Bauwirtschaft : Wie es um das Image der Bauwirtschaft bestellt ist
Die Baubranche in Deutschland hat mit denselben Krisen und Herausforderungen zu kämpfen wie jene in Österreich. Vieles wird erwartet, vieles ist möglich und vieles erfordert ein Umdenken bzw. neue Zugänge. Die Studie zum Image der deutschen Bauwirtschaft zeigt auch, dass durchaus Kommunikationsbedarf besteht. Gerade jüngere Arbeitnehmer:innen zweifeln an der rasant voranschreitenden Modernisierung der Branche, der Innovationskraft, dem Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise und nicht zuletzt an den Verdienstmöglichkeiten. Hier muss die Bauindustrie klarer zeigen, was sie kann.
Die Studie basiert übrigens auf 1.075 face-to-face Interviews, welche zwischen dem 25. März und 6. April 2022 durchgeführt wurden.
Merkmale der Bauwirtschaft
* Sie ist wichtig für Deutschland: Bedeutungszuwachs von 10 Prozentpunkten seit 2015: 64 Prozent der Befragten geben an, die Branche für bedeutend zu halten. Der Bau steht damit nun auf Platz fünf.
* Sie ist eine Branche mit Zukunft: Gute Zukunftsaussichten werden von 49 Prozent der Befragten attestiert. Das Ergebnis ist damit nahezu doppelt so hoch wie noch 2015 mit 26 %. Der Bau steht damit nun auf Platz vier.
* Die Bauwirtschaft bietet sichere Arbeitsplätze: 60 Prozent der Befragten bescheinigen der Branche Arbeitsplatzsicherheit, 2007 waren es nur 19 %. Die Bauwirtschaft liegt damit auf Platz zwei, direkt hinter dem Handwerk.
Mit diesen ersten Ergebnissen lasst sich bereits einiges festhalten: Der Imagetrend ist positiv, die Bauindustrie findet mehr Beachtung und wird immer starker in ihrer Wichtigkeit wahrgenommen.
Die Automobil- und die Maschinenbauindustrie werden von der Bevölkerung zwar noch als wichtiger angesehen, hinsichtlich der Zukunftsaussichten und der Arbeitsplatzsicherheit wurden sie aber bereits von der Bauwirtschaft überholt.
Harte körperliche Arbeit als Image der Baubranche
Die Baustelle ist kein Ort für Frauen - so zeigen es zumindest weitere Ergebnisse der Studie. Lediglich vier Prozent der Befragten geben an, dass die Bauwirtschaft ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen sei. Dies könnte unter anderem daran liegen, das nach wie vor 92 % die Bauwirtschaft mit harter körperlicher Arbeit assoziieren. Deutlich seltener verbinden die Teilnehmenden Begriffe wie Innovation (50%), Nachhaltigkeit (44 %) und Digitalisierung (24 %) mit der Bauwirtschaft und das, obwohl sich die Branche rasant in dieser Hinsicht verbessert.
Dabei sind Frauen durchaus am Bau interessiert. Der Anteil von Frauen im Studiengang Bauingenieurwesen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und liegt bei 30 %. Und nicht nur das, weibliche Studierende des Bauingenieurwesens schneiden besser ab, der Anteil nicht bestandener Prüfung liegt bei Frauen mit 5 % niedriger als bei Männern mit 7,2 %.
Baubranche im Wandel
Gerade aktuelle Entwicklungen wie verstärkte Modernisierung und Digitalisierung, die Verdrängung körperlich schwerer Arbeiten durch automatisierte Prozesse und das stärkere Ineinandergreifen von Planen und Bauen machen die Berufe der Bauwirtschaft für alle attraktiver. Um das auch zu zeigen, engagiert sich
die deutsche Bauindustrie in verschiedenen Initiativen wie beispielsweise bei „Klischeefrei – Initiative für Berufs- und Studienwahl“, die eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl etablieren möchte.
Trotz Imagegewinn Fachkräftemangel
Die Bauwirtschaft wurde von den Befragten als bedeutend, stabil und zukunftsträchtig beschrieben. Trotzdem hinkt die Branche bei der Beliebtheit der Arbeitnehmer etwas hinterher.
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* 67 % halten die Bauwirtschaft für einen attraktiven Arbeitgeber. Insgesamt 14 % verneinen dies, ebenso 18 % der unter 30-Jährigen und 17 % der Angehörigen höherer sozialer Schichten.
* 40 % halten die Bauwirtschaft für perspektivreich und vielseitig für Berufseinsteiger:innen mit abgeschlossener Lehre. Nur 34 % der unter 30-Jährigen stimmen dem ebenfalls zu.
* 26 % halten die Bauwirtschaft für perspektivreich und vielseitig für Berufseinsteiger:innern mit abgeschlossenem Studium. Nur 17 % der unter 30-Jährigen stimmen dem ebenfalls zu.
Bauwirtschaft für nachhaltige Zukunft
Die Bauwirtschaft ist eine moderne Industrie und wird so auch vom Großteil der Bevölkerung wahrgenommen. Insgesamt 46 % der Bevölkerung halten die Bauwirtschaft für fortschrittlich, während die meisten anderen sich dazu keine Meinung bilden konnten.
Dennoch bleibt ein Trend bestehen – gerade jüngere Leute und solche mit hohem sozioökonomischem Status sind skeptisch. Das muss sich ändern. Denn der Hebel für viele Veränderungen liegt in der Hand der Bauwirtschaft. So glauben ganze 56 % das die Bauwirtschaft zum Klimaschutz beitragen kann. Und das tut sie auch.
Gerade Aufgrund der fehlenden Fachkräfte und der Dramatik der Klimakrise ist die Bauindustrie regelrecht zu Innovationsleistungen gezwungen. Digitalisierung, Automatisierung und gesteigerte Nachhaltigkeit durch Recycling und Kreislaufwirtschaft – die Bauindustrie muss modern sein – und wird es kontinuierlich mehr.
Klare Absage gegen Schwarzarbeit am Bau
Nach wie vor, wenn auch etwas weniger als in früheren Jahren, hält sich bei der Bevölkerung das Vorurteil, dass Schwarzarbeit (80 %,) sowie Bestechung / Korruption (60 %) in der Bauindustrie gang und gäbe wären.
Die Bauindustrie engagiert sich gemeinsam mit den anderen Tarifvertragsparteien seit Jahren in diversen Bündnissen intensiv gegen Schwarzarbeit, Bestechung und Korruption. Dies spiegelt sich auch in den neuesten Daten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Bundeszollverwaltung wider, die sich positiv entwickelt haben: So sank der durch Schwarzarbeit verursachte Schaden im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe allein zwischen 2019 und 2021 von ca. 20 Millionen Euro auf ca. 7,7 Millionen Euro. Die Bauindustrie toleriert keine Schwarzarbeit am Bau und setzt sich massiv dafür ein, Schwarzarbeit zu beenden.