Bauwirtschaft : Auftragsmangel bei deutschen Baufirmen

Construction helmet on a blurred background of a construction site at sunset. AI generated
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"Den Wohnungsbauunternehmen laufen die Kunden reihenweise davon", erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln." Viele Projekte rechneten sich schlicht nicht mehr und müssten verschoben oder gestrichen werden.

Für einige Unternehmen wird das schwache Neugeschäft laut Umfrage gefährlich: 11,1 Prozent der befragten Unternehmen meldeten im November Finanzierungsschwierigkeiten. Im Oktober waren es noch 9,9 Prozent.

Die Stimmung in der Branche lag im November auf dem niedrigsten Stand seit 1991. "Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht", sagte Wohlrabe. Die aktuellen Meldungen zur Haushaltskrise dürften noch keinen nennenswerten Einfluss auf die Umfrageergebnisse gehabt haben, da der Großteil der Antworten in der ersten Novemberhälfte einging. Auch die Auswirkungen der Insolvenz der Signa-Holding des Immobilienunternehmers René Benko auf die Stimmung seien noch nicht absehbar.

Das Ifo-Institut befragt monatlich 9000 deutsche Unternehmen aus zahlreichen Branchen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die kommenden sechs Monate.

Der Auftragseingang im Tiefbau soll lt. Angaben von Destatis im September 2023 in Deutschland sogar um 18,8 Prozent gesunken sein. Was auf den ersten Blick erschreckend wirkt, relativiert sich wieder, wenn man diese Zahlen in ihren Kontext bettet.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe in Deutschland im September 2023 gegenüber dem Vormonat August kalender- und saisonbereinigt um 7,3 % gesunken.

Die Entwicklung war hierbei zweiteilig: Während der Auftragseingang im Hochbau um 7,9 % stieg, sank er im Tiefbau gar um 18,8 %.

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Großaufträge im Vormonat erklären Auftragsrückgang im Tiefbau

Nachdem der Auftragseingang im Tiefbau im August 2023 durch einige Großaufträge besonders hoch ausgefallen war - konkret +18,6 % verglichen zu Juli 2023 -, relativiert sich der Rückgang im September wieder.

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Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr

Verglichen mit September 2022 stieg der reale Auftragseingang insgesamt um 13,2 Prozent. Dabei kam es im Hochbau zu einer Steigerung von 12,6 Prozent und im Tiefbau zu einer Steigerung von 13,8 Prozent.

Reales Minus in den ersten drei Quartalen

Für die ersten drei Quartale 2023 ergibt sich laut Bundesamt bei den Auftragseingängen ein reales Minus von 5,6 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.* Das lag vor allem an den sehr niedrigen Eingängen zu Beginn des Jahres. Auch in den vergangenen Monaten gab es vor allem Probleme mit Aufträgen im Wohnungsbau.

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*vgl. hierzu: https://www.destatis.de/DE/Pre... (Link abgerufen am 28.11.23)