Baustoffe : Wien Museum Neu zeigt Stärke des Materialtalents Beton

Wien Museum Zentrale Halle

Die zentrale Halle des neuen Wien Museums zeigt einige betonbautechnische Schmankerln wie die frei hängende Treppe.

- © Kollektiv Fischka/Kramar

Durch die umfangreichen Bauarbeiten und die Aufstockung wurde die Nettonutzfläche des ursprünglichen Gebäudes von bisher ca. 6.900 auf 12.000 Quadratmeter fast verdoppelt. Der neue Blickfang ist der imposante Betonkubus, der über dem bisherigen Museumsgebäude „schwebt“. Das Wien Museum verleiht dem Karlsplatz eine neue räumliche Qualität, es entsteht ein öffentlicher, konsumfreier Raum direkt im Stadtzentrum.

>> Die Porr gewann für Ihre Arbeiten am neuen Wien Museum den SOLID Bautechpreis 2023 in der Kategorie "National"

Eine bedeutende Rolle im gesamten Bauprojekt nimmt der Baustoff Beton ein. „Allein schon das Betreten des neuen Wien Museums ist beeindruckend und es verschlägt einem fast die Sprache. Was den Planenden und Ausführenden hier im Einklang von Architektur und Denkmalschutz gelungen ist, ist weit mehr als eine Generalsanierung. Ich gratuliere allen Beteiligten zu dieser herausragenden Leistung und bewundere den Gestaltungsspielraum des Baustoffs Beton, der bei diesem für die Stadt Wien so wichtigen Gebäude voll ausgeschöpft werden konnte“, sagt Christoph Ressler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton. Die Revitalisierung und Erweiterung wurden nach Plänen der ARGE Certov, Winkler+Ruck Architekten realisiert.

Das neue Wien Museum ist nicht nur architektonisch, sondern auch mit Blick auf Nachhaltigkeit ein Best Practice. Revitalisierung ist das zentrale Zukunftsmodell der Bauwirtschaft.
Christof Kunesch, Geschäftsführer, Holcim Beton Österreich

Bestandserhaltung und Nachhaltigkeit im Fokus

Im Fokus des Bauprozesses stand die Bewahrung des denkmalgeschützten
Originalgebäudes – entworfen von Architekt Oswald Haerdtl und eröffnet im Jahr 1959 – und damit die Einhaltung des Prinzips der Nachhaltigkeit.

„Bestandsobjekte unter Berücksichtigung der heutigen Baunormen umzubauen, verursacht eine weitaus geringere CO2-Belastung als ein Neubau. Die Qualität des Siegerentwurfes liegt auch darin, dass die Erweiterungen das bestehende Gebäude möglichst minimal tangierten. Statisch betrachtet schweben die neuen Obergeschoße über dem ursprünglichen Haerdtl-Bau“, unterstreicht Wolfgang Salcher, stellvertretender Landeskonservator für Wien im Bundesdenkmalamt, der die Revitalisierung mit strengem Auge begleitet hat.

Ziel der Sanierung und des Zubaus war, Haerdtls Entwurf sorgfältig weiterzudenken.
Aufwendig und feingliedrig gegossene Betonflächen formen den massiven Körper des. Schwebegeschoßes über dem ursprünglichen Bau. Ein Meisterwerk des Betonbaus ist auch das zentrale, „hängende“ Stiegenhaus, welches das Obergeschoß erschließt. Dabei kommt der gesamte Baukörper ohne sichtbare Stützen im Fugengeschoß darunter aus. Die Fassade trägt als Glaskonstruktion nur sich selbst, aber nicht das Schwebegeschoß darüber.

Das Geheimnis des Schwebens der Aufstockung liegt in den Baustoffen Beton und Stahl. So trägt und stützt das Materialtalent Beton die enormen Kräfte durch den Innenhof vertikal ins Erdreich ab – eine Meisterleistung des ausführenden Unternehmens. „Mit der einzigartigen Bauweise, die diese Konstruktion erfordert, hat die Porr ihr handwerkliches Können und technisches Know-how unter Beweis gestellt. Die Dimensionen und das Gewicht der eingesetzten Materialien und Geräte haben dabei für den Wiener Hochbau neue Maßstäbe gesetzt“, erklärt Karl-Heinz Strauss, Porr CEO. Der Baustoff Beton trägt außerdem zur umweltfreundlichen Energiewende des neuen Gebäudes wesentlich bei. Dieses wird mittels
thermischer Bauteilaktivierung in Kombination mit Geothermie (30 Erdsonden) ganzjährig geheizt und gekühlt.

Musterbeispiel des Bauens mit Beton

Für die Betonbranche ist das Wien Museum Neu ein Best-Practice-Beispiel, wie die
ressourcenschonende und nachhaltige Revitalisierung und städtebauliche Verdichtung mit dem Baustoff Beton gelingen kann: „Revitalisierung ist das zentrale Zukunftsmodell der Bauwirtschaft. So gelingt es uns, künftig besser mit weniger zu bauen. Beton kann dabei alle seine Vorzüge unter Beweis stellen: die beeindruckende Flexibilität im schwebenden Aufsatzbau, die außergewöhnlich hohe Energieeffizienz und die markante Verwendung des Weißzements für die ästhetisch präzisen Strukturen. Wir freuen uns sehr, Teil dieses auch international viel beachteten Projekts zu sein, das die vielfältigen Möglichkeiten von Beton
zukunftsweisend ausgelotet hat“, freut sich Christof Kunesch, Geschäftsführer der Holcim Beton (Österreich) GmbH.

Neben dem Ortbeton kamen auch hochwertige Betonfertigteile zum Einsatz. Die
Bretterschalung für die Betonfertigteile im Schwebegeschoß ließ dreieckige Rillen frei und formte so die vertikale Gratstruktur der Oberfläche. Diese wurde händisch nachbearbeitet, so dass jeder Grat eine eigene handgezeichnete Linie wurde. „Dieses herausfordernde Bauprojekt zeigt eindrucksvoll, welche Rolle der Baustoff Beton und die Fertigteil-Bauweise für das nachhaltige Bauen der Zukunft haben. Kürzere Bauzeiten sowie eine hohe Präzision und Ausführung können auch CO2-Emissionen im Bauprozess wesentlich reduzieren – genau hier liegt das Potenzial von Betonfertigteilen“, erklärt Georg Wieder, Geschäftsführer der Alfred Trepka GmbH.