Die Vorarlberger (Holz-)Baukunst genießt in Deutschland und der Schweiz einen exzellenten Ruf. Das kommt der Rhomberg Bau Holding zupass, wie Geschäftsführer Matthias Moosbrugger berichtet.
SOLID: Seit wann und in welcher Form ist Rhomberg in Süddeutschland aktiv?
Matthias Moosbrugger: Seit 2013 mit eigenem Standort vor Ort. Zuvor setzten wir aber bereits Leuchtturmprojekte wie den Yachthaften Lindau von Bregenz aus um. In Süddeutschland sind wir vornehmlich in den Geschäftsbereichen Projektgeschäft, Immobilienentwicklung und Bauträgergeschäft tätig. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Holz-Systembau, in dem wir für jede Nutzungsart und jede Größe für jedes Bedürfnis das passende Produkt in unserem Portfolio haben. Hier konnten wir auch unser jüngstes Prestigeprojekt umsetzen, allerdings nicht im Süden der Bundesrepublik: das Edge Südkreuz Berlin.
Auch in Zürich arbeiten Sie an einem Projekt. Was ist hier der Status?
Moosbrugger: Aktuell sind die Kollegen vor Ort bei den Umgebungsarbeiten. In einem Monat ist die Übergabe des Gebäudes geplant, im Juli startet der Mieterausbau. Übergeben wird ein hochmoderner fünfgeschoßiger Gebäudekomplex. Das Besondere daran: Er ist größtenteils recycelbar und produziert wenig Emissionen, da auf die üblichen Heiz-, Lüftungs- und Klimasysteme (HLK) mehrheitlich verzichtet wird. In den oberen drei Geschoßen herrscht ohne konventionelle HLK-Technik stets eine Innentemperatur zwischen 22 und 26 Grad - und damit ein optimales Raumklima. Damit dies funktioniert, benötigt es eine durchdachte Architektur, clevere Sensoren und ausgeklügeltes Baumaterial. Im Winter wird die Wärme durch die Menschen in den Räumen sowie durch die elektrischen Geräte erzeugt und dann im thermischen Baustein gespeichert. Im Sommer regelt neben den rückversetzten Fenstern die intelligente Gebäudesteuerung die Temperaturen im Innenbereich und sorgt über Lüftungsklappen für ein optimales Klima. Das Gebäude wird in einer ARGE mit der Freo Switzerland AG errichtet, Architekt ist das Büro BE Zürich AG, Baumschlager Eberle Architekten.
Was bildete die Motivation für Ihr Engagement im Ausland?
Moosbrugger: Wenn wir Chancen sehen, nutzen wir sie. Sowohl Nachfrage als auch Möglichkeiten waren in Deutschland und der Schweiz zu dem Zeitpunkt groß, als wir uns zum Markteintritt entschlossen hatten. Zudem genießt die Vorarlberger (Holz-)Baukunst in beiden Nachbarländern einen sehr guten Ruf, dem wir gerne helfen, sich zu mehren.
Wie unterscheidet sich die aktuelle Marktsituation für Rhomberg in Österreich im Vergleich zu Deutschland sowie der Schweiz?
Moosbrugger: In der Schweiz bauen und sanieren wir ausschließlich für Investoren, also Banken, Fonds, Versicherungen etc. Dieser Markt ist daher in unserem Fall nur schwer eins zu eins vergleichbar. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland herrscht aktuell eine angespannte Zinslage, die vor allem den Neubau herausfordernd macht. Und hier wie dort kommen weitere Herausforderungen wie der Fachkräftemangel oder die EU-Taxonomie-Verordnung hinzu. In beiden Märkten sehen wir durch unsere Positionierung als Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit – Holz-Systembau, Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft – aber genau deshalb auch große Chancen. Ein Beispiel ist unser Joint Venture mit der deutschen LEG Immobilien Gruppe: die Renowate GmbH. Hier setzen wir auf serielles Sanieren mit Holz. Aufbauend auf einem digitalen Zwilling gelingt es uns, Gebäude schnell, kostengünstig, ressourcenschonend und hochwertig energetisch zu sanieren. Diese besonders rasche Art der Dekarbonisierung von Häuserriegeln ist aktuell aufgrund der Förderlandschaft vor allem in der Bundesrepublik interessant.
Planen Sie Markteintritte in weitere Nachbarländer?
Moosbrugger: Wenn wir in den genannten Ländern Chancen sehen, nutzen wir sie projektbezogen.