Immobilien : Signa – wie es jetzt weitergeht

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Rund um die Signa-Gruppe häufen sich aktuell zahlreiche Meldungen und es scheinen immer mehr Informationen zur tatsächlichen Situation durchzusickern. Allerdings sind auch einige Spekulationen mit dabei, und wenngleich sich diese zu verdichten scheinen, deren Inhalte gelten noch nicht als gesichert. Ein Gesamtbild und die Tragweite der Probleme des Signa-Konzerns bleiben weiterhin undurchsichtig.

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Dass sich Gründer Benko aus der Führung der angeschlagenen Gruppe zurückzieht, wurde in einem öffentlichen Statement des Konzerns am Mittwoch(8.11.23) in Wien mittgeteilt. Die bisherigen Stimmrechte von Benko soll nun Sanierungsexperte Arndt Geiwitz ausüben - was für ein rechtliches Konstrukt dahinter steht, ist offen. Laut Ö1-"Mittagsjournal" vom Donnerstag(9.11.23) will Geiwitz bis Ende November klarmachen, wie er sich die Restrukturierung vorstellt und was unbedingt notwendig ist.

Was Geiwitz jetzt vorhat

Laut Radio-Bericht wolle Geiwitz spätestens in drei Wochen wissen, wer, wo in der Signa wie viel einschießen werde müssen. Das Team rund um Geiwitz und zwei Anwaltskanzleien schauen sich in dieser Zeit die wichtigsten Immobilienbereiche der Signa an, deren Gesamtvermögen Berichten zufolge auf 20 Mrd. Euro geschätzt wird.

Auch sollen weitere Geschäftsaussichten für Gebäude geprüft werden - also wo etwas verdient werden kann und wo es Kaufinteressenten gibt. Gespräche würden in Europa und im arabischen Raum mit potenziellen Geldgebern geführt. Zudem würden auch Verhandlungen mit geldgebenden Banken wichtig, wie es in Ö1 ohne Angaben von Quellen hieß.

Geiwitz muss nun eine Ausweitung des Liquiditätsengpasses verhindern. Einen Baustopp bei einem der Prestigeprojekten gab es zuletzt etwa am Hamburger Elbtower. Die Verbindlichkeiten würden im vielfachen Milliardenbereich liegen, wie einige Medien schreiben. Insgesamt wird über eine Summe von bis zu 15 Mrd. Euro berichtet, etwa von der "Kronen Zeitung", an der Benko wie auch am "Kurier" Anteile hält. Auch diese Beteiligungen dürfte sich Geiwitz genau anschauen. Die kurzfristigen Schulden sollen sich auf 2 Mrd. Euro belaufen - davon noch heuer zu bedienen: 1,3 Mrd. Euro.

Weder Benkos Stimmrechte noch dessen Anteile wurden an Geiwitz übertragen

Laut "Der Standard" - und dabei wird sich auf Insider berufen - solle Geiwitz weder Benkos Stimmrechte noch dessen Anteile übertragen bekommen haben. Dass Geiwitz Benkos Stimmrechte aber repräsentiert, auch ohne Übertragung, dafür sorge eine komplexe rechtliche Lösung. Eine zeitliche Limitierung soll es nicht geben. Es ist schließlich auch offen, wie lange es braucht, bis Benkos "Baby" gesundet - und unter welchen Umständen das möglich ist.

Ist eine Insolvenz der Signa möglich?

Der deutsche Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein meint, alle Signale zu René Benkos Firmengruppe deuten darauf hin:

[...], dass es nicht nur Zahlungsschwierigkeiten gibt, sondern das Unternehmen kurz vor einer Insolvenz unter Umständen steht.
Gerrit Heinemann

Der Sanierer Arndt Geiwitz werde zunächst Transparenz schaffen und die Banken beruhigen müssen, sagte Heinemann am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal" und ergänzte, fraglich sei jedoch, ob Geiwitz das gelingen werde. In den nächsten Wochen stünden etliche Refinanzierungen an, und die Banken seien von der deutschen Bankenaufsicht angewiesen worden:

[...] genauer hinzuschauen, was offensichtlich in der Vergangenheit nicht der Fall war. Und da wage ich zu bezweifeln, dass die Banken einfach nur durch ein Schönreden sich hinhalten lassen.
Gerrit Heinemann

Dass bei dem Firmengeflecht von rund 1.000 Firmen vieles unklar sei, denkt eben auch Heinemann. Zwischen diesen Firmen würden auch Geschäfte laufen und die gegenseitigen Haftungen seien nicht geklärt. Zudem wisse man vorerst nicht, um welche Summen es genau geht. Heinemann zufolge sollen die kolportierten 200 bis 400 Mio. Euro "angeblich der Betrag sein, der noch im November fällig ist", bis Jahresende sollen es "bis 1 Milliarde und mehr" sein.

Da Benko kein offizielles Amt innehabe, sei auch unklar, wovon er sich jetzt eigentlich zurückziehe:

Die Stimmrechte seiner Anteile - über 50 Prozent - sind wohl noch nicht übertragen. Er besitzt ja indirekt über seine Stiftung die Mehrheit, und da ist noch nichts übertragen worden, was man hört. Gerede ist das eine und Fakten und Tatsachen das andere.
Gerrit Heinemann

Wie zuvor geschrieben, behauptet auch der Standard, dass an Geiwitz noch keine Stimmrechte übertragen worden seien.

Wenn Benko "jemanden aus dem Hut zaubern könnte", etwas aus dem Nahen Osten oder einen russischen Oligarchen, "dann hätte er das schon geschafft, das sieht nicht so aus", so Heinemann. Bei den Immobilien gebe es einen hohen Abwertungsbedarf mit einem enormen Risiko für die Banken. Daher werde Geiwitz möglicherweise einen außergerichtlichen Vergleich schaffen, quasi ein außergerichtliches Insolvenzverfahren.

Allerdings in der Aufruhr und Intransparenz, die vorliegt, glaube ich eher an ein echtes Insolvenzverfahren, zumal ja schon seit einigen Wochen keine Zahlungen mehr erfolgen, die erfolgen müssten.
Gerrit Heinemann