Branchenumfrage : Wie die Baubranche den Krisen begegnet
Von Mai bis Juni 2022 wurden für die Studie „Austrian CEO Spotlight“ im Auftrag von PwC Österreich durch das Marktforschungsinstitut Market 30 qualitative Tiefeninterviews mit Geschäftsführenden österreichischer Großunternehmen (>250 Mitarbeiter:innen) aus unterschiedlichen Branchen durchgeführt. Neben Industrie und Handel ist auch die Bauwirtschaft mit acht Interviews vertreten.
Der Krieg in der Ukraine, eine wachsende globale Rohstoff- und Energiekrise oder die stetig steigende Inflation: Die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage treffen auch österreichische Unternehmen entscheidend. Als große Gefahren für die Unternehmensentwicklung erkennen die Geschäftsführer vor allem die hohen bzw. stark schwankenden Rohstoff- (90%) und Energiepreise (87%) sowie die steigende Inflation (86%) und Probleme in der Lieferkette (80%).
„Die Preisentwicklungen treffen bereits alle befragten Unternehmen, seien es die Rohstoff- und Energiepreise, oder auch die Inflation im Allgemeinen. Eine schwache Lieferkette und der Arbeitskräftemangel stehen als zusätzliche Probleme weit vorne auf der Agenda“, erklärt Rudolf Krickl, CEO und Territory Senior Partner von PwC Österreich.
So geht die Baubranche mit den Krisen um
Acht der 30 Interviews für die Studie wurden mit CEOs aus der Bauwirtschaft geführt. Diese Ergebnisse sind branchengetrennt herausgekommen:
* 67 % bewerten die aktuelle Geschäftslage gut, 37 % eher gut
* 50 % erwarten sich eine Verbesserung der Geschäftslage bis Jahresende, 24 % glauben es bleibt gleich und 26 % rechnen mit einer Verschlechterung
* 63 % sehen durch die Inflation ihre Geschäftsentwicklung eingeschränkt, für 25 % ist die Inflation beflügelnd
Einsparungen bei Energieverbrauch
Viele Unternehmen suchen intensiv nach Einsparpotenzialen, um eine Weitergabe der Mehrkosten an ihre Kund:innen nach Möglichkeit hinauszuzögern. Knapp die Hälfte der befragten heimischen Unternehmen hat den Energieverbrauch in der Produktion bereits reduziert. Als Vorkehrungen gegen überhöhte Energiekosten denken 60 Prozent einen Umstieg von Gas auf andere Energieträger und Brennstoffe an. 57 Prozent ziehen dabei auch einen Umstieg auf alternative Energiequellen in Erwägung.
Zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung und Transportwege haben 62 Prozent der befragten Unternehmen bereits ihre Lagerreichweite erhöht. In Bezug auf ihre Lieferanten wollen sich 6 von 10 befragten heimischen CEOs in Zukunft breiter aufstellen – 34 Prozent gaben an, dabei bereits stärker auf regionale Lieferanten zu setzen. Eine durch Rohstoffknappheit eingeschränkte Produktion in Form von Kurzarbeit ist für 90 Prozent der Befragten keine Option.
Sozialleistungen statt Lohnerhöhung
Die befragten Unternehmen teilen die Sorge über stark steigende Energiepreise und damit einhergehende wachsende Produktionskosten. Überraschend ist jedoch, dass der Zugang zu Finanzierungsmitteln in naher Zukunft von heimischen CEOs nur als geringe (38%) bzw. keine Gefahr (59%) eingestuft wird. Am ehesten wird eine Veränderung des Zinssatzes von variablen auf fixe Zinsen angedacht (40%) bzw. bereits umgesetzt (20%). Keine Dividende auszuschütten, um sie als Innenfinanzierungskraft zu nutzen, denken in Zukunft 30 Prozent der Unternehmen an.
Angesichts der steigenden Kosten für Endverbraucher:innen zeigen sich österreichische Unternehmen in Bezug auf die Entlohnung ihrer Mitarbeiter:innen zurückhaltend: Knapp die Hälfte der befragten CEOs (47%) planen keine allgemeine Anpassung der Gehälter über der Inflationsrate ein. Ein Wert, der in der Praxis einer Reallohnsenkung gleichzusetzen ist. Hingegen denken 54 Prozent der Unternehmen zusätzliche Sozialleistungen für Mitarbeiter:innen an bzw. haben diese bereits umgesetzt. Weitere 67 Prozent setzen zudem auf einmalige Zahlungen oder Prämien.