Konjunktur | Wohnbau : Wohnbaupaket: es braucht mehr und "rasche und breite Umsetzung"
Keine "rückwirkenden Förderungen"
„Das von der Bundesregierung angekündigte Baupaket ist grundsätzlich zu begrüßen“, sagt Robert Jägersberger, Bundesinnungsmeister der Bundesinnung Bau in der Wirtschaftskammer Österreich. Damit werde den Vorschlägen im Bereich des geförderten Wohnbaus, die die Bauwirtschaft im Vorfeld eingebracht hatte, Rechnung getragen.
Die Erwartung der Bundesinnung Bau ist, dass es sich bei den gemeldeten Projekten tatsächlich um Neubauten von Eigentums- und Mietwohnungen handelt, die noch nicht in Ausführung bzw. Fertigstellung sind. Denn durch eine „rückwirkende“ Förderung würde kein zusätzlicher Wohnraum geschaffen.
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Die Möglichkeit der Länder, zinsgünstige Wohnbaudarlehen bis zu einer Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung zu stellen, ist ebenfalls positiv zu bewerten. Dies wird vor allem im Bereich des Einfamilienhausbaus zu einer Entlastung bei den Finanzierungskosten führen. „Allerdings hätten wir uns hier von der Bundesinnung Bau eine ambitioniertere Lösung erwartet, etwa in Form von signifikanten Direktzuschüssen, da gerade in diesem Bereich der größte Nachfragerückgang zu verzeichnen ist“, betont Jägersberger.
Knappe Umsetzungsfrist und Gefahr von nicht abgeholten Mitteln
Um zu gewährleisten, dass das angekündigte Maßnahmenpaket tatsächlich greift, müssen die Bundesländer direkt in die Umsetzung eingebunden werden und schnell reagieren können, da fast alle geplanten Maßnahmen mit ambitionierten zeitlichen Vorgaben verbunden sind. Denn sowohl die Wohnbauoffensive als auch die Zinsenzuschüsse sehen eine Umsetzungsfrist von nur zwei Jahren vor.
Jägersberger: "Hier gilt es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Die Bundesmittel dürfen daher nicht an zusätzliche Bedingungen oder Kofinanzierungen der Länder geknüpft werden“.
In der Praxis hat sich nämlich gezeigt, dass aufgrund solcher Auflagen nur ein Bruchteil der angekündigten Bundesmittel tatsächlich abgerufen und baulich umgesetzt wird. „Mit diesen Maßnahmen der Bundesregierung ist ein erster wichtiger Schritt getan. Angesichts der besorgniserregenden Situation in der Bauwirtschaft sind weitere konjunkturbelebende Maßnahmen notwendig“, so Jägersberger.
Gewerbe und Handwerk: viele positive Impulse
In die selbe Kerbe schlägt auch Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. „Wir brauchen die Beschäftigten in der Bauwirtschaft, sonst fehlen uns später die Fachkräfte, um die Klimawende zu schaffen“, so Scheichelbauer-Schuster. „Sehr zu begrüßen ist auch die Zinsstützung bis zu einer Kreditsumme von 200.000 Euro, da für diese Kreditsumme das Zinsrisiko wegfällt.“
Auch die Abschaffung der Nebengebühren und die Anreize für das Vorziehen von Bauvorhaben durch die verbesserte steuerliche Absetzbarkeit - beides Maßnahmen, die von der Branche mehrfach empfohlen wurden - sieht Scheichelbauer-Schuster als Erfolg. Auch die zusätzliche Dotierung von Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 220 Millionen Euro ist aus Sicht des Gewerbes sehr positiv zu bewerten.
Wichtig ist nun, dass das Paket rasch umgesetzt wird und alle Bereiche der Bauwirtschaft umfasst: „Damit das Paket zum erhofften Impulsgeber für die Bauwirtschaft wird, muss die Leistbarkeit des Wohnbaus - von der Sanierung über den großvolumigen Wohnbau bis hin zum privaten Eigenheim - gewährleistet sein“, so Scheichelbauer-Schuster abschließend.