Wärmedämmverbundsysteme : Zertifizierte Lösungen unter wachsendem Druck

Der Markt für Fassadendämmungen steht weiter unter Druck – nicht nur wirtschaftlich, sondern zunehmend auch qualitativ.
- © festfotodesign - stock.adobe.comZertifizierte WDVS verlieren Marktanteile – Boom bei nicht-zertifizierten Systemen
Die Erwartungen an eine Markterholung im Bereich Fassadendämmungen haben sich 2024 nicht erfüllt. Wie aktuelle Zahlen des Marktforschungsinstituts Branchenradar.com zeigen, fiel der Umsatz mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) für Fassaden im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf rund 226 Millionen Euro – und das trotz der Ausweitung des Sanierungsbonus durch die Bundesregierung.
>> Das könnte Sie auch interessieren: Dämmung im Hausbau: der große Überblick
Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind zertifizierte Systeme. Laut Marktstudie büßten diese im Vergleich zum Vorjahr sogar 9,2 Prozent ihres Marktvolumens ein. Im Gegensatz dazu legten nicht-zertifizierte Systeme entgegen dem allgemeinen Branchentrend um sieben Prozent zu.
>> Nie mehr eine wichtige Neuigkeit aus der Baubranche verpassen? Abonnieren Sie unseren viel gelesenen Newsletter! Hier geht’s zur Anmeldung!
Wäremdämm-Verbundsysteme Österreich | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|
Umsatz Fassadendämmungen gesamt in Mio. EUR | 259,1 | 298,2 | 239,0 | 226,2 |
Abweichung gg. Vorjahr in % | - | 15,1 | -19,9 | -5,4 |
davon | ||||
Zertifizierte WDVS | 209,1 | 242,2 | 183,0 | 166,2 |
Abwg. gg. VJ. | - | 15,8 | -24,4 | -9,2 |
Nicht zertifizierte WDVS | 50,0 | 56,0 | 56,0 | 60,0 |
Abwg. gg. VJ | - | 12,0 | 0,0 | 7,1 |
Preisvorteile dominieren die Entscheidung
Der Grund für den Trend liegt vor allem in den deutlich niedrigeren Materialkosten nicht-zertifizierter Systeme. Diese bestehen aus individuell zusammengestellten Einzelkomponenten – von Dämmplatten über Klebespachtel bis hin zu Putzen –, die je nach Preis und Verfügbarkeit kombiniert werden können. Laut Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar, lassen sich dadurch Einsparungen von rund 40 Prozent erzielen.
„Dieser Preisvorteil hat den Einsatz nicht-zertifizierter WDVS vor allem im Ein- und Zweifamilienhausbereich befeuert“, so Kreutzer. Dabei würden die Systeme jedoch oft nicht aus Gewährleistungsgründen gewählt, sondern rein aus Kostengründen – ein Umstand, der das Risiko von Verarbeitungsmängeln erheblich erhöht.
>> Lesen Sie dazu auch: Problemfall nicht-zertifizierte Mineralwolle
Es braucht eine verbindliche Vorgabe, dass grundsätzlich nur noch zertifizierte Wärmedämmverbundsysteme eingesetzt werden dürfen.Andreas Kreutzer, Geschäftsführer Branchenradar
Haftungsrisiken für Bauherren und Forderung nach gesetzlicher Klarstellung
Kritisch wird es, wenn es im Nachgang zu Mängeln an der Fassade kommt. Da bei nicht-zertifizierten Systemen keine durchgehende Herstellergewährleistung greift, sehen sich private Bauherren im Schadensfall oft in einem Kompetenzwirrwarr zwischen Baustofflieferant und Handwerksbetrieb gefangen. Das Risiko, auf den Kosten sitzen zu bleiben, steigt.
Vor diesem Hintergrund fordert Kreutzer klare gesetzliche Regelungen. „Es braucht eine verbindliche Vorgabe, dass grundsätzlich nur noch zertifizierte Wärmedämmverbundsysteme eingesetzt werden dürfen“, betont er. Nur so könne eine durchgängige Qualitätssicherung gewährleistet und langfristige Schäden an der Bausubstanz vermieden werden.