bisher, passt eh so … dann danke fürs Lesen bis hierher, und viel Erfolg weiterhin. Alle anderen, die das Thema gewerkeübergreifend diskutieren wollen, darf ich als Chefredakteur des gebäudetechnischen Fachmagazins TGA auf eine Veranstaltung am 6. Dezember hinweisen: Beim Format „TGA meets Sanierung“ fühlen wir einer ganzen Reihe an entsprechenden Projekten auf den Zahn. Ein paar Bauleute, die mit den Gebäudetechnikern diskutieren wollen was geht und was nicht, wären dort genau richtig am Platz. Um Förderungen wird’s freilich auch gehen!