Kommentar : Immobilienwirtschaft 2024: "Wir brauchen einen nachvollziehbaren politischen Rahmen"

Docks Village im Dritten Wien

Vor allem lebendige Quartiere mit gemischter Nutzung stehen im Fokus der Immobilien-Entwickler.

- © Zoom VP / Artec

Preisverfall nicht eingetreten

Die heimische Immobilienbranche hat 2023 im negativen Sinne von sich reden gemacht: Die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten, die erhebliche Inflation und die restriktiven Kreditvergaben führten zum Stillstand bei Transaktionen, zu Projektstopps und schließlich sogar zu einer Pleitewelle vieler Immobilienunternehmen.

Trotz einer hohen Fertigstellungszahl – vor allem im Wohnbau – ist die Nachfrage an Eigentumswohnungen gesunken. Der von vielen Seiten vermutete Preisverfall ist aber nicht eingetreten. Die Preise bei vielen Neubauprojekten sind weitgehend stabil geblieben, wenn nicht sogar noch leicht gestiegen.

Herwig Schwarz ist promovierter Bauingenieur und seit 2002 im Strabag Konzern tätig. Nach internationalen Stationen bei der Strabag Infrastruktur Development wechselte er 2019 als technischer Direktionsleiter zu Strabag Real Estate. Dort wurde er 2021 zum Unternehmensbereichsleiter ernannt.
Franz Pöltl (EHL Investment) im Gespräch über die neue Situation für Immobilien-Investoren.

Eigentum wieder ermöglichen

Die Situation auf dem Eigentumsmarkt führt dazu, dass die Nachfrage an Mietobjekten steigt – vor allem in den Ballungszentren. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die es Familien wieder ermöglicht, Eigentum zu erwerben und eine weitere Verdrängung der Interessenten in den Mietbereich stoppt.

Beste Lösungen für nachhaltige Projekte

Die Situation bei Gewerbeimmobilien hingegen ist weitestgehend stabil. ESG- und Nachhaltigkeitskriterien sind hier vor allem für Investoren vom "Nice-to-have" zum "Must-have" avanciert. Die Immobilienwirtschaft schafft und entwickelt bereits nachhaltige Gebäude. Wir bei Strabag Real Estate betrachten von Beginn an den gesamten Lebenszyklus unserer Gebäude – von der Projektierung über die Planung und Entwicklung bis zum Bau, dem Betrieb und der Revitalisierung. Auch Bauen im Bestand wird die Zukunft maßgeblich bestimmen und dafür müssen Entscheidungsprozesse fit gemacht werden.

Um die besten Lösungen für nachhaltige Projekte zu realisieren, helfen der Immobilienwirtschaft klare Ziele und ein nachvollziehbarer Rahmen seitens der Politik, der den Weg zum Ziel offenlässt.

Vermehrter Einsatz von KI im Kommen

Neben dem verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeitsanforderungen stehen auch künstliche Intelligenz, neue Technologien und die Digitalisierung hoch oben auf der künftigen Agenda der heimischen Immobilienbranche. KI - vor allem in den Bereichen Planung, Design, Marketing und Vertrieb werden künftig vermehrt zum Einsatz kommen. Prozesse werden mit Hilfe von KI-Tools vereinfacht und unterstützt.

Die Zukunft gehört lebendigen Quartieren

Wir brauchen mehr lebendige Quartiere: Wohnen, Leben und Arbeiten müssen gemeinsam gedacht, geplant, gebaut und betrieben werden. Wir haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass wir in diesem Bereich einen wertvollen Beitrag leisten können. Die Gemeinden können unserer Expertise vertrauen und dürfen ihre Entscheidungen nicht nur von politischen Zyklen und Mehrheiten abhängig machen.

Eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist ein wesentlicher Erfolgsfaktur bei der Entwicklung von lebenswerten und nachhaltigen Quartieren.