Konjunktur : Details zum 1-Milliarden-Paket für den Wohnbau
Inhalt des Baupaktes
Ein Paket gegen die Flaute am Bau schnürte Österreichs Bundesregierung. Präsentiert wurde es nun in Wien-Floridsdorf bei der Baustelle des Wohnviertels "Am Hirschfeld". Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sowie Vertreter des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) stellten die Maßnahmen bei einem Pressetermin vor.
Neben der Milliarde, die in den Wohnbau und die Wohnhaussanierung fließen soll, sollen etwa die Länder mehr Kompetenzen erhalten. Sie sollen Freizeitwohnsitz-, Zweitwohnsitz- und Leerstandsabgaben einheben können. Außerdem wird die Wohnbauförderung aufgestockt und ein Handwerkerbonus eingeführt.
Die Wohnbauförderung wird heuer von 65 Millionen Euro um weitere 60 Millionen Euro auf insgesamt 125 Millionen Euro aufgestockt. Die Mittel werden für Delogierungsprävention, Wohnsicherheit und Energieförderung eingesetzt.
Eine Erhöhung der Absetzung für Abnutzung (AfA) für Wohngebäude - künftig kann der dreifache gesetzliche Abschreibungssatz in Anspruch genommen werden - in den Jahren 2024 bis 2026 soll ebenfalls die Baukonjunktur beleben. Die erhöhte Abschreibung ist dabei an ökologische Standards geknüpft.
Um klimafreundliche Sanierungen steuerlich attraktiver zu machen, soll es einen Sanierungsbonus geben. Bei vermieteten Wohnungen sollen in den Jahren 2024 und 2025 Maßnahmen rund um die thermische Sanierung und den Heizungstausch mit einem Zuschlag von 15 Prozent bei der steuerlichen Absetzbarkeit gefördert werden.
Zusätzlich soll ein Handwerkerbonus die Handwerksbetriebe unterstützen und einen weiteren Anreiz für die Wohnraumschaffung und -sanierung schaffen. Handwerkliche Arbeiten bis zu 10.000 Euro sollen mit einem Zuschuss von 20 Prozent, maximal 2.000 Euro, gefördert werden.
Darüber hinaus sollen die Länder vor dem Hintergrund der derzeit hohen Kreditzinsen und der strengen Kreditvergaberichtlinien zinsgünstige Wohnbaudarlehen für Häuslebauer und künftige Wohnungseigentümer zur Verfügung stellen. Die Länder können Darlehen bis zu 200.000 Euro zu einem Zinssatz von maximal 1,5 Prozent zur Verfügung stellen.
Damit dies für die Länder leistbar ist, fördert der Bund die Zinszahlungen der Länder an die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), damit die Länder ihre Zinsbelastung auf 1,5 Prozent senken können. Darüber hinaus können die Länder ihr übliches Anleihevolumen bei der OeBFA heuer und im kommenden Jahr 2025 auf bis zu 500 Millionen Euro erhöhen.
Baukosten um 2,8 Prozent gestiegen
Es ist still geworden auf Österreichs Baustellen: Viele Bauträger haben bereits fest eingeplante Projekte zuletzt verschoben oder auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, berichteten jüngst die Branchengrößen Buwog und EHL. Trotzdem sind die Baukosten im Jahresvergleich um 2,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Dezember 2023 sind die Kosten um 1,5 Prozent gestiegen. "Wir haben mehrere Projekte, die quasi in den Startlöchern stehen", sagte Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler. "Es rechnet sich derzeit einfach nicht", ergänzte Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der deutschen Buwog-Mutter Vonovia. "Der Wert, den wir erwirtschaften können, liegt unter den Herstellungskosten."
Eine Milliarde Euro soll in den Bau und die Sanierung von Wohnungen fließen. Außerdem sollen die Länder bei der Vergabe von günstigen Wohnbaudarlehen unterstützt werden.
Konkret sollen mit den Mitteln 10.000 Eigentums- und weitere 10.000 Mietwohnungen geschaffen werden. 5.000 Objekte sollen laut Bundeskanzler Nehammer saniert und wieder auf den Markt gebracht werden.
Um Familien bei der Finanzierung ihres ersten Eigenheims zu unterstützen, streicht die Regierung zudem die Grundbuchs- und Pfandrechtseintragungsgebühr beim Bau (für die ersten 500.000 Euro). Das bedeute eine Entlastung von bis zu 11.500 Euro, rechnete der Bundeskanzler vor.
Vor dem Hintergrund der aktuell hohen Kreditzinsen und der strengen Regeln für die Kreditvergabe sollen die Länder zudem günstige Wohnbaudarlehen für Häuselbauer und künftige Wohnungseigentümer bereitstellen. Nehammer sprach dabei von Darlehen bis zu 200.000 Euro zu maximalen Zinssätzen von 1,5 Prozent.
Wohnbau geht um 46 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück
Laut aktuellem Wiener Wohnungsmarktbericht werden heuer nur rund 13.200 Wohneinheiten fertiggestellt, in den Folgejahren 2025 und 2026 ist mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Im Jahr 2023 werden die Baubewilligungen für neue Wohnprojekte auf rund 11.500 Einheiten sinken. Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 entspricht dies einem Rückgang von mehr als 46 Prozent.
EHL-Geschäftsführerin Karina Schunker sagte, die Zinsen hätten den Kauf einer Eigentumswohnung für viele in weite Ferne rücken lassen. Die Käuferzielgruppe habe sich minimiert, etwa auf Kunden, die über eine Erbschaft verfügen, um die Hürde von 20 Prozent Eigenkapital und die monatliche Kreditrate stemmen zu können.
Zuletzt hatten die Sozialpartner eine Eigenheimzulage von bis zu 100.000 Euro ins Spiel gebracht, die aber auf breite Ablehnung stieß. Auf wenig Gegenliebe stießen auch Pläne, all jenen Eigenheimbesitzern aus Steuermitteln unter die Arme zu greifen, die trotz niedriger Zinsen auf eine variable Verzinsung gesetzt hatten. Vorstöße der Bau- und Kreditwirtschaft sowie von Teilen der Politik, die Kriterien für die Zinsvergabe zu lockern, stießen wiederum bei Verbraucher- und Schuldnerberatern auf Ablehnung.