Bauwirtschaft : Achammer: „2023 wird grimmig, 2024 wird es dann richtig gut“
Industriebau nimmt zu, Wirtschafts- und Wohnungsbau reduziert sich
Außer dem Österreicher Achammer nahmen auch noch Zech-Group-Vorstand Olaf Demuth aus Deutschland und der Schweizer Adrian Wyss (Head der Division Real Estate bei Implenia) an der Diskussion im Rahmen der Builtworld-Serie teil.
Generell orteten alle drei Teilnehmer eine äußerst volatile Situation mit zwar gut gefüllten Auftragsbüchern, aber Preis-, Kapazitäts- und Zeitproblemen. Über dem Wohnungsbau stünden einige Fragezeichen, ebenso über dem Wirtschaftsbau, dafür sei der Industriebau weiter gut unterwegs - auch weil einige Betriebe die Wertschöpfung und Produktion wieder in den eigenen Bereich holen wollten.
Statt 20 Prozent für Projektplanung und Arbeitsvorbereitung sollten es zwei bis drei seinChristoph Achammer, ATP
Von Projekt zu Produkt
Achammer sieht in der derzeitigen Situation bei allen unangenehmen Erscheinungen bezüglich Energiepreise, Lieferketten etc. große Chancen: Man würde es gezwungenermaßen endlich schaffen, vor allem im Wohnbau von der Handhabung als Projekt zur Handhabung als Produkt zu kommen, damit einhergehend würde der Druck steigen, die Trennung von Planung und Ausführung aufzuheben.
Im Zuge dessen würden zwar die kommenden eineinhalb Jahre schwierig, für 2024 und die folgenden Jahre ist Achammer jedoch mehr als optimistisch.
Lesen Sie dazu auch unsere Meinungsbeiträge von Peter Krammer bzw. Rudolf Kolbe: "Trennung zwischen Planung und Bau wegbekommen" bzw. die Gegenposition "Für strikte Trennung von Planung und Ausführung"
„Man muss", so Achammer weiter, "Häuser konstruieren statt Häuser malen“. Dadurch ergäbe sich ein großer zeitlicher Vorsprung vor allem bei haustechnischen Themen und damit ein „unermessliches Potenzial für Verschwendungsreduktion“.
Die Vertikalisierung des Prozesses müsste entweder in einer Firma oder über mehrere ohne zwischenzeitliche Unterbrechung durch Ausschreibungen erfolgen, wodurch es zu einer Konzentration auf dem Markt bei Ausführenden und Planern durch Verbünde und Kooperationen käme.
Das Lieferkettengesetz wird noch ein ziemlich dickes Brett, aber es spielt einer Prozesserneuerung auch in die HändeOlaf Demuth, Vorstand Zech Group
Beliebigkeit des Laufens stark reduziert, Entwicklung zu Partnering
Insgesamt sahen alle drei Teilnehmer die Notwendigkeit zu mehr und früherer integrativer Planung und auch partnerschaftlichen Vertragsmodellen, wobei besonders Olaf Demuth auf massive Änderungen durch das neue Lieferkettengesetz hinwies. "Das wird uns noch viel Aufwand bringen, aber wir werden dadurch wahrscheinlich auch automatisch zu mehr Vorkonfiguration kommen, weil die Beliebigkeit und Kurzfristigkeit des Kaufens stark reduziert werden wird."