Bauwirtschaft Best Of Projekte : Bahnbau-Expertise für Deutschland: Neubaustrecke Wendlingen–Ulm fertiggestellt
Bahngleise zusätzlich zur Autobahn
Kilometerlanger Stop-and-go-Verkehr steht an der Tagesordnung: Wer auf der A8 von Ulm nach Stuttgart unterwegs ist, braucht Nerven aus Stahl. Erfreulich, dass Letzteres die beiden Städte bald in Form von Gleisen miteinander verbindet.
Mit der neuen Strecke entstehen große Vorteile für Reisende in Baden-Württemberg: Im Fernverkehr profitieren sie auf der Relation Frankfurt–München von einer rund fünfzehn Minuten kürzeren Reisezeit, im Nahverkehr wird es stündlich eine Verbindung Ulm–Merklingen–Wendlingen sowie in der Gegenrichtung geben. Damit ergeben sich auch für Pendler neue Perspektiven: Ulm und Stuttgart rücken näher zusammen, mit dem Bahnhof Merklingen wird zudem eine ganze Region durch die Schiene neu erschlossen: „Damit entstehen ein attraktives Nahverkehrsangebot und ein Anreiz zum Umsteigen auf den klimaschonenden Bahnverkehr“, so Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg gegenüber der Deutschen Bahn.
Zieleinlauf des Marathons
Ein Projekt, das solch einen Mehrwert bietet, ist in der Umsetzung kein Spaziergang – sondern vielmehr ein Marathon. Die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm, bei der Swietelsky in der ARGE Schwäbische Alb (ABSA) seit 2017 für den Gleisbau und die bahntechnische Ausstattung verantwortlich zeichnet, kann mit beachtlichen Zahlen auftrumpfen: 120 Kilometer Feste Fahrbahn, davon sechzig in Tunneln, zwei Großbrücken, 24 Weichen, zwölf Tunnel und ein Auftragsvolumen von rund 250 Millionen Euro.
Hinzu kommt die Errichtung von 50-Hertz-Anlagen sowie Anlagen für Telekommunikation und Bahnstrom, die Verlegung von rund 1300 Kilometern Kabel, die mechanische Ausrüstung mit Lüftungsanlagen, Technikräumen und Beschilderungen sowie der Einbau von sechzig Kilometern beleuchtetem Handlauf. „Das Bauprojekt war für uns in vielerlei Hinsicht besonders: Einerseits durch den abwechslungsreichen Streckenverlauf über zahlreiche Brücken, Tunnel und freie Strecken. Andererseits durch den enormen Umfang der technischen Ausrüstung, die mit der perfekten Abstimmung aller Anlagen die notwendige Sicherheit und Kommunikation gewährleistete“, so Peter Gal, Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Bahnbau bei Swietelsky.
Langlebigkeit dank Fester Fahrbahn
Die mitunter größte technische Besonderheit der Strecke ist wohl die durchgehend Feste Fahrbahn. Hierbei wird der Schotter des Gleisbettes durch Beton ersetzt. Bei Geschwindigkeiten über zweihundert Stundenkilometer sind neben der besseren Gleislagestabilität vor allem die Instandhaltungskosten gegenüber dem Schotteroberbau deutlich geringer. Man erwartet, dass die Feste Fahrbahn eine Lebensdauer von mindestens sechzig Jahren haben wird.
Dadurch steigen die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit der Strecke. Erwähnenswert ist auch die Befahrbarkeit der beiden langen Tunnel neben der Filstalbrücke. Spezielle Betonplatten ermöglichen Einsatzfahrzeugen im Notfall die Durchfahrt. „Die Neubaustrecke ist für uns nicht nur aufgrund des Projektumfangs außergewöhnlich. Auch die erbrachten Leistungen, insbesondere das Bauen der Festen Fahrbahn, lieferten Swietelsky ein enormes Know-how für künftige Projekte dieser Art“, so Martin Kukacka, Leiter Projektmanagement Bahnbau International. Das Unternehmen sei in der Vergangenheit vorwiegend in Rahmengeschäften tätig gewesen, führt Kukacka weiter aus: „Die erfolgreiche Umsetzung der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm bietet nun einen hervorragenden Einstieg in das in Deutschland vermehrt aufkommende Projektgeschäft.“
Über Swietelsky Bahnbau
Swietelsky schafft im Gleisbau die Voraussetzungen, damit Menschen und Güter schnell, günstig, sicher und komfortabel transportiert werden können.
Weitsichtigen Investitionen verdankt das Unternehmen den modernsten Maschinenpark seiner Branche und ein eigenes Eisenbahnverkehrsunternehmen.
Durch die Entwicklung und den Einsatz von Großmaschinen hat Swietelsky den Bahnbau in Sachen Effizienz und Arbeitssicherheit revolutioniert. Heute ist man in dieser Sparte europaweit führend und auch in Australien tätig.