Brennerautobahn : Luegbrücke: Baubeginn voraussichtlich im Frühjahr 2025
Die bereits mehrfach angekündigte Eingleisigkeit sei aus Sicherheitsgründen unabdingbar. Dies habe nun auch eine im April durchgeführte "Hauptprüfung" bestätigt bzw. ergeben, erklärte Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele. Deren endgültige Ergebnisse werden für Ende Juli erwartet. "Bei der Sicherheit kann es keine Kompromisse geben", betonte der Asfinag-Chef. Siegele betonte aber auch: "Die Brücke ist weiterhin befahrbar. Es ist keine Gefahr im Verzug. Das ist der Brücke zuzumuten."
Thomas Gabl, bei der Asfinag für die Erhaltung und Überwachung zuständig, ergänzte, dass man von einem "Faktor 15 im Vergleich zu einer normalen Brücke" sprechen könne. Teilweise würden die Bauteile alle drei Monate kontrolliert, ansonsten etwa alle sechs Jahre. Zudem habe man durch eine um 17 Millionen Euro errichtete Stahlkonstruktion verhindern können, dass "das Schlimmste passiert". Eine Sanierung im klassischen Sinn sei an und mit der Luegbrücke jedenfalls nicht mehr möglich.
Das erste Brückentragwerk werde voraussichtlich "Ende 2027" fertiggestellt sein, sagte Siegele. Erst dann stünden wieder durchgängig zwei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der gesamten Brücke sei dann im Jahr 2030 zu rechnen. 300 Millionen Euro sollen insgesamt investiert werden. Mit weiteren Verzögerungen durch Einsprüche rechnet man offenbar nicht, zuletzt steht noch ein wasserrechtlicher Bescheid aus.
27.5.: Republik will 2,1 Hektar Fläche enteignen
Zu einer mündlichen Verhandlung wurde bereits geladen. Dem Vernehmen nach soll es um rund 2,1 Hektar Fläche gehen, wobei ein Drittel davon für eine vorübergehende Nutzung vorgesehen ist. Die Asfinag muss indes für die Enteignung Entschädigungszahlungen aufbringen, die im Rahmen der Verhandlung vereinbart werden.
"Wir bedauern, dass trotz vielfacher Bemühungen bisher keine Einigung mit der Gemeinde Gries am Brenner gelungen ist. Aufgrund des schlechten Zustandes der Luegbrücke dürfen wir keine Zeit mehr verlieren", begründete Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele den Schritt. Es sei "im Sinne der Verkehrs- und Versorgungssicherheit notwendig, die Umsetzung der Generalerneuerung voranzutreiben und damit die Zeit der wohl erforderlichen Einspurigkeit auf der Luegbrücke möglichst gering zu halten."
Der Straßenbetreiber stellte einen Antrag zur "Einräumung von Zwangsrechten" bei der Bundesstraßenbehörde. Eine gütliche Einigung scheint aber noch nicht vom Tisch zu sein: Die Abteilung habe nun "als Verhandlungsleitung insbesondere dahin zu wirken, dass ein Einverständnis zwischen den Parteien erzielt wird", sagte Abteilungsleiter Bernhard Knapp.
Der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger - der sich stets vehement für einen Tunnel statt für die Erneuerung der Brücke ausgesprochen hatte - ärgerte sich im APA-Gespräch indes über die andauernde "Drüberfahrpolitik der Asfinag". Sollte dies durchgehen, sei er gespannt auf die "Argumentation" - immer sei es der Landeshauptmann, der letztlich entscheide. Die nun geforderten Flächen "können wir aber sicher nicht abtreten", hielt der Bürgermeister fest. Teils würden diese als Zwischenlagerplatz für den Bauhof dienen, teils handle es sich um Flächen des ehemaligen Sportplatzareals, die für eine anderweite Nutzung vorgesehen seien: "Die können wir natürlich auch nicht hergeben."
Vehemente Proteste von Gries am Brenner
Für die Generalsanierung der Luegbrücke auf der Tiroler Brennerautobahn (A13) hat das Verkehrsministerium per Bescheid grünes Licht gegeben. Da der Bescheid theoretisch noch beeinsprucht werden kann, ist der Baubeginn aber noch offen. Die Wipptaler Gemeinden hatten sich vehement gegen eine Sanierung ausgesprochen. Sie befürworten eine Tunnellösung.
Die betroffene Gemeinde Gries am Brenner wird gegen den Bescheid berufen. Die Gemeinde hatte bereits im Vorjahr versucht, einen Bescheid, der die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) verneinte, zu kippen. Die außerordentliche Revision wurde jedoch vom OGH abgewiesen.
Lösen 40 Millionen für die Gemeinden das Problem?
Eine Befriedung der Wipptaler könnte aber auch auf anderem Wege möglich sein: Die türkis-grüne Bundesregierung hat kürzlich im Nationalrat einen Antrag eingebracht, der vorsieht, dass die Gemeinden im Wipptal in den nächsten zehn Jahren 40 Millionen Euro mehr aus den Mauteinnahmen für Umwelt-, Lärm- und Gesundheitsschutz erhalten.
Bürgermeister will zumindest Einhausungen
Der Bürgermeister von Gries am Brenner, Karl Mühlsteiger, zeigte sich am Freitag gegenüber dem ORF Tirol zumindest zu einem Gespräch bereit. Dass der Bescheid kommt, habe ihn jedenfalls nicht überrascht. "Wir sind da sicher gesprächsbereit. Aber dann reden wir schon über Einhausungen mindestens - und nicht über einfache Lärmschutzwände, die uns nichts bringen. Da muss dann an den richtigen Standorten eine Einhausung wie in Schönberg kommen", so Mühlsteiger. Dann könne man ins Gespräch kommen.
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Die Gemeinde wolle den Bescheid gemeinsam mit Experten prüfen, sobald er vorliege. Sollte er nicht den Vorstellungen entsprechen, sei ein Einspruch und damit eine Verzögerung der Bauarbeiten denkbar.
Asfinag reagiert erfreut
Die Asfinag hatte bereits im Vorfeld eindringlich vor weiteren Verzögerungen gewarnt. Damit würde sich die ohnehin bereits angekündigte zweijährige Einspurigkeit der Luegbrücke ab 2025 noch weiter in die Länge ziehen, hieß es. Massive Staus und ein Verkehrschaos wurden befürchtet.
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Der Autobahnbetreiber reagierte am Freitag naturgemäß erfreut auf die erwartete Entscheidung. Man strebe weiterhin einen Baubeginn im Jahr 2024 an, hieß es.
Causa Luegbrücke: keine Zeit mehr für Tunnel
Seit geraumer Zeit wird zwischen der Wipptaler Bevölkerung und der Tiroler Landespolitik auf der einen Seite und der Asfinag bzw. dem Verkehrsministerium auf der anderen Seite über die Zukunft der in den 1960er Jahren errichteten Luegbrücke gestritten.
Auch der damalige Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte vor den Gemeinderatswahlen 2022 eine Tunnellösung ins Spiel gebracht. Sein Nachfolger Anton Mattle wollte diese Forderung nicht aufgreifen. Es handle sich nicht mehr um eine politische, sondern um eine technische Frage, so Mattle. Die Tunnelvariante würde mindestens zehn Jahre dauern, so viel Zeit habe man nicht mehr.
Von der Asfinag bzw. vom Bund forderten Mattle und sein Verkehrslandesrat René Zumtobel Verbesserungen für die verkehrsgeplagte Bevölkerung. Der Landeshauptmann forderte auch ein Gesamtkonzept für Baustellen und Lärmschutz für das gesamte Wipptal.