Digitalisierung der Bauwirtschaft : Zivilingenieur-Präsident Hoppe: "Tappen bei Digitalisierung immer wieder in die Falle"

Generative AI computer screen view illustration of futuristic architecture with digital connection and cloud informations. Sustainable architecture

Die Digitalisierung ist weit noch nicht durch - schon gar nicht in der Bauwirtschaft.

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Digitale Transformation endlich für Verbesserungen nützen

SOLID: Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung und von welcher Digitalisierung reden wir eigentlich?

Thomas Hoppe: Wir alle sind ja schon fast gelangweilt von dieser Frage, da wir glauben, bereits mitten in oder nach der Digitalisierung zu stehen, aber leider entspricht das nicht der Wahrheit. Wir tappen immer wieder in die Falle, dass wir Digitalisierung mit der Transformation als elektronische Nachbildung des alten Prozesses verwechseln. Wir müssen die Abläufe ändern und die neuen Tools nutzen und ihre Funktionalitäten herausfordern. Es ist wirklich traurig, dass wir bereits in dem Moment zufrieden sind, wenn wir etwas ein wenig rascher abwickeln können als zuvor. Wir müssen diese Transformation endlich auch dafür nutzen, um Dinge auch inhaltlich besser zu machen.

Welche Chancen bieten sich für Planungsbüros und was dürfen sie auf keinen Fall versäumen?

Hoppe
: Aus meiner Sicht sind wir als Techniker:innen dazu verpflichtet, uns mit neuen digitalen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Die Entwicklung von Software „Made in Austria“ ist eine dieser Chancen, die wir am Schopfe packen müssen. Das wäre durchaus möglich, da „unser“ Markt im internationalen Vergleich sehr speziell ist und eigene Softwarelösungen unterstützen würde.

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Wir wissen, dass wir im D-A-CH-Raum eine sehr spezielle und hochwertige Art der Planung haben und wir sollten dieses mehr an Inhalten und Informationen als Chance für zukünftige Anwendungen nutzen. Im Bereich Nachhaltigkeit, Materialpass und Zirkularität könnten wir zum Beispiel den hohen Detailierungsgrad unserer Planungen auslesen, um Lösungen für den eigenen Markt und die EU (-Taxonomie) zu entwickeln. Techniker:innen sind immer schon innovativ gewesen, insbesondere in unserem Land, und das weiß und schätzt man auch in Europa.

VZI-Präsident Thomas Hoppe

Jetzt einreichen: VZI-Kampagne "Digitale Chancen für Planungsbüros"

Das Wichtigste zur Einreichung

  • Wer kann einreichen? Ziviltechniker:innen, Ingenieurbetriebe und Planungsbüros
  • Bis wann kann eingereicht werden? Die Einreichung ist bis inkl. 5. Mai 2024 möglich
  • Wie kann man einreichen? Die Einreichung erfolgt über das Formular unter DIESEM LINK
  • Bis wann erfolgt die Auswahl der prämierten Unternehmen? Die Jury wird bis 22.Mai 2024 entscheiden, welche Unternehmen im Rahmen der redaktionellen Serie vorgestellt werden
  • Save-the-date: Am 23. September (Uhrzeit zwischen 17:00-18:30) können sich die ausgewählten Unternehmen im Rahmen der Online-Veranstaltung „Digitale Chancen Summit“ einer interessierten Öffentlichkeit präsentieren.

Unternehmen brauchen Mut in der Digitalisierung

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe, die dazu führen, dass die Kollegenschaft nicht stärker als Innovationsführerschaft wahrgenommen wird?

Hoppe
: Aus meiner Sicht wird in Österreich der Wert von Innovationen nicht groß genug geschrieben. Auch "analoge" Techniker:innen können heute einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung von digitalen Anwendungen liefern, aber die Unterstützungen, oder das Vertrauen, ist auf dem Markt nicht gegeben.

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Ich habe immer wieder den Eindruck, dass es keine österreichischen Unternehmen gibt, denen die Entwicklung einer Software mit internationaler Relevanz zugetraut wird. Diese Art des Selbstzweifels ist in anderen Ländern der Welt unbekannt.

Ich weiß, dass viele Kolleg:innen Anwendungen für ihre eigenen Büros entwickeln, diese aber nicht auf den Markt bringen, um sie zu verkaufen. Warum? Weil sie keine „Bananenprodukte“, also Lösungen die erst beim Kunden reifen, liefern wollen, wie internationale Anbieter es leider immer öfter machen.

Aber um sich weiterzuentwickeln, muss man Inputs von Dritten bekommen, größer denken und auch für den Markt produzieren. Wir sollten genau diesen Unternehmen Mut machen und signalisieren, dass wir bereit sind, ihre Software auch dann zu kaufen oder zu mieten, auch wenn kein englischer Firmenname draufsteht, und die Entwicklungen noch weiterlaufen.