Baustoffe : Wie es sich mit Stahl nachhaltig bauen lässt
Um die Nachhaltigkeit von Stahl hervorzuheben, legte der Österreichische Stahlbauverband eine eigene Broschüre auf. Diese kann auf der Website downgeloadet oder als Print-Version kostenlos bestellt werden. Mit Fallbeispielen und Argumenten wird belegt, dass Stahlbau in der Nachhaltigkeits-Diskussion größere Beachtung finden muss.
Die vier „R“ des Stahlbaus – Reuse, Reduce, Remanufacture und Recycle – sind laut Arno Sorger, Präsident des Österreichischen Stahlbauverbandes, überzeugende Argumente, bei denen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen. Man müsse diese Themen Umnutzung, Materialeinsparung, Wiederverwendbarkeit und Recyclebarkeit im Stahlbau noch besser darstellen. Stahlbau punkte sowohl im Neubau als auch in der Erhaltung.
Lesen Sie in unserem SOLID-Faktencheck zu Baumaterialien alles zu den Vorteilen und der Kreislaufwirtschaft der unterschiedlichen Baustoffe.
Das 4R-Konzept der Kreislaufwirtschaft
Das 4R-Konzept der Kreislaufwirtschaft lässt sich im Stahlbau perfekt umsetzen:
* Reduce: Bauen mit Stahl ist leicht und effizient. Bei gleicher Tragfähigkeit ist eine Stahlkonstruktion wesentlich leichter als herkömmliche Bauweisen und spart somit Ressourcen.
* Reuse: Stahlbau kann einfach wiederverwendet werden. Ein Stahlbauobjekt kann demontiert und zu einem neuen Nutzungsort transferiert werden.
* Remanufacture: Stahlbau eignet sich gut für die Revitalisierung.
* Recycle: Aus Stahl wird wieder Stahl. Kaum ein anderer Baustoff ist so gut für das nachhaltige Bauen geeignet wie Stahl. Aus ökologischer Sicht ist Stahl ein hervorragender Werkstoff mit einzigartigen Recyclingeigenschaften.
Stahlbau hat ein Kreislaufpotenzial
Schon 2003 hat Baustoffexperte Peter Maydl eine Studie mit dem Thema „Stahl im Hochbau – ein nachhaltiger Werkstoff?“ verfasst, dazu sagt er heute: „An den Möglichkeiten der Bewertung hat sich viel, an der grundsätzlichen Aussage nicht allzu viel geändert. Diese ist, dass sich der Stahlbau weit unter seinem Potenzial verkauft. Stahlbau hat ein Kreislaufpotenzial wie kein anderer Werkstoff – mit Ausnahme von Aluminium, dort aber auch nur beim Recycling und nicht bei der Herstellung von Primäraluminium.“
Der Grund: Beim Stahlbau gibt es wie beim Holzbau eine Montagebauweise. Er kann daher auf engem Raum in kürzester Zeit errichtet werden. Durch die Montagebauweise können Stahlbauwerke relativ einfach de- und neu montiert werden – abhängig davon, ob man Steck-, Schraub- oder Schweißverbindungen verwendet. Schraubverbindungen zu öffnen, ist ebenfalls zerstörungsfrei möglich und man kann den Träger weiter verwenden.
Stahl punkte also, so Maydl, beim Thema der Wiederverwendung („Reuse“). Und beim zweiten großen „R“, dem „Recycling“, gebe es beim Stahl auch „sicher kein Downcycling“ wie bei anderen Baustoffen.
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"Stahlbau hat ein Kreislaufpotenzial wie kein anderer Baustoff."
Baustoffexperte Peter Maydl
Stahlbau über Lebenszyklus betrachten
Laut Maydl könnte man den Stahlbau als ein „Gesamtkunstwerk“ betrachten, das ökonomische und technisch-funktionale Vorteile mit einem gar nicht so großen ökologischen Rucksack kombiniert, bezogen auf den Lebenszyklus. Den mit den aktuellen Herstellungstechnologien verbundenen, energetischen CO2-Rucksack des Werkstoffs Stahl kann und soll man nicht kleinreden.
Aber der Stahlbau als Bauweise ist ökologisch sicher besser, als allgemein angenommen wird – insbesondere im Rahmen einer konsequenten Kreislaufwirtschaft, wie sie von der Europäischen Kommission als Bestandteil des Green Deal und im Rahmen der New European Bauhaus-Initiative stark forciert wird.
Ziel ist eine CO2-neutrale Stahlerzeugung bis 2050 durch den Einsatz neuer Technologien und die bessere Ausschöpfung bestehender Potenziale. Das Denken im Kreislauf umfasst einen reduzierten Material- und Flächenverbrauch, möglichst geringen Baustellenverkehr, Umbau- und Nutzungsflexibilität sowie am Ende eine vollständige Recyclingfähigkeit. All das ist mit Stahlbau sehr gut möglich.
Damit bietet sich Architekten und Ingenieuren eine bisher nicht dagewesene Möglichkeit, ein neues Denken in Entwurf und Konstruktion auf Basis einer nachhaltigen Entwicklung in der Baupraxis umzusetzen, ohne den Umgang mit dem Gebäudebestand zu vergessen.