Bauen in Deutschland : Zwischen gestern und übermorgen

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Über dem Wohnbau in Deutschland brauen sich dunkle Wolken zusammen - abgeschwächt auch in Österreich.

- © Ulf Dressen - stock.adobe.com

Einfach nicht bauen?

Mancher Vorzeigekonzertsaalplanungs- und Bauprotagonist schien es bereits zu wissen: Kosten und Realisierungszeiten sind ... egal!
Dieser Weisheit folgen seit vielen Jahren mannigfaltige öffentliche und private Bauvorhaben und für die Schuldfrage, die gestern noch schwer zu artikulieren war, hat man heute den lang ersehnten Sündenbock gefunden: Steigende Zinsen und zunehmende Materialkosten!

Erster „Ausweg“: Einfach nicht bauen! Wohnungsbaugenehmigungen 02/22 gegenüber Vorjahr: -20,6 %!

Moment: da war doch was mit 400.000 Wohnungen?

Der frühere langjährige Strabag SE-CEO Thomas Birtel erklärt in diesem Video unter anderem die Unterschiede zwischen deutschem und österreichischem Wohnbau.

Wir brauchen systematisierte, skalierbare Lösungen, digitale Transparenz und innovative Materialien

Ok, nächster „Ausweg“: Ich reise zurück in die Regulatorik von 1955. Dann ist die lästige Nachhaltigkeit und der ganze andere Krams nicht dabei, ich kann wieder ohne Seilsicherung über Träger balancieren - Schwund ist ja bekanntlich immer.

So, und jetzt mal ohne verbale Natronlauge.

Die Dauer vom Brachland/Acker bis zur Fertigstellung von Wohnungen liegt in der Regel zwischen 10 und 15 Jahren aufgrund von zunehmender Anforderungskomplexität, Regulatorik und mannigfaltigen Einspruchs“fenstern“. Können wir uns das als Gesellschaft erlauben?

Dennoch: Qualitätsansprüche sind auch ein Maß für den gesellschaftlichen Reifegrad, und auch die heutigen Anforderungen sind beherrschbar – mit systematisierten, skalierbaren Lösungen, digitaler Transparenz und innovativen Materialien.

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In dieser Sendung von Solid BAU TV geht es um neue Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit

Gesamtgesellschaftliche Verantwortung mit gesundem Menschenverstand

Gesellschaft und Umwelt haben einen Anspruch auf das richtige Maß an Qualität, und es müsste klar sein, dass Nachhaltigkeit zu einer globalen „Conditio sine qua non“ geworden ist.

Die dringend notwendige Beschleunigung bei Genehmigung, Planung und Bau und der dafür notwendige Bürokratieabbau ist somit kein Freifahrtschein für anachronistische (B/H)audegen, die sich nach dem alten Pfusch-am-Bau-Schlachtruf „wat nich passt, wird passend gemacht“ zurücksehnen.

Es gibt leider auch hier nicht „DIE EINE“ Lösung. Der gesunde Menschenverstand und das Gemeinwohl sollten bei der Entflohung der Regulatorik unsere Leitschnur sein, nicht Prinzipienreiterei und Einzelfall-Skandalisierung.

Wir müssen Nutzen, Aufwand und Schaden eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus begreifen, faktenbasiert und ideologiefrei. Gerade in unserer heutigen Zeit müssen wir den Charme von Geschwindigkeit neu entdecken..

Als Unternehmen sind wir in der Verantwortung, zukunftsfähige Konzepte zu liefern, die in der Realität auch skalierbar anwendbar sind.

Und von Politik und Verwaltung wünsche ich mir, dass man neben der wichtigen sozialen und ökologischen Verantwortung lernt, nicht für Paragraphen, sondern für Innovation, Geschwindigkeit & Wirtschaftlichkeit zu brennen. Das ist gesamtgesellschaftliche Verantwortung, und wenn jene von allen mit gesundem Menschenverstand wahrgenommen wird, kann da viel gehen.

Auch ohne die Rückkehr zur Einfachverglasungseuphorie und Bauschaumhuldigung.

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* Die Situation in Österreich stellt sich prinzipiell weniger dramatisch dar, die Tendenz und die Lösungsmöglichkeiten sind aber die gleichen (Anm. d. Redaktion)