Ein Digital Nativ wird unter „Digitalisierung“ wahrscheinlich anderes verstehen als ein Digital Immigrant. Ohne zu fragen, wer Recht hat – vielmehr nun die Frage, von was wir eigentlich sprechen wollen. Von welcher Warte aus lässt sich denn festhalten, was Digitalisierung überhaupt ist? Wie lässt sich der Begriff näher erklären oder gar definieren, sodass der Digital Nativ und der Digital Immigrant zufrieden wären?
Erklärungen bzw. Definitionen findet man im Internet zur Genüge – nur sind solche meist recht allgemein gehalten und noch wenig greifbar. Um nicht das Pferd am Schwanz aufzuzäumen, ist man bei der Frage nach einer Erklärung oder Definition wohl besser bedient, sucht man zu beschreiben, was Digitalisierung sein kann/sein soll – bezogen auf einzelne Tätigkeitsfelder, in denen sie zur Anwendung kommt.
Und tatsächlich lenken recht allgemein gehaltene Definitionsversuche schlagartig in die Richtung, nach den jeweiligen Anwendungsbereichen zu fragen – insbesondere, wie es um die Digitalisierung im Bauwesen steht. Was kann Digitalisierung hier leisten und näher, was soll diese hier leisten (können)?
An die eben aufgeworfene Frage angenähert, könnte man den Anspruch an Digitalisierung insofern verstehen, als der Nutzer ins Zentrum aller Aktivitäten gestellt werden will, als man seine realen Probleme zu lösen und ihm dabei tatsächlich Arbeit abzunehmen sucht. Und zwar im Optimalfall ungeliebte, repetitive Tätigkeiten, bei denen der Faktor Mensch keinen tatsächlichen Mehrwert (im Gegenteil, meist nur Fehlerpotential) einbringt.
Außerdem soll es bei der Digitalisierung nicht darum gehen, Menschen durch Maschinen zu ersetzen. Ziel sollte es sein, alltägliche Probleme zu überwinden und den Menschen Freiraum für Aufgaben zu schaffen, in denen sich diese entfalten können – und bei denen der „Faktor Mensch“ den entscheidenden Mehrwert bringen kann.
Gute Digitalisierungslösungen sollten demnach von Grund auf nach den Bedürfnissen und Problemen der Nutzer entworfen werden, anstatt einfach nur analoge Prozesse 1:1 in den digitalen Raum zu transponieren.
Sieht man die Frage, was Digitalisierung leisten kann/soll, unter ebensolchen Aspekten, so scheint sich bereits herauszuschälen, was diese im Bauwesen leisten soll/kann.