Strabag vs. Deripaska : Klage gegen Strabag-Vorstand: Deripaskas Argumente und die Reaktion
Das Ziel der Anwälte der von Oleg Deripaska kontrollierten 27,8 Prozent-Strabag-Eigentümerin Rasperia Trading Limited sind die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung vom 5. Mai. In dieser war die Enthebung des von der Rasperia entsandten Aufsichstratsmitglieds Thomas Bull beschlossen worden. Diese sieht die Deripaska-Seite als ungesetzlich an.
Was Sie in diesem Artikel erwartet
Die Maßnahmen der Strabag gegen Oleg Deripaska
- Kündigung des Syndikatsvertrags
- Neuerliches Einfrieren der Dividende
- EU-Sanktionen kommen dazu
- Abberufung der Rasperia-Aufsichtsräte
- Gründersohn Klemens Haselsteiner zum CEO designiert
Strabag und Deripaska - eine lange unglückliche Geschichte
Rund um die Beteiligung Deripaska an der Strabag war es immer wieder zu Verwerfungen gekommen. So hatte man bereits 2018 die Dividende Deripaskas für zwei Jahre eingefroren, da gegen ihn Sanktionen in den USA bestanden hatten - einem Markt, in dem die Strabag auch tätig ist. 2020 wurde die Zahlung nachgeholt.
Auch 2022 ist die Dividende wieder eingefroren worden - in einem Zug allerdings mit weiteren Maßnahmen.
Die Maßnahmen der Strabag gegen Oleg Deripaska
Was in den letzten Monaten geschah
1. Kündigung des Syndikatsvertrags
Am 15. März 2022 kündigte die Strabag-Kernaktionärin Haselsteiner Familien-Privatstiftung den bestehenden, allerdings im Auslaufen befindlichen Syndikatsvertrag mit der Rasperia Trading und auch der Uniqa- und Raiffeisen-Gruppe.
2. Neuerliches Einfrieren der Dividende
Im selben Vorstandsbeschluss wurde die Rasperia-Dividende neuerlich eingefroren - diesmal wegen von Großbritannien und Kanada erlassenen Sanktionen gegen Deripaska.
>> MEHR ÜBER DIE ZUSAMMENHÄNGE RUND UM DEN SYNDIKATSVERTRAG LESEN SIE IN DIESER HINTERGRUNDANALYSE
3. EU-Sanktionen kommen dazu
Am 8. April verhängt auch die EU Sanktionen gegen Deripaska, was ihn bei der Strabag noch mehr ins Out beförderte und den Weg frei machte für den folgenden Schritt.
4. Abberufung der Rasperia-Aufsichtsräte
Einer der beiden der Rasperia zugeordneten Strabag-Aufsichtsräte, Hermann Melnikov, hatte den Schritt bereits am 13. April selber vollzogen. Der zweite, Thomas Bull, wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung der Strabag am 5. Mai abberufen. Die Rasperia hatte in dieser HV aufgrund der Sanktionen bereits Stimmverbot.
5. Gründersohn Klemens Haselsteiner zum CEO designiert
Am selben Tag designierte der Aufsichtsrat den Sohn des Strabag-Gründers Hans-Peter Haselsteiner Klemens (seit 2020 Vorstandsmitglied der Strabag SE) zum CEO ab 1.1.2023. Damit verstärkt sich die Beziehung der Kernaktionärin Haselsteiner-Privatstiftung mit dem operativen Geschäft.
Die Rasperia verlangt nun, dass die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung von Anfang Mai "für nichtig erklärt" werden. Konkret ist die Enthebung des Aufsichtsratsmitglieds Thomas Bull nach Ansicht der Rasperia als ungesetzlich rückgängig zu machen. Die Anfechtungsklage wurde beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht, weil sich der offizielle Strabag-Firmensitz in Villach befindet. All das geht aus einer Veröffentlichung im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" vom 25. Mai hervor, wo aufgrund aktienrechtlicher Bestimmungen derartige Informationen publiziert werden müssen.
Die Strabag sieht sich für die Klage gut gerüstet, sagt laut der Tageszeitung "Der Standard" Konzernsprecherin Marianne Jakl. Sie verweist dazu auf ein rechtliches Gutachten, das die Position des Vorstands untermauern würde.