Mixed-Use-Objekte reduzieren darüber hinaus das Risiko für den Bauherrn, berichtet Andreas Harich, Geschäftsführung der Vio Plaza GmbH & Co KG.
SOLID: Inwiefern liegen Mixed-Use-Gebäude in Österreich anno 2023 im Trend?
Andreas Harich: Ein bunter Mix bietet zahlreiche Möglichkeiten beziehungsweise reduziert das Risiko für den Bauherrn. Durch die Veränderungen am Arbeitsmarkt sowie die steigenden Kosten liegen kurze Wege (ohne Auto), gute Verkehrsanbindungen und alles unter einem Dach vereint zu haben, sehr im Trend. Im Fall von Vio Plaza werden die Anforderungen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Fitness und Hotel perfekt umgesetzt.
SOLID: Was waren die Gründe für den in der jetzigen Form vorliegenden Nutzungsmix von Vio Plaza?
Harich: Durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, Widmungen etwa Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, Einkaufszentrum, ist die Nutzung definiert. Im konkreten Fall werden dringend benötigte Mietwohnungen geschaffen, Unternehmen werden angesiedelt und es gibt durch das Hotel eine touristische Nutzung. Dieser Mix bietet eine enorme Aufwertung für den Bezirk.
SOLID: Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Entwicklung beziehungsweise Finanzierung sowie beim Bau von Vio Plaza?
Harich: Die eigentliche Projektentwicklung begann bereits 2003 mit dem Architektenwettbewerb. 2016 wurde das Projekt eingereicht. Zahlreichen Anrainerbeschwerden und Einsprüche zogen das Projekt in die Länge, bis schlussendlich 2019 der Verwaltungsgerichtshof als oberste Instanz die Baubewilligung rechtskräftig bestätigte. Der Baustart erfolgte im Jänner 2020. Kurz darauf kamen die Covid-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Neben diesen Unsicherheiten, der Rohstoffknappheit und den längeren Lieferzeiten hatte dies zur Folge, dass sich die Bauzeit, die Baukosten sowie die Finanzierungskosten veränderten.
SOLID: Worauf muss bei Betrieb und Verwaltung besonderes Augenmerk gelegt werden?
Harich: Es wird zwei voneinander getrennte Verwaltungen geben: für den Wohnbereich und für den gewerblichen Bereich. Die größte Herausforderung in der Verwaltung wird die richtige Zuordnung der angefallenen Betriebskosten zu den genutzten Mieteinheiten sein. Die geordnete Abwicklung und Koordinierung der einzelnen Anlieferungen wird eine sehr wichtige Rolle für den Betrieb sein. Kosten, die nicht auf alle aufgeteilt werden, können sein: Entleerung des Fettabscheiders (für Gastronomie), Wartung der Glaslifte in der Mall (nur Retailbereich), Trennung von Büroflächen im Turm von jenen im Sockelgebäude, etc.
SOLID: Bitte erklären Sie kurz, wie bei Vio Plaza das Abwasser des Wiental-Kanals zum Heizen und Kühlen genutzt wird.
Harich: In den Rechten Wiental-Sammelkanal wurden in zwei Kammern redundante Wärmetauscher eingebaut. Die Energie entsteht durch den Temperaturunterschied zwischen dem Kanal und der Außenluft. Im Winter ist es durch das Abwasser wärmer als draußen, im Sommer ist es im Kanal kühler. Durch die entstandene Energie können im Sommer 100 Prozent des Kühlbedarfs und im Winter circa 30 Prozent des Wärmebedarfs gedeckt werden.