Konjunktur : WiFo: Europäischer Bau wächst künftig schwächer, Österreich im Trend
Das österreichische WIFO präzisiert die Gesamtangaben des Euroconstruct-Netzwerks, dessen Mitglied es ist: "Im Unterschied zu den Kostensteigerungen im Jahr 2021, die stark von Lieferkettenproblemen begleitet waren, sind besonders die hohen Energiepreise in Folge des Krieges als treibender Faktor zu sehen. Durch die sehr energieintensive Produktionstechnologie vieler Baustoffe kam es hier zu empfindlichen Preissteigerungen. So illustriert eine rezente Detailanalyse des WIFO), dass neben Rohmaterialien wie Holz oder Bitumen, besonders empfindliche Steigerungen bei Stahl- und Eisenprodukten sowie bei Treibstoffen (inkl. Diesel) auftraten. In Summe führen die beiden Schocks zu zweistelligen Wachstumsraten der Baukosten in den Jahren 2021 und 2022."
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Und obwohl die Preise für einige zentrale Baumaterialien wie Stahl bereits erste Rückgänge verzeichneten, sei auch im Jahr 2023 nicht mit einem nominellen Rückgang der Baukosten zu rechnen. WIFO-Experte Michael Klien: "Die bisherigen Kollektivvertragsabschlüsse lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass ein wesentlicher Teil der hohen Inflationsraten in Lohnsteigerungen mündet. Die entsprechend hohe Dynamik der Lohnkostenkomponente wird daher trotz stagnierender oder sogar rückläufiger Materialpreise auch im Jahr 2023 für ein Baukostenwachstum sorgen."
Angesichts der historisch starken Baukostensteigerungen sei es "eigentlich bemerkenswert, dass sich die Bauwirtschaft aktuell noch derart robust zeigt. Dabei ist wohl entscheidend, dass die Auftragsbücher zu Jahresbeginn gut gefüllt waren und die Nachfrage nach Bauleistungen trotz der Kostensteigerungen bisher nicht substanziell eingebrochen ist."
Im europäischen Vergleich zeige sich ebenfalls, dass sich die Situation in Österreich ungeachtet der intensiven Konjunkturabkühlung dennoch besser darstellt als im Gros der EU-Länder. "So hat sich zwar der Anteil von Firmen, die von mehr als ausreichenden Auftragsbeständen berichteten, im Jahresverlauf merklich reduziert, aber im Saldo überwiegen in Österreich weiterhin die positiven Meldungen gegenüber jenen Fällen, wo Firmen bereits von unzureichenden Auftragsbeständen berichten."
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In den Nachbarländern Deutschland, Tschechien, Ungarn und auch Polen überwiegt demgegenüber bereits der Anteil von Firmen mit unzureichenden Auftragsbeständen. Insgesamt ist damit zwar bereits eine deutliche Konjunkturabschwächung im österreichischen Bauwesen eingetreten, eine tiefere Rezession zeichnet sich aber ob der stabilen Auftragssituation aktuell nicht ab.
Ausblick gemischt
Die aktuelle Prognose des Euroconstruct Netzwerks für Österreich geht auch für die nächsten Jahre von einer sehr schwachen Entwicklung der realen Bauinvestitionen aus. Nach einer Stagnation im Jahr 2022 (+0,2%) liegt die Schätzung für 2023 und 2024 bei 0,3 bzw. 0,7% (siehe Abbildung unten). Besonders die Erwartung eines anhaltend schwachen Wohnungsneubaus dämpft die Bauinvestitionen bis zum Prognosehorizont 2025.
Der Abschwung im Wohnbau ist vor dem Hintergrund von drei aufeinanderfolgenden Jahren mit rückläufigen Baubewilligungszahlen wenig überraschend: Seit dem Höchstwert im Jahr 2019, mit über 70.000 Wohneinheiten in neuen Gebäuden hat sich das Niveau kontinuierlich gesenkt, und wird im Jahr 2022 wohl nur mehr rund 50.000 Einheiten erreichen. Die Schwäche im Wohnungsneubau machte sich auch bereits im Jahresverlauf 2022 in Form eines mäßigen Hochbaus bemerkbar. Das Baunebengewerbe, welches heuer noch eine relativ günstige Entwicklung verzeichnet, wird den schwächeren Wohnungsneubau ab 2023 zu spüren bekommen.
Die Konjunkturaussichten im Tiefbau sind demgegenüber für die kommenden Jahre deutlich positiver. Nachdem dieses Segment bereits vergleichsweise stabil durch die COVID-19 Pandemie gekommen ist, sind auch für die nächsten Jahre weitere Impulse absehbar. Ne-ben dem Investitionsbedarf in erneuerbare Energien, die neben den ökologischen Zielvorgaben (Stichwort „Fit for 55“) unter anderem von den aktuell hohen Preisen für fossile Energieträger profitieren, sind auch im Zuge des Breitbandausbaus weitere Impulse für den Tiefbau absehbar. Hinzu kommt der stetige Ausbau der Bahninfrastruktur gemäß dem zuletzt verabschiedeten Rahmenplan 2023 - 2028.
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Große Unsicherheit besteht in der weiteren Entwicklung des sonstigen Hochbaus, der stärker als andere Segmente der Bauwirtschaft von der gesamtwirtschaftlichen Konjunkturlage abhängig ist. Hier deuten alle Prognosen auf eine markante Abschwächung hin: Die letzte WIFO-Prognose vom Oktober 2022 geht von einer Stagnation von 0,2% im Jahr 2023, und einer nur wenig dynamischen Erholung auf 1,0% bzw. 1,1% in den Jahren 2024 und 2025 aus. Entsprechend der sehr verhaltenen gesamtwirtschaftlichen Dynamik ist auch im sonstigen Hochbau nur mit geringen Wachstumsraten im Bereich von knapp 1% in den nächsten Jahren zu rechnen.