Digitalisierung : „Mit dieser Software wird BIM Alltag werden“

Bim t screen

Ressourcen, die bisher für das Übertragen der Daten in die eigenen BIM-Modelle gebunden waren, sollen mit bim-t jetzt frei werden.

- © ÖBV

SOLID: BIM wird mittlerweile auf Baustellen in ganz Europa eingesetzt, Herr Krammer. Warum braucht es überhaupt eine neue Software?

Peter Krammer:
Das ist richtig. Wenn wir ein Projekt partnerschaftlich mit Bauherren, Planern und Ausführenden umsetzen können, profitieren wir seit Jahren davon, ein gemeinsames BIM-Modell zu verwenden. Es sorgt dafür, dass über ein gesamtes Projekt hinweg die Datenqualität erhalten bleibt und relevante Informationen nicht verloren gehen können. Das gilt sogar noch für den späteren Betrieb. Die Herausforderung ist derzeit noch, dass jeder sein eigenes BIM-System verwendet und die Systeme sich untereinander nur bedingt verstehen. Viele potenzielle BIM-Nutzer schreckt das ab.

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Könnten Sie das etwas genauer erklären?

Krammer
: Die Programme machen zwar prinzipiell genau das Gleiche, unterscheiden sich aber in ganz simplen Bezeichnungen. Wählt das Swietelsky-System den Begriff „Concrete“, heißt das gleiche Merkmal beim Planer FCP „Beton“. Für diese „Attribute“ eines BIM-Systems gibt es bisher noch keine einheitlichen
Standards. Die Konsequenz ist, dass sich die Programme unterschiedlicher Akteure nicht verstehen und die Daten nicht automatisiert übernommen werden können. Wir müssen etwa die BIM-Modelle, die wir von Planern bekommen, derzeit noch nachbauen. Ein Aufwand, den viele scheuen.

ÖBV-Präsident Peter Krammer

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Wie soll bim-t diese Probleme jetzt lösen?

Krammer
: bim-t ist eine Art Übersetzungsprogramm. Kommen beispielsweise die Daten vom BIM-Modell des Planers, können alle anderen am Projekt Beteiligten sie in die bim-t Software laden, die sie auf ihrem Computer installiert haben. Dann werden in kürzester Zeit alle Attribute abgeglichen und die Daten so bearbeitet, dass sie mit dem eigenen Programm geöffnet werden können. Das Nachbauen entfällt dadurch, alle können ihre eigenen Systeme verwenden und trotzdem am gleichen BIM-Modell arbeiten. Ich bin sicher, dass durch diese Software endlich der Bau- und Betreiberalltag erleichtert wird.

Wo sehen Sie die größten Vorteile für die einzelnen Akteure?


Krammer
: Für alle Beteiligten ganz wesentlich: Eine Steigerung der Effizienz. Ressourcen, die bisher für das Übertragen der Daten in die eigenen BIM-Modelle gebunden waren, werden jetzt frei. Planer haben dadurch wieder mehr Zeit fürs kreative Gestalten und Bau­herren profitieren nicht nur von der internen Effizienzsteigerung, sondern auch ihre Angebotsprozesse werden wesentlich vereinfacht. Es kommt zu mehr Wettbewerb und sehr wahrscheinlich auch zu geringeren Angebotspreisen bei Vergabeverfahren. Auch die Reibungsverluste bei der Übersetzung von Planer- in AG-Standards werden wesentlich geringer.

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Und die Bauunternehmen selbst?

Krammer
: Wir haben dadurch wieder mehr Ressourcen, um beispielsweise an mehreren Vergabeverfahren gleichzeitig teilzunehmen. Außerdem können auch wir uns wieder mehr auf Qualität und kreative Lösungen konzentrieren und Bestandsinformationen besser übernehmen. Von besserer Datenkompatibilität werden schließlich sogar die Betreiber profitieren. Denn durch bim-t ist sichergestellt, dass auch alle externen Firmen über den gesamten Lebenszyklus hinweg und ohne Effizienzverluste mit digitalen Datenmodellen arbeiten können.

Welches wirtschaftliche Potenzial sehen Sie für eine solche Software?


Krammer
: Ich glaube, auf eine Lösung wie bim-t hat der Markt schon lange gewartet. Ich sehe deshalb gute Einsatzmöglichkeiten im DACH-Raum und sogar darüber hinaus.

Ist dieses Software-Produkt bei der ÖBV dann überhaupt am richtigen Platz?


Krammer
: Dieses digitale Werkzeug soll ja allen am Bau Beteiligten in gleichem Maße zugutekommen. Und die ÖBV versteht sich als neutrale Plattform, in deren Rahmen sich Bauherren, Bauunternehmen, Planer, Ausführende, Baustoffhersteller und Wissenschaft über den Stand der Technik austauschen können. Wir sind alle Teil unserer Vereinigung und können ihr genau deshalb beruhigt eine sensible Aufgabe übertragen, von der wir alle profitieren werden.

Wann wird bim-t vorgestellt?


Krammer: Wir müssen noch Entwicklungsarbeit bis zur Produktreife hineinstecken. Am 25.-26.April beim Baukongress werden wir in der Eingangshalle am bim-t Ausstellungsstand erstmals den Interessierten zeigen können, welches Potenzial in dieser Software steckt, die ab 2025 erhältlich sein wird. Bei aller Begeisterung fürs Digitale gibt es trotzdem nichts Schöneres, als Kolleginnen und Kollegen von Angesicht zu Angesicht zu treffen.