Robotik bei Wienerberger : Rezept gegen Fachkräftemangel

Ziegelroboter im Einsatz

Wienerberger hat ein Rezept gegen den Fachkräftemangel: Der Ziegelroboter WLTR mauert superschnell und sicher.

- © Wienerberger / SFP Media

Die Maurer auf einer Baustelle bei Prag bekamen im Juli und Oktober2020 Unterstützung von einem mobilen Roboter. Das Konzept hatte Wienerberger gemeinsam mit dem Startup KM Robotics entwickelt.
„Die größte Herausforderung am Bau besteht darin, dass Industrieroboter ursprünglich nicht für den Bau konstruiert wurden und für diese Verwendung erst kompatibel gemacht werden müssen“, schildert Meysam Taghavi. Auch das Verhältnis von Kosten und Leistung sei im Auge zu behalten, so der Prefabrication & Robotics-Spezialist beim Ziegelhersteller.

Im Februar 2021 fiel schließlich der offizielle Startschuss in einem Entwicklungsprojekt, für das Wienerberger mit dem Tschechischen Institut für Informatik, Robotik und Kybernetik (CIRRC) an der Technischen Universität Prag und den Anwendungsspezialisten von KM Robotics zusammenarbeitete.

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Live-Demo in Wien

Country Managing Director Johann Marchner lobt das „ausgewogene Verhältnis zwischen Entwicklungszeit und Kosten“. „Als Vorreiter bei Innovationen sind wir stolz, das erste Unternehmen zu sein, das nach nur drei Jahren Vorlaufzeit einen kommerzialisierten Mauerwerksroboter auf den Markt bringt.“

Zu einer Live-Demonstration des Ziegelroboters lud das Unternehmen für Mitte November ins Wasserbaulabor der Technischen Universität Wien. Ausgestattet ist der automatisierte Baustellenhelfer mit Sensor- und LIDAR-Sensoren, die eine präzise Bewegungssteuerung und die die sichere Platzierung der Ziegelsteine gewährleisten. Bei Light Detection and Ranging (LIDAR) handelt es sich um eine Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung.

Unschlagbar schnell

Wobei Geschwindigkeit sozusagen der zweite Vorname des Roboters mit der unaussprechlichen Modellbezeichnung WLTR ist. Schon der Prototyp des Jahres 2020 war mit der Arbeitsgeschwindigkeit eines fünfköpfigen Teams vergleichbar gewesen.

Mittlerweile konnte man nochmals einen Zahn zulegen: Laut Unternehmensangaben schafft WLTR im Schnitt fünf bis sechs Quadratmeter in der Stunde. Und das bis zu einem Höhenbereich von 3,25 Metern ab Basis des Mauerwerks.

Der Roboter arbeitet dabei zurzeit mit den patentierten Porotherm-Ziegeln PTH 25 der neuen „Robot Ready“-Serie. Zwei spezielle Rillen an der Wandseite ermöglichen hier die Handhabung. In Bezug auf Wärmedämmung, Tragfähigkeit, Festigkeit, Feuerwiderstand sowie bei den akustischen Parametern unterscheidet sich der PTH 25 nicht von einem herkömmlichen Ziegel.

Am größten ist die Effizienz beim Einsatz für den Bau von Mehrfamilienhäusern, Nichtwohnbauten wie Schulen sowie Gewerbe- und Industriegebäuden. Hier kann der WLTR vor allem fürs Aufmauern von Innen- und Zwischenwänden wertvolle Dienste leisten. In personeller Hinsicht braucht es dazu zusätzlich einen Operator und einen unterstützenden Arbeiter.

Mit Blick auf die Operatorkosten ist es daher sogar günstiger, wenn gleich mehrere Roboter auf einer Baustelle werken. Marchner: „2025 werden sieben Roboter für Kunden verfügbar sein, wobei in den Folgejahren noch weitere Modelle hinzukommen.“ Angeboten werden diese als Dienstleistung inklusive Operator.

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Umfassende Digitalisierungsstrategie

Im Hintergrund steht eine digitale Plattform, durch die sich der WLTR nahtlos in die Planungs- und Bauphasen integrieren lässt. Beim Einsatz werden umfangreiche Metadaten generiert, die Bauqualität und Dokumentation sicherstellen. Darüber hinaus optimiert er Bestellungen, Logistik und Baustellenmanagement im Sinne eines stärker digitalisierten End-to-End-Prozesses.

„Robotik ist Teil der Digitalisierungsstrategie von Wienerberger“, sagt Country Managing Director Marchner. Virtuelle Tools wie Building Information Modeling erleichtern die Planung und Umsetzung von Projekten. Die Vorfertigung von Ziegelwänden und Roboter auf der Baustelle ermöglichen nicht nur effizientere, sondern auch nachhaltigere Bauprozesse. „Beispielsweise fällt weniger Abfall an. Auch werden Kosten und Lieferzeiten besser planbar.“