Kreislaufwirtschaft : Bei Wiener U-Bahn-Ausbau wird mit Recyclingbeton geforscht

Blick in die U-Bahn-Baustelle

Beton ist ein wichtiger Baustoff bei der Verwirklichung des Wiener U-Bahn-Ausbaus.

- © Wiener Linien

Denis Milosevic zeichnet seit vielen Jahren als Bauleiter bei den Infrastruktur-Projekten der Wiener Linien verantwortlich. Er ist zuständig für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft und Teil der Forschungsgruppe. Das ÖBV- und FFG-Forschungsprojekt "Green Infrastructures" testet beim U2-Ausbau erstmals den Einsatz von Recyclingbeton. Und zwar direkt von der Baustelle selbst.

Dazu führen die Wiener Linien gemeinsam mit dem Betonhersteller Wopfinger Transportbeton und dem Institut für Konstruktiven Ingenieurbau (IKI) an der BOKU intensive Untersuchungen durch.
„Ziel ist es, einen Teil der Innenschale des künftigen Notausstiegs der Linie U2 am Quellenplatz mit Recyclingbeton und reduzierter innovativer Bewehrung aus Basaltstahl herzustellen“, informiert Prof. Konrad Bergmeister von der BOKU.

Zu Testzwecken wird in ca. 25 Meter Tiefe ein Probefeld von ca. 112 m3 mit einer Schachtinnenschale aus Recyclingbeton errichtet und auf Einflüsse wie Frost, Wasserdruck und chemische Angriffe geprobt. Das Ergebnis soll eine Innenschale aus Recyclingbeton sein, die dieselbe Qualität aufweist wie der herkömmliche Beton.

>> Lesen Sie hier unseren Baustellenbericht von der U2/U5.

Die Vortragenden (im Gruppenbild v.l.n.r.): Prof. Konrad Bergmeister (BOKU), Michael Zeman (Wiener Linien), Denis Milosevic (Wiener Linien), Michael Kupitz (Wiener Linien) und Sebastian Spaun (VÖZ)

- © katharina f rossboth

Derzeit nur 50 Prozent Recyclingbeton erlaubt

Um den Nachhaltigkeitsgedanken zu entsprechen, wäre es wünschenswert, Abbruch, Aufbereitung und Verarbeitung in einem kleinen Umkreis zu machen. Bei großen zukünftigen Projekten ist dies sinnvoll und möglich. Beim kleinen Forschungsprojekt in Wien allerdings nicht.
Darauf weist auch Franz Denk, technischer Geschäftsführer bei Wopfinger Transportbeton, hin: "Wir haben es hier mit kleinen Mengen zu tun. Wir brechen jetzt ab und bereiten es in Großwilfersdorf in der Steiermark auf", so Denk. Die Verbauung findet es 2026 statt. Bis dahin wird das aufbereitete Material von der BOKU geprüft und bis zur Wiederverwertung zwischengelagert.

Professor Bergmeister wünscht sich, dass die Richtlinien in Österreich den Einsatz von 100 Prozent Recyclingbeton und nicht nur 50 Prozent erlauben würden. Denn dann wären die Möglichkeiten größer und der aufbereitete Beton würde dichter sein, als ursprünglich angenommen.

Ziegel aus Erdaushub

Gemeinsam mit Wienerberger verwirklichten die Wiener Linien noch ein weiteres Projekt unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit: Ziegeln aus dem Erdaushub der U2.
Aus rund einer Tonne Aushubmaterial der U2-Baustelle beim Notausstieg Quellenstraße fertigte Wienerberger 1.000 Mini-Ziegel. Die Wiener Linien lieferten den Aushub direkt an Wienerberger. Dort wurde das Material nochmals genau untersucht und für die Ziegelproduktion aufbereitet.

Der Unterschied zur Ziegelproduktion mit herkömmlich abgebautem Ton: Das Projekt nutzt vorhandene Ressourcen und schont die Natur, indem Aushubmaterial aus dem Stadtgebiet wiederverwendet wird.