Bauchemie : Nachhaltigkeit als Auftrag

Peter Giffinger im Gespräch

Peter Giffinger, CEO Austria von Saint-Gobain, setzt sich für eine CO2-neutrale Zukunft ein.

- © michael@hetzmannseder.at

CO2 sparen und bis spätestens 2050 komplett frei davon zu werden, das ist das Ziel bei Saint-Gobain Austria. In den vergangenen 25 Jahren wurde viel unternommen, um sämtliche Unternehmensbereiche und -ebenen nachhaltiger zu gestalten. Mit einer Vielzahl an Projekten wurde der Einsatz von CO2-intensiven Rohstoffen reduziert bzw. ersetzt, Energie durch die Nutzung von Abwärme eingespart bzw. der Bereich Logistik CO2-sparend gestaltet. Nachhaltigkeit wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette – über Bergbau, Transport, Mitarbeiter bis hin zu Recycling und Rückführung – gesehen. CO2 in der Lieferkette über die Produktion hin zum Transport ist eine neue Herausforderung.

Im Vorjahr erfolgte die Umstellung auf Grünstrom, wodurch die jährlichen CO2-Emissionen um fast ein Drittel reduziert werden konnten. „Unser regionaler Vorreiter ist der Weber-Produktionsstandort in Wien, wo schon ab diesem Jahresende CO2-neutral produziert werden soll“, verrät Peter Giffinger, CEO Austria bei Saint-Gobain.

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Gips energieintensiv in Produktion

Gips steht an vierter Stelle der energieintensivsten Produkte in der Herstellung – nach Stahl, Zement und Kalk. „Diese Kosten treffen uns natürlich massiv. Dennoch konnten wir mit Energieeinsparungen wie Wärmerückgewinnung unsere Produktpreise stabil halten“, so Giffinger. In der Produktion wurde vor vielen Jahren von Schweröl auf Gas umgestellt, weil es eine saubere Technologie war. „Frage für uns ist: Müssen wir auf Biogas umstellen, werden wir eine andere Energie nutzen oder müssen wir elektrifizieren“, meint Giffinger. Für ihn seien aber noch nicht alle Technologien ausgereift, um hier eine Entscheidung zu treffen. Außerdem müsse eine Umstellung auch in 20 Jahren noch passend sein.

In Norwegen wird das erste CO2-neutrale Gipswerk in Norwegen gebaut, das elektrifiziert an den Start gehen wird. Das funktioniere laut Giffinger nur mit Unterstützung des Staates. In Deutschland gibt es ein weiteres Pilotprojekt mit Wasserstoff eingebunden in einen Technologie-Cluster mit entsprechender Förderung.

Mehr Rücksichtnahme und Anerkennung durch die öffentliche Hand wünscht sich CEO Austria Peter Giffinger auch für Österreich: „Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle übernehmen und z. B. auf CO2-armen Transport per Bahn setzen, sollten zumindest wettbewerbsfähige Bedingungen vorfinden.“ So verfügen die Rigips-Werke in Bad Aussee und Puchberg über Bahnzugänge, die für den Export immer seltener genutzt werden können. Das sei laut Giffinger teilweise auch dem reduzierten Verbindungsangebot geschuldet.

Peter Giffinger Saint-Gobain hemdsärmelig
Peter Giffinger setzt sich für nachhaltiges Wirtschaften ein. - © Hetzmannseder

Gebäude-Lebenszyklus betrachten

Peter Giffinger ist übrigens auch ehrenamtlich Präsident bei respACT, Österreichs führender Unternehmensplattform für nachhaltiges Wirtschaften. Er fordert, dass im Sinne von Nachhaltigkeit der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet wird: „Beim Bausektor ist der Ressourcenverbrauch in den vergangenen 50 Jahren auf das Dreifache angestiegen. Der aktuell, in der Auslage stehende Tausch der alten Gasthermen ist als Einzelmaßnahme richtig, im großen Ganzen gesehen, aber nicht mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein“, lautet Giffingers Ansicht.